Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab
Cloughs Partys?«
»Diesmal nicht. Vor Clough. Der Punkt ist, dass Ruth die Zeitung mit dem Foto und den Andeutungen über Clough und Jimmy Riddle versorgt haben könnte.«
»Aber woher sollte sie das wissen?«
»Keine Ahnung. Bisher ist das alles Spekulation. Sie wusste offensichtlich von Emily und Clough und wusste wahrscheinlich, dass Clough eine Art Gangster war. Wenn sie rausfinden konnte, dass Rosalind Riddle ihre leibliche Mutter ist und sie damit erpresste, kann sie auch leicht erfahren haben, dass Jimmy Riddle Chief Constable war.«
»Mag sein. Aber warum?«
»Um die Riddles in Schwierigkeiten zu bringen. Sie hat bereits Rosalind erpresst, vergiss das nicht. Vielleicht hat sich Rosalind nach dem Mord an Emily geweigert, weiter zu zahlen.«
»Werden wir bald mit Ruth reden?«
»Auf jeden Fall. Diesmal hier bei uns. Ich lasse sie morgen herbringen. Ich hoffe, wir haben Antworten auf einige unserer Fragen gefunden, bevor sie kommt. Und da ist noch was.«
»Was denn?«
»Wir müssen mit der Person sprechen, die gesehen hat, wie Emily vor dem Red Lion in ein Auto gestiegen ist. Bisher habe ich gedacht, dass der helle Wagen, gefahren von jemand mit kurzem blonden Haar, wahrscheinlich was mit Jamie Gilbert zu tun hat.«
»Und jetzt?«
»Ruth Walker. Sie fährt ein cremefarbenes Auto - ich habe es gesehen - und hatte ihr Haar blond gefärbt, als ich zum zweiten Mal bei ihr war. Noch was zu trinken?«
»Lieber nicht«, sagte Annie. »Ich hab noch die lange Heimfahrt vor mir. Du solltest auch vorsichtig sein.«
»Du fährst nach Hause?«
»Schau nicht so enttäuscht. Wir haben morgen viel zu tun.«
»Du hast Recht. Aber du kannst mir nicht verübeln, dass ich ein bisschen Enttäuschung zeige.«
Annie lächelte. »Ich wäre sauer, wenn nicht. Doch nach der gestrigen Nacht bin ich ziemlich erschöpft. Ich wäre erstaunt, wenn du nicht müde wärst.«
»Es war ein langer Tag. Das stimmt.« Banks wirbelte den Rest seines Pint im Glas herum. »Glaubst du, Ruth hat ihre Adoptiveltern umgebracht?«
»Sehr unwahrscheinlich. Aber ich glaube, dass sie auf jeden Fall für den Zigarettenstummel verantwortlich ist, der das Feuer entfacht hat. Ihre Eltern haben weder geraucht noch getrunken. Sie waren strenggläubige Methodisten. Ruth hat ein bisschen über die Stränge geschlagen, als sie auf die Uni kam. Vielleicht hat sie was getrunken und die Zigarette nicht richtig ausgedrückt.«
»Klingt nicht so, als hätte sie versucht, ihre Eltern zu retten.«
»Wer weiß, was da drinnen passiert ist, was sie hätte tun oder nicht tun können? Sie hat sich bei ihrem Sprung aus dem Fenster ziemlich verletzt.«
»Ja, aber sie hat überlebt. Sind die Eltern obduziert worden?«
Annie nickte. »Das habe ich überprüft. Keine Verdachtsgründe. In beiden Fällen war Rauchvergiftung die Todesursache. Genau wie bei Chief Constable Riddle gab es keine Anzeichen, dass sie irgendwie am Aufstehen gehindert oder betäubt wurden, und keine Spuren, dass ihnen irgendwelche Hindernisse in den Weg gestellt wurden. Sie waren alt und langsam, mehr ist da nicht dran.«
»Man wundert sich aber doch, oder?«
»Worüber?«
»Ach, über das Leben, das Universum, alles.«
Annie gab ihm einen Klaps auf den Arm, lachte und stand auf. »Ich gehe, bevor du richtig philosophisch wirst. Was ist mit dir?«
»Noch eine Zigarette, danach hab ich noch ein paar Dinge im Büro zu erledigen.«
»Also bis morgen.«
»Bis dann.«
Annie trat hinaus in die kalte Nachtluft, blieb eine Weile stehen und hörte dem Chor zu, der mit klappernden Zähnen »stille Nacht« sang. Dann ließ sie ein paar Münzen in die Sammelbüchse fallen und lief zu ihrem Auto, bevor sie ihre Meinung zu Banks' Angebot ändern konnte.
* 18
Ruth Walker traf am nächsten Tag kurz nach Mittag mit ihrer Polizeieskorte ein. Sie trug ausgebeulte Jeans und ein formloses, malvefarbenes Sweatshirt, dessen Ärmel bis weit über die Hände fielen, und sah nervös und gleichzeitig trotzig aus, als sie in dem muffigen Verhörraum Platz nahm. Den Kopf hielt sie hoch erhoben, aber ihr Blick war unstet, auf alles gerichtet, nur nicht auf die Person, die mit ihr sprach. Akne breitete sich über ihre bleichen Wangen, und ihre Haut wirkte teigig und trocken.
Im Gegensatz zu Barry Clough, der jetzt wieder in seiner Villa in Litte Venice saß, hatte Ruth keinen
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