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Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab

Titel: Inspector Alan Banks 11 Kalt wie das Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Weihnachten schenken könnte. Vielleicht ein Hochzeitskleid? dachte Banks. Aber das würde er Tracy nicht sagen.
      Der nächste Anrufer nannte seinen Namen nicht, aber Banks wusste sofort, wer es war: »Hallo, ich bin's. Hören Sie, es tut mir Leid, dass ich nicht früher angerufen habe ... das war vermutlich sehr unhöflich von mir ... Ich meine, ich hab mich nie richtig bei Ihnen bedankt, wissen Sie, für alles, was Sie für mich getan haben. Ich nehme an, dass ich ziemlich durch den Wind war.« Hier machte sie eine Pause. Banks hörte sie an einer Zigarette ziehen und den Rauch ausstoßen. Er meinte, auch Hintergrundgeräusche wahrzunehmen. »Wie auch immer, Sie müssen mir erlauben, Sie wenigstens zum Lunch einzuladen. Hey, hören Sie, ich bin morgen in Eastvale, warum treffen wir uns nicht im Black Bull an der York Street, gegenüber vom Castle Hill, sagen wir, so gegen eins? Passt Ihnen das?« Wieder Schweigen in der Leitung, als erwartete sie tatsächlich eine Antwort. Dann seufzte sie. »Na gut, dann bis morgen. Und es tut mir Leid. Ehrlich. Ciao.«
      Banks erinnerte sich, wie er Emily zum letzten Mal an der Tür des Mühlenhauses gesehen hatte, in dem pinkfarbenen Jogginganzug, den er in der Oxford Street gekauft hatte und den sie offensichtlich scheußlich fand; und daran, wie sie ihm diesen rätselhaften Blick zugeworfen hatte, als er sie bei ihren Eltern ablieferte. Er erinnerte sich an Jimmy Riddles abgehackten Dank und an Rosalinds kühles Schweigen. Alles blieb unausgesprochen, aber Banks hatte Riddles unbeholfene, verborgene Liebe zu seiner Tochter und Rosalinds Distanziertheit gespürt.
      Emily Riddle wollte sich also bei ihm bedanken. Sollte er hingehen? Ja, dachte er und griff nach der Flasche Laphroaig. Zum Teufel, ja, er würde hingehen.
     
     

* 6
     
    Der Black Bull war abends ein Pub für junge Leute, mit Livemusik und einem stetigen Strom illegaler Drogen, hauptsächlich Ecstasy und Crystal. Mehr als einmal war der Pub Ziel der »Operation Kneipenbeobachtung« der Eastvaler Polizei gewesen, wobei jedes Mal einige Verhaftungen vorgenommen wurden. Zur Mittagszeit hatte der Black Bull aber einen ganz anderen Charakter, und die meisten Gäste arbeiteten in den verschiedenen Büros und Läden an der York Street. Leise Musik kam aus der Musikbox, und die einzigen Drogen, die konsumiert wurden, waren Nikotin und Alkohol, vielleicht noch ein bisschen Koffein für diejenigen, die Tee oder Kaffee zu ihren Pasteten und Chips vorzogen.
      Als Banks um Punkt ein Uhr eintraf, war von Emily weit und breit nichts zu sehen. Er holte sich ein Pint und fand einen Tisch am Fenster. Auf der Straße war viel los, und die Autos spritzten schmutziges Wasser von den Pfützen hoch.
      Während Banks die Tafel studierte und sich zwischen Bar-BQ-Chicken und Thai Red Curry zu entscheiden versuchte, stürmte Emily herein, ganz außer Atem, genau wie Jenny Füller das immer machte, als sei es äußerst anstrengend gewesen, nur fünfzehn Minuten zu spät zu kommen. Emily ließ ihre voll gestopfte Handtasche auf den Stuhl neben Banks plumpsen, warf ihm ein spitzbübisches Lächeln zu und ging zur Bar. Als sie zurückkam, hatte sie einen dieser seltsamen Cocktails in der Hand, den junge Leute, besonders junge Mädchen, für so interessant zu halten schienen; in diesem Fall war es Kahlua mit Cola. Sie muss dem Wirt weisgemacht haben, dass sie nicht mehr unter den Jugendschutz fällt, dachte Banks, obwohl Emily, um die Wahrheit zu sagen, wirklich wie weit über achtzehn aussah. Noch bevor sie sich richtig setzte, hatte sie eine Zigarette im Mund. Sie trug leicht ausgestellte Jeans, die wie auf ihren Körper gemalt wirkten, und er fragte sich, wie man sich in ihnen überhaupt hinsetzen konnte. Aber es war ein Beweis für Emilys natürlichen Stil, dass sie nicht im Mindesten nuttig aussah, und sie trug auch kein Make-up. Nicht dass sie das gebraucht hätte. Sobald sie die Zigarette angezündet und einen ScMuck von ihrem Drink genommen hatte, schälte sie sich aus ihrem mittellangen Jackett, unter dem sie eine schwarze Seidenbluse trug. Nachdem sie über ihr Haar gestrichen hatte, schien sie zum Reden bereit zu sein, zappelte aber immer noch herum.
      In manchen Momenten nahm Banks in ihr die weltgewandte junge Frau wahr, weise genug, sich in allem auszukennen und es zu ihrem Vorteil zu nutzen. Dann wieder sah er den linkischen, nervösen Teenager, der einem Erwachsenen nicht in die Augen schauen konnte. Ihre

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