Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab
wenigstens du wärest glücklich, da oben durch kniehohen Schafsdung zu waten. Liegt es an Jimmy Riddle?«
Banks klopfte seine Zigarette am Aschenbecher ab. »Das hat eine Menge Gründe«, sagte er, »und Jimmy Riddle spielte dabei eine große Rolle. Jetzt bin ich mir dessen nicht mehr so sicher. Aber vielleicht ist meine Zeit da auch einfach abgelaufen, und ich hinke dir nur etwas hinterher. Ich weiß nicht. Ich glaube, ich brauche eine neue Aufgabe. Eine Herausforderung. Und vielleicht bin ich im Grunde meines Herzens auch ein Großstadtjunge.«
Sandra lachte. »Na, dann viel Glück. Ich hoffe, du bekommst, was du dir wünschst.«
»Das könnte auch Reisen bedeuten. Europa. Gefährliche Kriminelle in der Dordogne jagen.«
»Schön für dich.«
Banks drückte die Zigarette aus und trank von seinem Wein. Also los, dachte er. »Wir leben jetzt seit einem Jahr getrennt, stimmt's?«
Sandra runzelte die Stirn. »Stimmt.«
»Das ist nicht so lange, wenn man darüber nachdenkt? Oder? Menschen geben Dinge auf und kehren zu ihnen zurück. Wie beim Rauchen.«
»Wovon um alles in der Welt redest du?«
»Vielleicht war das kein so guter Vergleich. So was hab ich nie gut hingekriegt. Ich will damit sagen, dass sich manche Menschen für ein Jahr oder mehr trennen, andere Sachen machen, an anderen Orten leben und dann ... wieder zusammenkommen. Nachdem sie die Sache überwunden haben. Menschen können auch eine Sucht sein wie Zigaretten, aber gesünder. Man kann sie nicht aufgeben.«
»Zusammenkommen?«
»Ja. Nicht wie vorher, natürlich. Es könnte nie wie früher sein. Dafür haben wir uns beide zu sehr verändert. Aber besser. Es könnte besser werden. Das könnte bedeuten, du müsstest für eine Weile nach Yorkshire zurückkommen, nur bis alles geregelt ist, aber ich verspreche - und das meine ich ernst dass, selbst wenn es mit dem NCS nicht klappt, ich mich versetzen lasse. Ich hab immer noch Kontakte zur Metropolitan Police. Die haben garantiert was für einen Polizisten mit meiner Erfahrung.«
»Warte mal, Alan. Damit wir uns richtig verstehen. Du schlägst vor, dass ich nach Yorkshire komme und mit dir in diesem winzigen Cottage wohne, bis du hier einen Job bekommst?«
»Ja. Natürlich, wenn du das nicht willst, wenn du lieber warten willst, bis ich hier was finde, kann ich das verstehen. Ich weiß, das Cottage ist für zwei einfach zu klein. Ich meine, du könntest ab und zu für ein Wochenende kommen. Wir könnten uns treffen. Uns verabreden, wie ganz am Anfang unserer Beziehung.«
Sandra schüttelte langsam den Kopf.
»Was ist? Dir gefällt die Idee nicht?«
»Alan, du hast kein Wort von dem gehört, was ich gesagt habe, oder?«
»Ich weiß, dass es schlimm war. Ich weiß, dass du gehen musstest. Das werfe ich dir auch gar nicht mehr vor. Ich will nur sagen, dass wir es noch mal versuchen könnten. Diesmal würde es anders sein.«
»Nein.«
»Was soll das heißen?«
»Nein heißt nein.«
»Na gut.« Banks leerte sein Glas und goss sich wieder ein. Von der zweiten Karaffe war nicht mehr viel übrig. »Dich damit so zu überfallen, war sicher ein Schock. Aber warum denkst du nicht wenigstens mal darüber nach? Über uns. Ich entschuldige mich, dass ich so damit herausgeplatzt bin. Man ergreift eben die Gelegenheiten, wo und wann sie sich einem bieten,«
»Hörst du denn nicht, was ich sage, Alan? NEIN. Nein. Wir ziehen nicht wieder zusammen, weder in Yorkshire noch hier in London. Als ich ausgezogen bin, gebe ich zu, wusste ich nicht, was aus uns werden würde, wie ich mich nach einem Jahr fühlen würde.«
»Und jetzt weißt du es?«
»Ja.«
»Also?«
»Es tut mir Leid, Alan. Himmel, warum musst du die Sache so furchtbar schwierig machen?« Sie nahm die Brille ab und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.
»Ich verstehe nicht.«
»Alan, wir ziehen nicht wieder zusammen. Jetzt nicht. Nächsten Monat nicht. Nie. Was ich dir die ganze Zeit sagen will, ist, dass ich die Scheidung möchte. Sean und ich wollen heiraten.«
Banks schaute in den großen Spiegel und sah kurzes schwarzes Haar, noch feucht von den Regentropfen, die auch auf den Schultern seiner schwarzen Lederjacke glitzerten. Hinter den aufgereihten Whiskyflaschen sah er ein Gesicht, das vielleicht zu hager und scharfkantig war, um gut aussehend genannt zu werden, und zwei helle, etwas verschwommen blickende
Weitere Kostenlose Bücher