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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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auflegte, die er hören wollte, oder im Fernsehen die Sendung anstellte, die er sehen wollte. Sie behauptete, er sei egoistisch. Er entgegnete, er wisse halt immer, was er hören oder sehen wolle, sie hingegen nicht; außerdem: Warum sollte er sich Musik anhören oder Filme ansehen, die er nicht mochte? Noch eine Sackgasse.
      Banks parkte vor einer Ladenreihe, die etwas abseits der Hauptstraße in der Nähe von Bramley Town End lag. Zusammen mit Annie spazierte er den Abhang hinunter zu der Straße, wo Gwen und Matthew Shackleton gewohnt hatten. Sie trugen Freizeitkleidung, sahen beide nicht wie Polizeibeamte aus. In diesen Sozialsiedlungen wurde Autorität in jeder Form nicht gern gesehen. Tatsächlich wurden Fremde von den Einwohnern, die von Natur aus argwöhnisch auf jeden Besucher in Anzug oder Kostüm reagierten, sofort erspürt. Das war kaum überraschend: Wenn man in so einer Siedlung einen Bekannten mit einem Anzug sah, nahm man an, dass er vor Gericht zu erscheinen hatte, sah man hingegen einen Fremden im Anzug, war es entweder ein Bulle oder ein Sozialarbeiter.
      Banks war in einer ähnlichen Siedlung in Peterborough aufgewachsen. Moderner als diese, aber im Grunde die gleiche Mischung aus abschreckenden, schmutzigen Reihenhäusern, neueren Einliegerwohnungen aus rotem Backstein und mit Graffiti beschmierten Mietshäusern. Als er klein war, hatte die Straße noch Kopfsteinpflaster gehabt, und jedes Jahr am 5. November, in der Guy Fawkes Night, wurde dort ein Freudenfeuer abgebrannt. Alle in der Siedlung kamen vor die Tür und teilten Feuerwerkskörper und Essen. Kartoffeln wurden in Alufolie am Rande des Feuers gegrillt, Teller mit selbstgemachten Pfefferkuchen und Sahnebonbons wurden herumgereicht. Die Nachbarn nutzten die Gelegenheit und warfen ihre alten Möbel aufs Feuer - eine Angewohnheit, die Banks' Mutter für Angeberei hielt. Wenn Mrs. Green aus der 16 ihren zerschlissenen Sessel aufs Feuer warf, konnte sie genauso gut jedem erzählen, dass sie sich einen neuen leisten konnte.
      Schließlich ließ die Gemeinde die Straße teeren und machte den Feiern ein Ende. Danach mussten sie das Freudenfeuer auf einem großen Feld abhalten, das eine halbe Meile entfernt war; Unbekannte aus anderen Siedlungen drängten sich rücksichtslos dazu, suchten offensichtlich Ärger, und die Alten blieben nach und nach zu Hause und verriegelten die Türen.
      »Wie wollen wir es angehen?«, fragte Annie.
      »Wir lassen es drauf ankommen. Ich will mir nur mal einen Überblick über die Lage verschaffen.«
      Es war wieder ein heißer Tag; die Leute saßen auf den Treppenstufen oder hatten sich gestreifte Liegestühle in briefmarkengroße Vorgärten gestellt, wo das Gras aus Regenmangel blassbraun verfärbt war. Die argwöhnischen Blicke, die ihnen folgten, waren nicht zu übersehen. Zwei spärlich bekleidete Jugendliche in einem Garten pfiffen An-nie hinterher und spannten die tätowierten Oberarme an. Banks sah, dass sie die Hand hinter den Rücken hielt und ihnen den Mittelfinger zeigte. Sie lachten.
      Sie gingen an zwei Mädchen vorbei, die beide nicht älter als fünfzehn Jahre sein konnten. Sie schoben mit einer Hand einen Kinderwagen und hielten in der anderen eine Zigarette. Die eine hatte kurzes rosa und weiß gefärbtes Haar, grünen Nagellack, schwarze Lippen und einen Stecker in der Nase, die andere hatte pechschwarzes Haar, ein großes Schmetterlingstattoo auf der Schulter und einen roten Punkt mitten auf der Stirn. Beide trugen hochhackige Pumps, knallenge Hosen und bauchfreie Oberteile. Die mit dem roten Punkt hatte zusätzlich einen Ring durch den Bauchnabel.
      »Guck dir die an!«, höhnte eine der beiden, als Banks und Annie vorbeigingen. »Wir sind aber etepetete!«
      »Langsam glaube ich, das war doch keine so gute Idee«, sagte Annie, als sie an den Mädchen vorbei waren.
      »Warum nicht? Was stimmt denn nicht?«
      »Du hast gut reden. Du bist ja noch nicht angemacht worden.«
      »Die sind doch bloß neidisch.«
      »Worauf? Auf mein Superaussehen?«
      »Nein. Auf deine Markenjeans. Ah, hier ist es.«
      Es stellte sich heraus, dass das Haus an einer der schmaleren Nebenstraßen lag. Die Farbe auf den meisten Türen war zerkratzt und verwittert, die gesamte Straße sah heruntergekommen aus. Alle Fenster im ehemaligen Haus der Shackletons waren geöffnet, von innen dröhnte laute Musik heraus.
      Nebenan hockten zwei Männer mit fetten Bierbäuchen auf der

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