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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Absoluter Quatsch. Sie graben im Dreck. Warum, weiß ich nicht, aber Sie wühlen im Schmutz herum.«
      »Sir, ich versuche lediglich, mir ein Bild von den näheren Umständen des Verschwindens zu machen. Es scheint mir sinnvoll, die damalige Ermittlung und die zeitgleichen Vorkommnisse zu überprüfen.«
      »Es ist nicht Ihre Aufgabe, sich die Marshall-Ermittlung oder sonst irgendwas anzusehen, Inspector Hart. Was glauben Sie eigentlich, wo Sie sind? Im Dezernat Interne Ermittlungen? Machen Sie Ihre Arbeit!«
      »Aber Bill Marshall gehörte zu den Leuten, die im Zusammenhang mit der Schutzgelderpressung vernommen wurden. Alle hatten mit Carlo Fiorino und seinem Club zu tun. Ein paar Ladenbesitzer aus dem Zentrum hatten Klage eingereicht, und Marshall war einer von denen, die namentlich erwähnt wurden.«
      »Musste er vor Gericht?«
      »Nein. Nur zum Verhör. Einer der Kläger landete im Krankenhaus, die anderen Zeugen sprangen ab und zogen ihre Aussagen zurück. Das war's.«
      Shaw grinste. »Dann ist es wohl kaum relevant, oder?«
      »Aber finden Sie es nicht sonderbar, dass nichts weiter untersucht wurde? Und dass man Graham Marshalls Vater nie genauer unter die Lupe genommen hat, als sein Sohn verschwand, obwohl er kurz zuvor in kriminelle Machenschaften verwickelt gewesen war?«
      »Warum sollte man das untersuchen? Vielleicht war ja alles erlogen. Könnte doch auch sein. Und selbst wenn er mit ein paar kleinen Schutzgelderpressern zu tun hatte, ist er noch lange kein Kindermörder, oder? Das ist selbst für Ihre Verhältnisse weit hergeholt.«
      »War Bill Marshall ein Polizeispitzel?«
      »Vielleicht hat er hin und wieder mal eine Kleinigkeit durchsickern lassen. So lief das hier damals. Eine Hand wäscht die andere.«
      »Und deshalb wurde ihm die strafrechtliche Verfolgung erspart?«
      »Woher soll ich das wissen? Wenn Sie gründlich gelesen haben, dann wissen Sie, dass ich nicht an dem Fall gearbeitet habe.« Shaw holte tief Luft, dann entspannte er sich und wurde umgänglicher im Ton. »Wissen Sie«, sagte er, »Polizeiarbeit war damals was ganz anderes. Das war ein Geben und Nehmen.«
      Besonders viel Nehmen, dachte Michelle. Sie kannte Geschichten von damals, von völlig durchgeknallten Abteilungen, Dienststellen und ganzen Grafschaften. Aber sie hielt den Mund.
      »Deshalb haben wir es hin und wieder nicht ganz so genau genommen«, fuhr Shaw fort. »Werden Sie erwachsen! Willkommen in der Wirklichkeit.«
      Michelle nahm sich vor, Bill Marshalls Rolle als Polizeispitzel näher zu untersuchen. Wenn er tatsächlich die Ganoven hier in Peterborough bespitzelt hatte, war es gut möglich, dass er das auch bei den Krays versucht und dann hatte untertauchen müssen. Dann wäre der Südpol nicht weit genug, Peterborough schon gar nicht. »Soweit ich das nachvollziehen kann«, sagte sie, »wurde im Graham-Marshall-Fall nur in eine einzige Richtung ermittelt, nachdem klar war, dass er nicht von zu Hause fortgelaufen war. Alle gingen von einem zufällig vorbeigekommenen Lustmörder aus.«
      »Und? Ist das etwa merkwürdig? Alle Indizien sprachen dafür.«
      »Scheint bloß ein ziemlich großer Zufall zu sein, dass ein Kinderschänder zu der frühen Morgenstunde zufällig durch die ruhige Straße fährt, in der Graham seine Zeitungsrunde dreht, mehr nicht.«
      »Zur falschen Zeit am falschen Ort. Kommt oft genug vor. Außerdem, glauben Sie vielleicht, diese Lüstlinge kennen sich nicht mit Zeitungsausträgern aus? Meinen Sie nicht, irgendjemand könnte den kleinen Marshall beobachtet und ausspioniert haben, wie das solche Kinderschänder gerne tun? Oder haben Sie das in Bramshill nicht gelernt?«
      »Möglich ist das, Sir.«
      »Sie bilden sich ein, Sie wären was Besseres, nicht?«, sagte Shaw und wurde wieder rot. »Glauben Sie, Sie sind besser als Jet Harris?«
      »Das hab ich nicht gesagt. Ich hab nur den Vorteil, einen größeren Abstand zu haben, mehr nicht. Eine andere Perspektive. «
      »Hören Sie, wir haben uns mit dem Fall damals den Arsch aufgerissen, Jet Harris, Reg Praetor und ich, dazu noch Dutzende von Constables und Uniformierten. Haben Sie eine Vorstellung, wie so eine Ermittlung aussieht? Was die für Ausmaße hatte? Wie groß das Netz war, das wir ausgeworfen haben? Wir bekamen täglich Hunderte von Meldungen, man hätte den Jungen irgendwo in Penzance oder am verfluchten Mull of Kintyre gesehen. Und jetzt kommen Sie und haben die

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