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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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jetzt noch ausrichten will. Jet Harris hat doch damals mit seinen Jungs schon alles versucht. Die waren sehr gründlich.«
      »Ja, das weiß ich.«
      »Als hätte sich Graham einfach ... in Luft aufgelöst. So viele Jahre.«
      »Ich hab oft an ihn gedacht«, sagte Banks. »Sicher, ich hab ihn nicht lange gekannt, aber er war ein guter Freund. Er hat mir gefehlt. Uns allen.«
      Mrs. Marshall schniefte. »Danke. Ich weiß, dass er sich gefreut hat, weil er von euch so schnell akzeptiert wurde, als wir hierher gezogen sind. Es kann ja manchmal so schwer sein, neue Freunde zu finden. Man kann es einfach nicht glauben, dass er nach so langer Zeit doch noch aufgetaucht ist.«
      »So was kann vorkommen«, sagte Banks. »Und sehen Sie das mit der Ermittlung nicht ganz so schwarz. Heutzutage arbeitet die Polizei viel mehr mit Wissenschaft und Technologie. Bedenken Sie doch nur, wie schnell die Überreste identifiziert worden sind. Vor zwanzig Jahren wär das nicht so schnell gegangen.«
      »Ich würde gerne irgendwie behilflich sein«, sagte Mrs. Marshall, »aber ich kann mich an überhaupt nichts Ungewöhnliches erinnern. Das hat uns damals getroffen wie ein Blitz. Wie aus heiterem Himmel.«
      Banks erhob sich. »Ich weiß«, erwiderte er. »Aber wenn es was aufzudecken gibt, dann wird es Inspector Hart mit Sicherheit tun.«
      »Willst du schon wieder gehen?«
      »Es gibt gleich Abendessen«, sagte Banks grinsend. »Meine Mutter wird ernsthaft böse, wenn ich nicht rechtzeitig zu Hause bin. Sie meint, sie müsste mich mästen.«
      Mrs. Marshall lachte. »Dann mal los! Seine Mutter darf man nicht verärgern. Ach übrigens, Grahams sterbliche Überreste können noch nicht freigegeben werden, aber Miss Hart meinte, sie würde mir Bescheid sagen, für wann wir die Beerdigung ansetzen können. Du kommst doch auch, oder?«
      »Klar«, sagte Banks. Als er Mr. Marshall zum Abschied zunickte, sah Banks plötzlich den großen, muskulösen Mann von damals vor sich und spürte wieder die körperliche Bedrohung, die von ihm ausgegangen war. Damals, so wurde Banks mit einem Schrecken klar, hatte er Angst vor Grahams Vater gehabt. Einen Grund dafür hatte es nie gegeben, und dennoch hatte er sich vor ihm gefürchtet.
     
    Sie hätte längst aufhören sollen, dachte Michelle, aber sie wollte nur ungern aufgeben, ohne wenigstens eine Spur von Banks' mysteriösem Fremden gefunden zu haben. Außerdem vermittelte ihr das Material ein fesselndes Bild jener Zeit. Es zog sie in seinen Bann.
      1965 hatte es in Peterborough keine Verbrechensrekorde gegeben, aber die rasant wachsende Stadt litt durchaus unter den landesweiten Problemen jener Zeit. In einigen Pubs im Stadtzentrum gab es Zusammenstöße zwischen Mods und Rockern, langsam schlich sich Cannabis in das Leben der jungen Rebellen - auch wenn Banks das gegenüber Michelle verneint hatte -, und Tonnen deutscher, dänischer und schwedischer Pornoware, die jede denkbare und undenkbare Abartigkeit zeigten, brachten die Pornoindustrie zum Blühen. Wieso gab es keine Magazine aus Norwegen oder Finnland, fragte sich Michelle. Hatten die's nicht mit Porno? Einbrüche und bewaffnete Überfälle wurden genauso häufig verübt wie heute, das einzig Neue war heute nur die Zunahme von Autodiebstählen.
      1965 besaßen nicht so viele Menschen ein Auto, vergegenwärtigte sich Michelle. Sie musste wieder an Banks' Beichte denken. Er hatte gesagt, er sei am Fluss in der Nähe des Zentrums von einem heruntergekommenen, schmuddeligen Fremden angegriffen worden, der wie Rasputin aussah. Aber Graham Marshall war zwei Monate später mit einer Tasche voller Zeitungen aus einer nur wenige Kilometer entfernten Sozialbausiedlung entführt worden. Das war eine andere Taktik. Es hatte beispielsweise nicht den Anschein, als habe Graham sich gewehrt, was er mit Sicherheit getan hätte, wenn ihn dieser furchteinflößende Fremde angegriffen und Graham das Gefühl gehabt hätte, er müsse um sein Leben kämpfen. Außerdem war der Mann, mit dem es Banks zu tun hatte, zu Fuß unterwegs gewesen, Graham war jedoch nicht zu der Stelle spaziert, an der er verscharrt worden war. Es war zwar möglich, dass der geheimnisvolle Fremde irgendwo ein Auto geparkt hatte, aber nicht sehr wahrscheinlich. Anhand von Banks' Beschreibung hätte Michelle getippt, dass sein Angreifer ein Obdachloser war, vielleicht ein Landstreicher. Krimi-Klischees.
      Sie sah noch immer keine logische Verbindung

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