Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer
zu lassen. Aber war das überhaupt möglich? Und je länger er darüber nachdachte, desto weniger war er davon überzeugt. Wie war er eigentlich auf die Schnapsidee gekommen, nach Scarborough zu flüchten? Es war dasselbe Motiv, wenn man es genau überlegte: ein Neuanfang, ein Job, eine Wohnung. Die Normalität.
Aber ohne Tina würde nie wieder irgendwas normal sein. Das spürte Mark im Swainsdale Centre, den Blick in die Ferne gerichtet.
All das, was er sich vorgenommen hatte - Arbeit, Lenny, Scarborough -, hatte alles nicht sein sollen. Das wurde Mark nun klar. Es hatte nicht sein sollen, weil er erst etwas erledigen musste, bevor er mit seinem neuen Leben beginnen konnte. Er musste noch etwas für Tina tun.
Zum Mittagessen gelang es Banks, Annie und Winsome, einen Ecktisch im Queen's Arms in der Nähe des Fensters zu ergattern. Beim Anblick von Winsome drehten sich wie immer einige Gäste um, aber Banks merkte, dass sie es gewohnt war. Sie hatte die Körperhaltung eines Models und begegnete der Aufmerksamkeit belustigt und ein bisschen hochmütig.
»Das Essen geht auf meine Rechnung«, verkündete Banks.
Annie hob die Augenbrauen. »He, es gibt sie also doch, die spendablen Männer.« Sie sah Winsome an, und die lächelte, aber Banks spürte, dass die Bemerkung gar nicht so lustig gemeint war. Annie war noch immer sauer auf ihn wegen Phil, auch wenn sie letztlich ihren Willen durchgesetzt hatte.
Banks hatte keinen großen Hunger, bestellte aber trotzdem Hühnchen. Annie entschied sich für einen Salat und Winsome für Hamburger mit Pommes. Nachdem das erledigt war und die Getränke vor ihnen standen, machten sie sich an die Arbeit. Zuerst berichtete Annie Banks von ihrem Besuch bei »Captain« Kirks Autovermietung und der Spur zum geheimnisvollen William Masefield in Studley.
»Und es besteht kein Zweifel, dass dieser Masefield tot ist?«, fragte Banks anschließend.
Annie warf Winsome einen kurzen Blick zu. »Nein. Wir haben uns bei dem Pathologen erkundigt, der die Autopsie vorgenommen hat. Es hat ewig gedauert, bis wir ihn erreichten, auch deshalb waren wir so lange da unten. Wir mussten sogar da übernachten. Er hatte erst heute Morgen Zeit für uns. Masefield hatte definitiv keine Verwandten, DNA half also nicht weiter. Er wurde durch den Zahnbefund identifiziert.«
»Das heißt, es hat jemand seine Identität angenommen?«
»Sieht so aus«, bestätigte Annie. »Und derjenige ließ einfach Masefields Post weiterleiten.«
»Wohin?«
»An ein Postfach in Birmingham.«
»Aha«, machte Banks. »Und die Kreditkartengesellschaft konnte nichts davon wissen?«
Annie schüttelte den Kopf. »Für die ist nur wichtig, dass alle Rechnungen beglichen werden. Durch Identitätsbetrug entstehen denen schon genug Kosten.«
»Er hatte ein Bankkonto auf Masefields Namen?«
»Ja. Und er zahlte alle Rechnungen von Masefields Konto per Internet, daher existieren keine unterschriebenen Schecks. Irgendwo gibt's bestimmt eine Spur, aber so was dauert.«
»Wir geben es in den Computer ein«, entschied Banks. »Warum hat keiner in der Postfiliale gemerkt, was da los war?«
»Warum sollte man?«, gab Annie zurück. »Der Mann, der den Antrag auf Weiterleitung der Post stellte, ging zu einer überfüllten Filiale, wies sich entsprechend aus und unterschrieb das Antragsformular. Er muss eine gewisse Ähnlichkeit mit Masefield gehabt haben und konnte die Unterschrift fälschen. Ist nicht so schwer. Alles einwandfrei, was die Post angeht. Ich meine, natürlich sind die misstrauisch, haben so ihre Vorsichtsmaßnahmen, aber letztlich ist es reine Routine. Die meisten Angestellten prüfen doch nicht mal den Ausweis.«
»Ist es hundertprozentig der richtige Wagen?«
»Hm«, machte Annie. »Die Reifenspuren stimmen mit denen überein, die wir in der Parkbucht bei den Booten gefunden haben. Der Erkennungsdienst konnte noch Erdreste und Kies sichern. Die sind zur weiteren Analyse im Labor.«
»Gut.«
»Aber ein kleines Problem gibt's noch.«
»Was denn?«
»Das Benzin im Tank vom Cherokee ist identisch mit dem von der Autovermietung - Texaco, übrigens -, aber es ist nicht das Benzin, mit dem der Brand bei Gardiner ausgelöst wurde. Das war Esso.«
»Interessant«, sagte Banks. »Vielleicht hat er aus irgendeinem Grund sein eigenes Auto genommen?«
»Das könnte sein«, stimmte Annie zu.
»Egal. Jedenfalls können
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