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Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer

Titel: Inspector Alan Banks 10 In einem heißen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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...«
      »Weil meine Frau mich verlassen hat?«
      »Ja. Nicht nur weil sie niemanden bei sich haben und allein leben. Ich meine, von Natur aus, tief drinnen. Schon als Sie verheiratet waren. Ich glaube, Sie besitzen ein einzelgängerisches, isoliertes Wesen. Das färbt sich auf die Art und Weise ab, wie Sie die Welt sehen, auf Ihre Distanz zu anderen. Ich kann das nicht besonders gut erklären. Ich glaube, ich bin genauso. In einem Zimmer voller Menschen kann ich allein sein. Ich wette, Sie auch.«
      Rauchend dachte Banks über Annies Worte nach. Es war genau das, was Sandra ihm bei ihrem letzten Streit vorgeworfen hatte, was er nicht hatte zugeben wollen. Etwas in ihm stand immer abseits, war unerreichbar für sie, immer schottete er sich ein wenig von ihr ab. Es war nicht nur der Beruf mit seinen Anforderungen, sondern etwas Tieferes: eine grundlegende Einsamkeit. So war er sogar schon als Kind gewesen. Ein Beobachter. Immer abseits, selbst wenn er mit den anderen spielte. Wie Annie gesagt hatte, gehörte das zu seinem Wesen, das nicht zu ändern war, auch wenn er es versuchte.
      »Vielleicht haben Sie Recht«, sagte er. »Aber es ist komisch. Ich dachte immer, ich wär ein normaler Familienvater.«
      »Und jetzt?«
      »Jetzt bin ich nicht mehr sicher, ob ich je einer war.«
      Eine Katze miaute in einem Hof in der Nähe. Weiter die Straße hinunter wurde eine Tür geöffnet und geschlossen, jemand stellte den Fernseher an. Emmylous Gesang wehte durch das geöffnete Küchenfenster. Banks ließ die Zigarette fallen und trat die rote Glut aus. Eine kühle Windböe ließ die fernen Bäume rauschen und wehte durch den Hof. Annie fröstelte. Banks legte den Arm um sie und zog sie sanft an sich heran. Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter.
      »Oh je«, meinte sie. »Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist.«
      »Warum nicht?«
      Annie schwieg. Banks spürte ihre warme Schulter und den BH-Träger unter dem dünnen T-Shirt.
      »Hm, wir haben beide, glaube ich, schon zu viel getrunken.«
      »Wenn dich das mit dem Dienstgrad stört ...«
      »Nein, nein. Das nicht. Das ist mir scheißegal, um ehrlich zu sein. Wie gesagt, der Beruf ist nicht mein Ein und Alles. Ich bin immer noch ein kleiner Lebenskünstler. Nein, es ist nur ... ich hab ein paar schlechte Sachen mit Männern erlebt. Ich bin ... ich meine, ich habe nicht ... Oh, verdammt, warum ist das so kompliziert?« Sie rieb sich die Stirn. Banks sagte nichts. Annie seufzte tief. »Ich hab schon lange keinen Mann mehr gehabt«, sagte sie. »Absichtlich. Seit fast zwei Jahren nicht mehr.«
      »Ich möchte keinen Druck auf dich ausüben«, sagte Banks.
      »Keine Sorge. Das würde ich nicht zulassen. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen.«
      »Ich finde niemals wieder allein aus diesem Labyrinth.«
      »Ich würde dich rausführen«, sagte Annie, sah ihn an und lächelte. »Wenn ich denn wirklich wollte, dass du gehst. Aber irgendwie bezweifle ich, dass du in deinem Zustand noch fahren kannst. Ich bin bestimmt dazu verpflichtet, dich zu verhaften. Verbrechensvorbeugung.« Sie hielt inne und runzelte die Stirn, dann legte sie ihm die Hand auf die Brust. Sein Herz klopfte lauter. Das musste sie bestimmt hören und fühlen. »Es gibt eine Menge Gründe, jetzt aufzuhören, weißt du«, fuhr sie fort, »ich hab gehört, du wärst ein ganz Schlimmer.«
      »Stimmt nicht.«
      »Ein Weiberheld.«
      »Stimmt nicht.«
      Sie blickten sich eine Weile schweigend an. Annie biss sich auf die Lippe, fröstelte wieder und sagte: »Ach, scheiß drauf.«
      Banks ärgerte sich, dass er gerade eine Zigarette geraucht hatte. Er beugte sich vor und küsste sie. Ihre Lippen gaben nach, ihr Körper schmiegte sich an ihn. Dann vergaß er die Zigaretten.
     
     

* 6
     
    ***
     
    Matthew und Gloria beschlossen, am Heiligabend eine Party zu geben, aber zuerst gingen wir alle Eislaufen auf dem Stausee. Es waren schon eine Menge Leute da, Feuer brannten auf großen Rosten, die entlang des Ufers aufgestellt worden waren. Es war schon dunkel, und das Eis hatte zusammen mit dem Feuer in der Dämmerung eine hypnotische Wirkung - für mein Empfinden jedenfalls -, so dass ich wie in Trance dahinglitt. Wenn ich die Augen schloss, konnte ich die Flammen hinter den Augenlidern tanzen sehen, und wenn ich am Ufer entlangfuhr, spürte ich die Wärme in Wellen an mir vorbeiziehen.
      Gegen sieben Uhr kehrten die Leute zum Bridge Cottage zurück,

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