Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab
meiden.«
Banks war überrascht. Granville sah völlig gesund aus, spielte Squash und wog kaum mehr als Banks. »Das tut mir Leid.«
»Kein Problem. Genießen Sie ruhig weiter, bis Sie dran sind.«
Banks, der das Gefühl hatte, bisher Glück mit seiner Gesundheit gehabt zu haben, trotz des ungesunden Essens, der Zigaretten und des Biers, nickte. »Entweder das oder die Prostata, ich weiß. Was ist mit dem Vertrieb?«
»Wo immer man das Zeug loswerden kann. Ich hab sogar Geschichten gehört, dass der örtliche Eiswagen PlayStation-spiele an Kinder verkauft. Gibt dem Namen >Mr. Softy< eine ganz neue Bedeutung.«
Banks lachte. Das ergab durchaus einen Sinn, dachte er, während er aß. Clough konnte das gleiche Vertriebsnetzwerk nutzen, das er für die geschmuggelten Zigaretten und den Alkohol aufgebaut hatte - kleine Läden wie Castle Hill Books, mit dessen Inhaber Constable Winsome Jackman heute Nachmittag reden würde, Marktstände, Pubs, Clubs, Fabriken. Schließlich war der Kundenkreis oft derselbe, und keiner dachte sich viel dabei, mal eine geschmuggelte Packung Zigaretten zu kaufen oder die Raubkopie eines Computerspiels als Geburtstagsgeschenk für sein Kind. Die Hälfte aller Polizisten im Land rauchte geschmuggelte Zigaretten und trank illegal eingeführtes Lager. Banks kannte sogar einen Inspector aus West Yorkshire, der alle paar Wochen nach Calais fuhr und seinen Kofferraum mit Alkohol und Zigaretten belud. Der Verkauf auf dem Revier deckte seine Unkosten, und für ihn blieb noch genug übrig bis zur nächsten Fahrt.
Also warum nicht? dachten die Leute. Da war doch nichts dabei. Sie bekamen das Zeug billiger, Bill Gates war schon reich genug und die Steuer auf Zigaretten und Alkohol war maßlos überzogen. Jetzt hatte die EU auch noch den Duty-free-Einkauf innerhalb der Mitgliedsländer abgeschafft. Banks konnte das Verhalten der Konsumenten in gewisser Weise Verstehen - außer dass Leute wie Barry Clough davon reich wurden.
Er versuchte sich den Ablauf der Ereignisse vorzustellen. Cloughs Männer bezahlen Charlie Courage, dessen Fähigkeit, krumme Geschäfte aufzuspüren und sich ein Stück vom Kuchen zu sichern, legendär war, dann verkauft Charlie sie an einen Rivalen, der den Lieferwagen überfällt, die Geräte und den Vorrat an Raubkopien klaut und den Laden selbst weiterführen will. Nur geht die Sache schief. Cloughs Männer foltern Charlie. Verrät er den Mann, der den Überfall organisiert hat? Mit Sicherheit. Und was passiert mit ihnen beiden?
»Ich kann es mir gut vorstellen«, sagte Banks zu Granville. »Besonders wenn dabei so viel Geld rausspringt, wie Sie sagen.«
»Sie können mir glauben. Da ist eine Menge Geld drin. Und wenn Ihr Mann gut organisiert ist, wird er sich Multidisc-Kopiergeräte anschaffen, die das Zeug zu Dutzenden rauswerfen.«
»Die Geräte dürften ziemlich teuer sein, oder?«
»Allerdings. Eine Investition, die in die Tausende geht.«
Das beantwortete eine Frage, die Banks zu schaffen gemacht hatte. Wenn in dem Lieferwagen von PKF nur ein paar Raubkopien gewesen wären, hätte sich der Überfall nicht gelohnt, ganz zu schweigen von dem Mord an Jonathan Fearn. Wenn der Wagen jedoch mit hochwertigen Multidisc-Kopiergeräten beladen war, sah die Sache ganz anders aus. »Aber eine, die sich lohnt, nehme ich an, wenn man das nötige Startkapital hat«, sagte Banks.
»In der Tat.«
Und Clough besaß dieses Investitionskapital. Aus dem Schwindelgeschäft mit den reaktivierten Waffen, dem Musikgeschäft, seinem Club, seinen Schmuggelunternehmen, und in welche schmutzigen kleinen Dinge er sonst noch verwickelt war, konnte er das Startkapital mit Leichtigkeit abzweigen. Das Problem war, seine Beteiligung nachzuweisen. Hier traf genau dasselbe zu, was Burgess über Cloughs Schmuggeltätigkeit gesagt hatte: Es gab genügend Verdachtsgründe, aber kaum handfeste Beweise. Alles wurde durch Laufburschen und Mittelsmänner ausgeführt, Leute wie Gregory Manners, Jamie Gilbert und Andy Pandy; Clough machte sich nie selbst die Hände schmutzig. Sein einziger Kontakt mit allem anderen außer den Profiten war rein zufällig.
Oder nicht? Hatte Emily Riddle eine Bedrohung für ihn dargestellt? Wusste sie etwas, das er für gefährlich hielt? Clough verlor nicht gerne, mochte Leute nicht, die ihn verließen, besonders wenn sie etwas mitnahmen, sei es Geld oder Wissen.
Banks hielt es inzwischen für durchaus
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