Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
zu; Vivian sah einen Mann und eine Frau auf der Schwelle stehen. Der Kommentator berichtete weiter, die Polizei sei am Tatort angekommen und habe in diesem frühen Stadium keine Erklärung abgeben wollen, dann schloss er mit den Worten, man würde die Situation im Auge behalten.
      Im Fernsehen lief schon längst der Wetterbericht, als sich Vivian von ihrem Schock erholt hatte. Sie merkte, dass ihre Hände das Chrom immer noch fest umklammert hielten, selbst ihre Leberflecken waren weiß geworden.
      Sie ließ los, sackte im Sessel zusammen und holte tief Luft. Dann griff sie mit zitternden Händen nach ihrem Gin Tonic. Es gelang ihr, einen Schluck zu trinken, ohne etwas zu verschütten. Das half.
      Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, ging sie ins Arbeitszimmer und suchte in ihrem Sekretär nach dem Manuskript, das sie in den frühen Siebzigern geschrieben hatte, drei Jahre nach ihrem letzten Besuch des Thornfield-Stau-sees. Sie fand den Stapel Papier und trug ihn ins Wohnzimmer.
      Es war nie zur Veröffentlichung bestimmt gewesen. In vielerlei Hinsicht hatte sie den Text nur als Schreibübung verfasst, als sie sich nach dem Tod ihres Mannes für die Schriftstellerei zu interessieren begann. Sie hatte damit angefangen, als sie noch glaubte, die alte Regel »Schreib, was du kennst« bedeute, man solle über das eigene Leben, über die eigenen Erfahrungen berichten. Sie hatte ein paar Jahre gebraucht, um zu begreifen, dass das so nicht stimmte. Zwar schrieb sie noch immer über das, was sie kannte - Schuld, Trauer, Schmerz, Wahnsinn - nur packte sie es heute ins Leben ihrer Figuren.
      Als sie zu lesen begann, wurde ihr klar, dass sie gar nicht genau benennen konnte, was sie da in den Händen hielt. Ihre Memoiren? Eine Novelle? Sicherlich enthielt das Geschriebene eine gewisse Wahrheit, immerhin hatte sie versucht, sich an die Fakten zu halten, hatte sogar bei Unsicherheiten in ihren alten Tagebüchern nachgeschlagen. Doch da sie den Text zu einer Zeit in ihrem Leben verfasst hatte, als ihr noch nicht bewusst gewesen war, wie fließend der Übergang von Autobiographie zu Fiktion war, hatte sie nicht mit Sicherheit sagen können, um was es sich handelte. War ihr das jetzt klarer? Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden.
     
    Banks war noch nie in Harkside gewesen. Sergeant Cabbot fuhr mit ihrem metallic-roten Astra vor, er folgte ihr durch die sich windenden Einbahnstraßen, die von Cottages aus Kalksandstein mit kleinen, bunten Gärten hinter niedrigen (Mäuerchen gesäumt wurden. Viele Häuser, die direkt an der Straße standen, hatten Blumenkästen oder -körbe mit roten und gelben Blumen vor den Fenstern.
      Sie parkten neben der Dorfwiese, wo einige vereinzelte Bäume ihren Schatten auf die Bänke warfen. Alte Menschen saßen in der spätsommerlichen Dämmerung, die faltigen Hände ruhten auf knorrigen Gehstöcken, sie unterhielten sich mit anderen alten Menschen oder sahen einfach nur dem bunten Treiben zu. In der Mitte der Dorfwiese stand ein kleines, obeliskähnliches Kriegerdenkmal, auf dem die Namen der Gefallenen aus Harkside, die in den beiden Weltkriegen ihr Leben gelassen hatten, aufgeführt waren.
      Alle wichtigen Einrichtungen waren um die Dorfwiese herum versammelt. Ein kleiner Supermarkt, dessen seltsam verzierte Fassade aussah, als sei er früher ein Kino gewesen, eine Barclay's Bank, ein Zeitungshändler, ein Metzger, ein Gemüsehändler, ein Wettbüro, die Spirituosenhandlung Oddbins, eine Kirche aus dem fünfzehnten Jahrhundert und drei Pubs, einer davon der Black Swan. Harkside durfte kaum mehr als zwei- oder dreitausend Einwohner haben, war aber der größte Ort in der näheren Umgebung, und für die Bewohner entlegenerer Höfe und Weiler erfüllte er die Kriterien einer Großstadt, stellte den Inbegriff von Sünde und Versuchung dar. Harkside war nicht mehr als ein größeres Dorf, aber die meisten Leute hier nannten es »die Stadt«.
      »Wo ist die Polizeiwache?«, fragte Banks.
      Sergeant Cabbot wies in eine Seitenstraße.
      »Das Haus da, was wie eine Backsteingarage aussieht? Das mit dem Flachdach?«
      »Genau das. Das hässlichste Gebäude in der ganzen Stadt.«
      »Wohnen Sie hier?«
      »Ja, Sir, das muss ich zu meiner Schande gestehen.«
      Es war nur so dahergesagt, doch Banks konnte nicht umhin, sich zu fragen, was sie sonst noch zu gestehen hatte. Allein die Vorstellung verursachte ein Prickeln in ihm.
      Sie gingen hinüber zum Black

Weitere Kostenlose Bücher