Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab
bitte?«
»Manners hat PKF geleitet, also muss er Cloughs erster Verdächtiger gewesen sein. Clough hat ihm gehörig Angst eingejagt, und Manners muss ihn überzeugt haben, dass er mit dem Überfall nichts zu tun hatte. Vielleicht hat Manners ihm erzählt, dass Andy Pandy in der Gegend war und Fragen gestellt hat. Das werden wir vermutlich nie genau erfahren.«
»Und was machen wir jetzt?«
»Wir zeigen weiter die Fotos in Daleview rum. Außerdem habe ich Gregory Manners in der Arrestzelle, wo er auf seinen Anwalt wartet; vielleicht knöpfe ich mir Manners noch mal vor.«
»Er wird nichts rauslassen. Hat viel zu viel Angst vor Clough.«
»Wahrscheinlich, aber ich kann ihn etwas stärker unter Druck setzen. Wäre nett, ihm mit einem Mordkomplott oder so was Hübschem zu drohen. Im Moment haben wir nicht viel mehr gegen ihn in der Hand als den Vertrieb von Raubkopien, und damit kommen wir vermutlich nicht weit. Sobald sein Anwalt hier ist, werden wir Manners laufen lassen müssen.«
»Und was wetten Sie, dass Sie ihn nie wiedersehen?«
»Ein hübsches Sümmchen.«
»Was machen wir nun mit Andy Pandy?«
»Wir werden es höllisch schwer haben, zu beweisen, dass die Sache was mit Clough zu tun hat«, sagte Banks. »Gab es irgendwas am Tatort?«
»Reifenspuren.«
Banks dachte einen Augenblick lang nach und meinte dann: »Ich glaube, es wird Zeit, dass wir Mr. Clough auf einen Schwatz nach Norden einladen. Aber ich hab da noch eine Idee.«
Es war schon spät, und Banks hörte sich Anne-Sophie Mutters Interpretation von Beethovens Frühlings-Violinsonate an und las eine Biografie von Ian Fleming, als er draußen ein Auto vorfahren hörte. Das war äußerst ungewöhnlich. Der unbefestigte Weg, der am Cottage vorbeiführte, endete zehn Meter weiter und verjüngte sich zu einem Fußpfad, der zwischen dem Wald und Gratly Beck verlief. Manchmal bogen Touristen in die falsche Straße ein und mussten zurücksetzen, aber weder um diese Tages- noch um diese Jahreszeit.
Neugierig legte Banks das Buch beiseite, trat ans Fenster und öffnete die Vorhänge einen Spalt breit. Ein Sportwagen, nach der Form zu schließen, hielt vor dem Cottage, und eine Frau stieg aus. Er konnte ihre Gesichtszüge nicht erkennen, weil es draußen stockfinster war, sie ein Tuch um den Kopf trug und es keine Straßenlaternen auf diesem abgelegenen Weg gab. Doch er würde es bald erfahren, dachte er, da sie zu seiner Haustür ging und anklopfte.
Als er öffnete und Rosalind Riddle das Tuch abnehmen sah, musste er so erstaunt geschaut haben, dass er sie verlegen machte.
»Tut mir Leid«, sagte sie. »Bin ich zu einer unpassenden Zeit gekommen?«
„»Nein«, erwiderte Banks. »Nein, ganz und gar nicht.« Er trat zur Seite. »Kommen Sie rein.«
Als sie an ihm vorbeiging, streifte ihre Brust seinen Arm, und er meinte, Wacholderbeeren in ihrem Atem zu riechen. Wahrscheinlich Gin. Er nahm ihr den Pelzmantel ab und hängte ihn in den Schrank neben der Tür. Darunter trug sie ein einfaches pastellblaues Kleid, mehr geeignet für den Sommer, dachte Banks, als für eine kalte Winternacht wie diese. Aber bei einem Nerzmantel brauchte man eigentlich gar nichts darunter. Er unterbrach diesen Gedankengang, bevor er noch weiterführte.
»Hübsch haben Sie es hier«, sagte sie und schaute sich in dem kleinen Zimmer mit den blauen Wänden und der cremefarbenen Decke um. Banks hatte ein paar Aquarelle aufgehängt, die er bei Auktionen erstanden hatte, und über dem Kaminsims hing eine Vergrößerung von Sandras bestem Foto, wie er fand. Das Foto war zufälligerweise nicht weit von dem Cottage aufgenommen worden, in dem Banks jetzt alleine lebte, und zeigte einen Blick über das Tal nach Helmthorpe am späten Abend, im rot-orangefarbenen Licht des Sonnenuntergangs. Rauch stieg aus den Schornsteinen, die Kirche mit ihrem eckigen Turm und dem merkwürdigen, an einer Ecke angebauten Türmchen war zu sehen, der dunkle Friedhof mit den überwachsenen Grabsteinen, zwischen denen Schafe weideten, und krumme Reihen steingedeckter Dächer. Sandra und Banks waren zwar nicht mehr zusammen, aber das hieß nicht, dass er ihr Talent ablehnte. Es gab nicht viele Möbel im Zimmer, nur ein Sofa unter dem Fenster und zwei zusammenpassende Sessel, die schräg zum Kamin standen, in dem ein paar Torfstücke brannten und Schatten an die Wände warfen.
»Leben Sie allein hier?«, fragte sie.
»Für
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