Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab
Das ist heutzutage das große Geschäft. Wenn es nur darum ginge, Windows oder die neueste CD von Michael Jackson für einen Freund zu kopieren, würde niemand mit der Wimper zucken, aber wir reden hier von großen Unternehmungen. Auch vom großen Geld.«
»Genau daran bin ich interessiert«, sagte Banks. »Wie groß?«
»Bei der letzten Razzia haben wir Zeug im Wert von einer viertel Million Pfund sichergestellt.«
Banks stieß einen Pfiff aus. »So groß?«
»Die Spitze des Eisbergs.«
»Es wäre also ein lukratives Geschäft für das organisierte Verbrechen, oder?«
»Besonders, wenn ihr Burschen nicht mal glaubt, dass es ein Verbrechen ist.«
»Hab schon verstanden. Hören Sie, wir haben da gerade einen Fall - er begann mit einem Mord -, und ich habe zwei und zwei zusammengezählt und bin auf Raubkopien gekommen. Ich weiß noch nicht, wie groß die Sache ist. Tatsächlich wissen wir überhaupt noch nicht viel.« Brians CD war das letzte Stück im Puzzle gewesen. Als Banks gesehen hatte, wie amateurhaft das Cover gemacht war, hatte er an die CD-Hülle gedacht, die Annie bei PKF gefunden hatte, die CDs, die sie in Alex' und Carlys Wohnung gesehen hatte, an Gregory Manners Fingerabdrücke, Barry Cloughs Rauswurf als Roadie, weil er Live-Bootlegs verkauft hatte, an einen Lieferwagen, der es wert war, ausgeraubt zu werden, und wert war, dass man den Fahrer ermordete. Die Ladung des Lieferwagens war immer noch nicht gefunden worden, aber Banks hätte ein Pfund gegen einen Penny gewettet, dass sie aus Geräten zum Kopieren von CDs bestand, zusammen mit dem gesamten Lagerbestand und CD-Rohlingen, die noch übrig waren. Banks wollte jetzt von Granville Baird wissen, ob man mit Raubkopien genug Profit machen konnte, um Clough daran zu interessieren; ebenso viel Profit wie mit dem Schmuggeln.
»Was wissen Sie denn?«, fragte Granville.
»Eine Scheinfirma mietet Räume in ländlichen Firmenparks, betreibt dort eine Weile ihr Geschäft und zieht weiter. Sagt Ihnen das was?«
Granville nickte. »Ich habe entsprechende Gerüchte gehört. Und wenn man zwei oder drei solcher Unternehmungen gleichzeitig laufen hat, im ganzen Land verteilt, könnte man es in einem Jahr leicht auf ein oder zwei Millionen Pfund bringen, oder mehr. Wenn man die richtige Ausrüstung hat, natürlich.«
»Es würde sich für ihn also lohnen?«
»Für wen?«
»Wir sind uns noch nicht sicher. Bisher ist es reine Spekulation. Wovon würden die denn Raubkopien herstellen?«
»Von allem, was sie in ihre schmutzigen kleinen Finger bekommen. Musik, Software, Spiele, was auch immer. Momentan lässt sich mit Spielen der größte Gewinn machen. Für die PlayStation von Sony, zum Beispiel. Alle Kids sind heiß auf die neuesten Computerspiele. Wir haben Raubkopien gefunden, deren Originale noch nicht mal auf dem Markt sind. Einige der Star-Wars-Spiele kamen aus den Staaten rüber, bevor der Film überhaupt anlief.«
»Was ist mit Raubkopien von Filmen?«
»Die gibt es auch zuhauf, aber die meisten werden in Asien hergestellt.«
»Wie kommen die an die Originale? Von Insidern?«
»Meistens ja. Was die Filme betrifft, da haben die als Masterband oft nur ein per Hand aufgenommenes Video, abgefilmt von einer Kinoleinwand. Ich hab ein paar von den Sachen gesehen, und sie sind grausig. Bei Computerprogrammen und Spielen ist das jedoch was anderes. Für einen Angestellten ist es leicht, eine CD mit rauszuschmuggeln, und wenn er dafür noch ein paar Hunderter kriegt, umso besser. Es gab sogar eine private Website, von der man sich, gegen einen Unkostenbeitrag, eine ganze Auswahl von Raubkopien runterladen konnte, aber die existiert nicht mehr. Vieles von dem Zeug ist allerdings Mangelware. Der reinste Schund. Bei der letzten Ladung haben wir eine Menge Spiele gefunden, die man nur nach komplizierter Umgehung interner Sicherheitssysteme spielen konnte.«
»Die Hersteller werden klüger?«
»Allmählich.«
Ihr Essen kam, und sie schwiegen eine Weile. Banks nahm einen Bissen Yorkshirepudding, gefüllt mit Roastbeef und Bratensaft, und spülte ihn mit Bier runter. Er sah zu Granville, der Mineralwasser trank und an einem Salat kaute. »Was ist los? Sind Sie auf Diät?«
Granville runzelte die Stirn. »Hab letzten Monat meine jährliche Generaluntersuchung machen lassen. Der Doktor sagt, meine Cholesterinwerte sind zu hoch, darum muss ich Alkohol und fettes Essen
Weitere Kostenlose Bücher