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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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auch das letzte, wie's gekommen ist«, sagte Stan.
      »Na, wem seine Schuld war das wohl?«
      »Meine bestimmt nicht, Frau.«
      »Du wusstest doch, dass ich nach Raynville ziehen wollte, als die Siedlung neu gebaut wurde, oder nicht?«
       »Jaja«, sagte Stan. »Und wann war das? 1963? Und was ist jetzt damit? Sie mussten die ganze Scheiße abreißen, so schlimm wurde es da.«
      »Es gab auch noch andere Ecken, wo wir hätten hinziehen können. Poplars zum Beispiel. Wythers.«
      »Wythers! Das ist ja noch schlimmer als hier!«
      »Wann war das?«, ging Banks dazwischen. »Wann zogen sie hierher?«
      Die Patterson funkelten sich noch kurz böse an, dann rührte Elsie den Tee um. Sie setzte sich gerade auf, presste die Knie zusammen, umfasste die Teetasse auf ihrem Schoß mit beiden Händen. Aus der Ferne konnte Banks die Musik aus dem Haus des Glatzkopfs hören: jaulende Gitarren, schwere Bässe, eine aggressive Stimme fauchte von Lust und Hass. O Gott, hoffentlich war Brians Band besser.
      »1949«, antwortete Elsie. »Oktober 1949. Das weiß ich so genau, weil ich mit Derek im dritten Monat war. Das ist unser Ältester. Weißt du noch, Stan?«, sagte sie. »Du hattest gerade die Arbeit bei Blakey's Castings gekriegt.«
      »Ja«, sagte Stan und wandte sich an Banks. »Ich war gerade zwanzig und Elsie war achtzehn.«
      Banks war damals noch nicht einmal auf der Welt gewesen. Der Krieg war seit vier Jahren vorbei und das Land machte viele Veränderungen durch: Im Anschluss an den Beveridge-Report war der Wohlfahrtsstaat aufgebaut worden, das ganze System, das Banks mehr Möglichkeiten und Chancen zur Selbstentfaltung bot als je eine Generation vor ihm besessen hatte. Und zum Missfallen seiner Eltern war er Polizist geworden und kein leitender Angestellter oder Geschäftsführer, hatte also keine der Positionen eingenommen, zu denen sein Vater immer aufgeschaut hatte. Nachdem er sich im vergangenen Jahr sehr oft wie ein leitender Angestellter gefühlt hatte, freute er sich nun festzustellen, dass er immer noch der Meinung war, die richtige Wahl getroffen zu haben.
      Banks versuchte, sich die Pattersons als junges Ehepaar auf der Türschwelle ihres ersten gemeinsamen Heims mit einem Herzen voller Hoffnung und einer vielversprechenden Zukunft vorzustellen. Das Bild wurde schwarzweiß, im Hintergrund ein Fabrikschornstein.
      »Können Sie sich noch an Ihre Nachbarn von der anderen Straßenseite erinnern?«, fragte Annie. »Genau gegenüber, wo jetzt Kev mit seiner Familie wohnt?«
      Elsie sprach zuerst. »Waren das nicht diese ... du weißt schon, diese ... wie hießen die noch mal ... Mensch, Stanley? So 'n bisschen hochnäsig. Da gab's mal Ärger.«
      »Ein Selbstmord«, half ihr Banks auf die Sprünge.
      »Ja. Stimmt. Weißt du das nicht mehr, Stanley? Hat sich erschossen. Dieser große, dünne Kerl, der immer mit einem Stock herumlief und nie ein Wort sagte. Wie hieß der noch mal?«
      »Matthew Shackleton.«
      »Stimmt. Hier war alles voller Polizisten. Die kamen sogar zu uns rüber und befragten uns. Heiliger Strohsack, ist das lange her! Matthew Shackleton. Weißt du das nicht mehr, Stanley?«
      »Doch«, sagte Stan zögernd. »Glaub schon.« Er zündete sich die nächste Zigarette an und hustete. Dann sah er kurz auf seine Uhr. Die Pubs machten auf.
      »Kannten Sie die Shackletons?«, fragte Banks.
      »Eigentlich nicht«, antwortete Elsie. »Die führten sich auf, als ob sie einen richtigen Abstieg hinter sich hätten, als wär's ihnen schlimm ergangen. Sie kamen irgendwo vom Land, aber ich hab rausgefunden, dass sie auch nur eine Krämertochter war. Da war natürlich nix Schlimmes dran, bestimmt nicht. Ich bin nicht eingebildet. Ich war immer nett zu denen, ja, wie man so ist, wir waren schließlich neu hier und so. Aber um die kümmerte sich keiner. Die ein, zwei Mal, wo ich mit ihr geredet habe, hat sie nix davon erzählt, wo sie her war, meinte bloß, damals im Dorf wär alles besser gewesen. Eingebildete Zicke, hab ich nur gedacht.«
      Hm, dachte Banks, von Hobb's End in diese Sozialsiedlung von Leeds musste für Gwen und Matthew wirklich ein ziemlich beängstigender Abstieg ins Fegefeuer gewesen sein, wenn sie sich nicht schon selbst ins Fegefeuer befördert hatten.
      »Wie viele wohnten denn da drüben?«
      »Nur die beiden«, meinte Elsie. »Ich weiß noch, dass sie sagte, ihre Mutter hätte mit ihnen dort gewohnt und so, aber sie wär

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