Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer
nach Fortford hineinfuhr, spritzte das Wasser in den Pfützen auf, die nach dem Regen am Straßenrand standen. Noch immer sauer auf sich wegen seines Wutausbruchs beim Mittagessen, parkte er auf dem Kopfsteinpflaster vor den Geschäften am Dorfplatz und steuerte auf das Cottage zu. Vielleicht hatte Annie Recht, und er führte wirklich eine Art Privatkrieg gegen Patrick Aspern. Und wenn? Irgendeiner musste dem arroganten Sack mal den Kopf zurechtrücken.
Auf der anderen Straßenseite standen auf einem grasbewachsenen Hügel die ausgegrabenen Ruinen einer römischen Festung. Was musste das hier zu Zeiten des Kaisers Domitian für ein armseliger, gefährlicher, einsamer Außenposten gewesen sein, dachte Banks. Nichts als Brachland und ringsum Feinde.
Die Luft war relativ mild, aber dunstig. Es konnte bald wieder regnen. Banks hatte keine Ahnung, ob Keane zu Hause sein würde. Der silberfarbene BMW parkte auf der schmalen Einfahrt neben dem Cottage. Ein gutes Zeichen. Er hatte ein 51er-Nummernschild, bemerkte Banks. Das bedeutete, er war zwischen September 2001 und Februar 2002 bei der Driver and Vehicle Licensing Agency registriert worden. Also ein ziemlich neues Modell, und nicht gerade billig. Wie viel verdiente man genau als Kunstexperte?
Kaum hatte Banks geklopft, öffnete Phil Keane die Tür. Er war der Inbegriff des Landedelmanns aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert: verwaschene Levi's und ein rostroter Swaledale-Pullover.
»Alan«, sagte er und riss die Tür weiter auf. »Schön, Sie zu sehen. Kommen Sie doch herein.«
Banks trat ein. Die Decke war niedrig, in den weiß gestrichenen Kalksteinwänden waren viele kleine Nischen, in denen zerbrechliche Statuetten oder Elfenbeinschnitzereien standen: Elefanten, Menschen, Katzen.
»Hübsch«, bemerkte Banks.
»Danke. Das Haus ist schon seit Generationen in Familienbesitz. Ich kann mich zwar nur an wenige Besuche bei meinen Großeltern erinnern - ich bin im Süden aufgewachsen, ich kann nichts dafür -, aber als sie starben, wollte ich auf keinen Fall, dass das Cottage in fremde Hände kommt. Die meisten Nippsachen sind von ihnen. Aber nehmen Sie doch Platz. Kann ich Ihnen etwas anbieten?«
»Nein, danke«, entgegnete Banks. »Ich bin nur auf dem Sprung.«
Keane setzte sich auf die Sofalehne. »Ja? Geht's um die Turner-Bilder? Wenn sie denn von Turner sind.«
»Indirekt«, sagte Banks. »Unser Experte für Fingerabdrücke ist übrigens fertig, Sie können also mit Ihren Untersuchungen fortfahren.«
»Hervorragend. Hat er was gefunden?«
»Nicht viel. Wollen Sie die Bilder mitnehmen oder soll ich sie an Ihr Büro in London schicken lassen?«
»Ich hole sie morgen früh auf dem Präsidium ab und nehme sie selber mit. Geht das in Ordnung?«
»Wenn Sie keine Angst haben, entführt zu werden ...«
»Außer Ihnen und mir weiß doch keiner, dass ich sie dabeihabe.«
»Stimmt«, meinte Banks. »Sagen Sie: Ist es sehr schwierig, so etwas zu fälschen?«
»Wie ich bereits Annie erklärt habe«, erwiderte Keane, »ist das Kopieren selbst nicht sehr schwer für einen Maler, der eine Begabung für so was hat. Turner ist nicht einfach nachzuahmen, seine Pinselstriche beispielsweise sind sehr kompliziert, aber unmöglich ist es nicht, falls der Maler das entsprechende Papier und die richtigen Farben hat. Aber selbst das ist nicht so schwer, wenn man weiß, wo man das bekommen kann. Tom Keating behauptete, er hätte auf die Schnelle über zwanzig Turner-Aquarelle gemalt. Das große Problem ist die Provenienz.«
»Die kann man nicht fälschen?«
»Kann man schon. Ein gewisser John Drewe hat das vor ein paar Jahren gemacht. War ein richtiger Skandal in der Kunstwelt. Vielleicht haben Sie davon gehört. Er hat sich sogar in die Archive der Tate geschlichen und Kataloge gefälscht. Aber seitdem ist man noch vorsichtiger geworden. Das eigentliche Problem ist der Vorbesitzer. Es ist nicht schwer, sich jemanden auszudenken, der vor langer Zeit mal ein Gemälde besaß, man kann ihn ja nicht mehr befragen, er ist tot. Aber der Vorbesitzer lebt meistens noch.«
»Aha«, machte Banks. »Das heißt, man braucht einen Komplizen?«
»Mindestens einen.«
»Wie gesagt«, fuhr Banks fort, »meine Stippvisite hat nur indirekt mit den Turner-Bildern zu tun. Eigentlich wollte ich mit Ihnen über den Maler sprechen, über Thomas McMahon.«
»Ach?«
»Sie haben mir gesagt, Sie würden
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