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Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall

Titel: Inspector Alan Banks 13 Ein seltener Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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dass eine kleine Abteilung gerechtfertigt war. Daher waren Wendy Coopers Fachgebiet in erster Linie antike Gebeine, jedenfalls nicht die Skelette von Jungen, die 1965 verscharrt worden waren.
      »Ah, Detective Inspector Hart«, grüßte Dr. Cooper, stand auf und gab Michelle die Hand. »Schön, dass Sie kommen konnten.«
      »Gerne. Sie sagten, Sie hätten Neuigkeiten für mich.«
      »Ich will Ihnen was zeigen. Ist nicht viel, aber es könnte helfen. Kommen Sie mit!«
      Neugierig folgte Michelle Dr. Cooper ins Labor, wo Graham Marshalls Gebeine noch immer auf einem Labortisch lagen. Aus Dr. Coopers tragbarem Kassettenrekorder erklang »Stand By Your Man« von Tammy Wynette. Obgleich die Knochen immer noch eine schmutzig braungelbe Farbe hatten, aussahen wie verfaulte Zähne, waren sie deutlich sauberer als vor ein paar Tagen. Dr. Cooper und ihr Assistent, der momentan nicht in Sicht war, hatten gründliche Arbeit geleistet. Allerdings wirkte das Skelett asymmetrisch, fand Michelle. Was fehlte denn da? Bei genauerem Hinsehen fiel ihr auf, dass die untere linke Rippe fehlte. Hatte man die nicht gefunden? Doch, sie lag auf der Laborbank, zu der Dr. Cooper Michelle nun führte.
      »Wir haben es erst jetzt entdeckt, vorher war die Rippe zu stark verschmutzt«, erklärte Dr. Cooper. »Aber als die Knochen sauber waren, lag es klar auf der Hand. Schauen Sie mal!«
      Michelle beugte sich vor. Sie sah eine tiefe, schmale Kerbe im Knochen. So etwas hatte sie schon mal gesehen. Michelle schaute Dr. Cooper an. »Eine Stichwunde?«
      »Sehr gut. Das würde ich auch sagen.«
      »Prä oder post mortem?«
      »Oh, auf jeden Fall prä. Nach dem Tod sähe das ganz anders aus. Dann sind die Knochen spröder. Das hier ist eine saubere, glatte Wunde. Auf jeden Fall prä mortem.«
      »Ist es die Todesursache?«
      Dr. Cooper runzelte die Stirn. »Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen«, erwiderte sie. »Ich meine, das Opfer kann tödliches Gift im Blut gehabt haben oder vorher ertrunken sein, aber was ich sagen kann, ist, dass die Verletzung meiner Meinung nach ausgereicht hat, um den Tod herbeizuführen. Wenn man die Stoßrichtung der Klinge verlängert, trifft sie ins Herz.«
      Michelle schwieg eine Weile und betrachtete die Rippe. Sie versuchte zu verstehen. »Von vorne oder hinten ?«, fragte sie.
      »Ist das wichtig?«
      »Wenn es von hinten war«, erklärte Michelle, »kann es ein Fremder gewesen sein. Wenn es von vorne war, musste der Mörder nah genug an den Jungen heran, ohne dass der Junge ahnte, was passieren würde.«
      »Ah, verstehe«, sagte Dr. Cooper. »Guter Tipp. Das hab ich noch nie gekonnt, so denken wie die Polizei.«
      »Ist eine andere Herangehensweise.«
      »Stimmt.« Dr. Cooper nahm die Rippe in die Hand. »So wie die Kerbe aussieht - sehen Sie hier, sie ist fast innen -und weil sie so gerade ist, würde ich sagen, dass der Stich von vorne beigebracht wurde, klassischer Stoß von unten nach oben durch den Brustkorb ins Herz. Von hinten ist es schwer, so genau zu treffen. Viel ungünstiger, der Winkel ist viel zu schräg.«
      »Also muss es jemand gewesen sein, den Graham nah genug herankommen ließ, ohne argwöhnisch zu werden.«
      »Nah genug, um ihm auf die Schulter zu klopfen, ja. Und der Täter war auf jeden Fall Rechtshänder.«
      »Was ist das für ein Messer gewesen?«
      »Das kann ich nicht sagen, nur dass es sehr scharf und die Klinge nicht gezackt war. Die Einkerbung ist ziemlich tief, wie Sie sehen, da gibt's also genug zu analysieren und zu messen. Ich kenne jemanden, der Ihnen wahrscheinlich sagen kann, wann und wo das Messer hergestellt wurde, ein Fachmann. Er heißt Dr. Hilary Wendell. Wenn Sie wollen, kann ich versuchen, ihn ausfindig zu machen, damit er mal einen Blick drauf wirft.«
      »Wäre das möglich?«
      Dr. Cooper lachte. »Ich hab gesagt, ich kann's versuchen. Hilary ist immer unterwegs. Und damit meine ich wirklich die ganze Welt. In Amerika, Osteuropa. Er ist sehr gefragt. Er ist sogar mit Expertenteams in Bosnien und im Kosovo gewesen.«
      »Sie waren auch da, stimmt's?«
      Dr. Cooper erschauderte. »Ja. Im Kosovo.«
      »Wissen Sie ungefähr, wann der Coroner die Gebeine für die Beerdigung freigibt?«
      »Von mir aus kann er sie jetzt freigeben. Ich würde aber auf Beerdigung plädieren statt auf Einäscherung, für den Fall, dass wir exhumieren müssen.«
      »Ich glaube, die Marshalls wollen eine

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