Inspector Alan Banks 14 Kein Rauch ohne Feuer
Kindheitserinnerungen verband. Offensichtlich war er als ganz kleiner Junge mit seiner Mutter mal am Meer gewesen, bevor sie anfing zu trinken, vor Crazy Nick. Er meinte, es sei Scarborough gewesen, dunkel erinnerte er sich an eine Burg auf einem Hügel und an Wellen, die sich an der Promenade brachen. Aber genau wusste er es nicht mehr. Jetzt war es sowieso egal.
Lenny Knox war ein Subunternehmer, ein großer stämmiger Liverpooler mit einem Gesicht wie rotes Sandpapier. Er arbeitete an jedem Tag, den Gott werden ließ, bis der Auftrag erledigt war. Lenny machte gerade eine Rauchpause an der Stelle, wo später einmal Duschräume und Umkleidekabinen entstehen sollten. Vinnie Daly, einer seiner Kollegen, legte den Schraubenschlüssel beiseite, als er Mark auf sich zukommen sah.
»Wo bist du gewesen, Junge?«, fragte Lenny. »Wir haben uns solche Sorgen gemacht, als wir von dem Feuer gehört haben, stimmt's, Vinnie? Im Radio haben sie nicht gesagt, ob einer verletzt wurde. Alles in Ordnung bei dir ?«
»Mir geht's gut. Die Polizei hat mich dabehalten. Über Nacht.«
»So 'ne Schweinerei.«
»War nicht so schlimm.«
»Und was ist mit deiner Kleinen?«
Mark schaute auf den unfertigen Boden. »Sie ist tot, Lenny.«
»O nein«, sagte Lenny und legte Mark die Hand auf die Schulter. »Die arme Kleine. Tut mir Leid, mein Junge, ehrlich. War so 'ne Nette.«
Mark sah ihn an und versuchte, nicht zu weinen. »Ich war nicht da, Lenny. Ich konnte ihr nicht helfen.«
»Ist doch nicht deine Schuld, was passiert ist. Hör mal, wenn du irgendwo unterkommen musst, so für 'n paar Tage, meine Sally hat bestimmt nichts dagegen.«
»Wirklich, Lenny? Ich weiß echt nicht, wo ich heute bleiben soll.«
»Nee, kein Problem. Hör mal, du hast doch heute bestimmt was andres im Kopf. Nimm dir 'n Tag frei, wenn du willst, und komm später zu uns nach Hause.«
»Nee. Ich will arbeiten. Was soll ich sonst machen? Wo soll ich hin? So bin ich wenigstens ein bisschen abgelenkt. Und das Geld kann ich auch gebrauchen.« Das stimmte allerdings, aber ob die Arbeit ihn von seinen Problemen ablenken würde, bezweifelte Mark. Wie konnte ihn etwas davon abhalten, an Tina zu denken?
Lenny sah ihn an. »Okay, kein Problem. Gut. Dann nimm doch mal die Duschköpfe da vorn und komm mit.«
Nachdem Banks Mark Siddons gewarnt und Hatchley, der auf dem Weg der Besserung war, beauftragt hatte, den Hintergrund des Jungen zu recherchieren, machte er sich am späten Samstagvormittag wieder auf den Weg nach Adel. Maria Phillips hatte Wort gehalten und ihm einen Katalog gebracht sowie die Namen von drei ortsansässigen Künstlern genannt, auf deren Ausstellungseröffnungen in Eastvale Thomas McMahon in den vergangenen fünf Jahren gewesen war. Leider war im Katalog kein Bild von McMahon. Es bestand offenbar kein großes Interesse am Aussehen von Malern, solange sie keine Selbstporträts anfertigten.
Banks wollte es noch mal bei Dr. Patrick Aspern versuchen, wenn möglich ohne dessen Frau. Und diesmal würde er ihn nicht mit Samthandschuhen anfassen. Aspern gehörte auf jeden Fall immer noch zu den Verdächtigen.
Während der Fahrt lauschte Banks Bob Dylan, der davon sang, einen Tag zu lang in Mississippi gewesen zu sein. Das Gefühl kannte Banks nur zu gut. Nicht unbedingt, zu lange in Yorkshire gewesen zu sein - es gefiel ihm noch immer gut im Norden -, sondern zu lange an einer Sache oder einem Menschen festzuhalten, obwohl man längst hätte aufgeben sollen, loslassen müssen, weil alles zu Bruch ging und der Schaden immer größer wurde.
Er parkte vor dem Haus im Tudorstil, und diesmal öffnete Patrick Aspern persönlich, leger gekleidet mit einer grauen Hose, einem weißen Hemd und einem malvenfarbenen Pullover. Er sah aus, als wolle er eine Runde Golf spielen. Banks vermutete, dass Aspern am Wochenende keine Sprechstunde hatte.
»Meine Frau hat sich hingelegt«, erklärte Aspern, sichtlich erstaunt, Banks nach so kurzer Zeit wiederzusehen. »Es ist ein großer Schock für sie gewesen, müssen Sie wissen, insbesondere die Identifizierung von Christine, bei dem Zustand der Leiche. Wenn sie nur auf mich gehört hätte, dann hätte ich ihr wenigstens das ersparen können.«
»Für Sie war es sicherlich auch ein Schock?«, fragte Banks. »Christines Tod, meine ich.«
»Ja, natürlich. Aber uns Männern ist doch klar, dass es weitergehen muss, oder? Wir können es uns
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