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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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nicht sehen.«
      »Hat er das Mädchen mit Gewalt ins Auto gezwungen?«
      Parsons runzelte die Stirn. »Nein. Aber es kam mir so vor, als ob er das Sagen hatte, als ob er sagen würde: Jetzt ist aber Schluss.«
      »Sie hat sich nicht gewehrt?«
      »Nein.«
      »Gut«, sagte Annie. »Waren Sie am vergangenen Freitag vor Jennifers Haus oder an ihrem Arbeitsplatz?«
      »Nein. Hab ich doch schon gesagt. Ich bin zu Hause geblieben. Wie meistens.«
      Hatte Victor Parsons Jennifer umgebracht oder etwas mit ihrem Tod zu tun? Annie bezweifelte es. Stalker konnten durchaus gewalttätig werden, blieben aber meistens unauffällig. Im Regelfall waren es traurige, jämmerliche Spinner wie Victor oder störende, nervtötende Spanner, die letztlich harmlos waren.
      »Eins wüsste ich gerne«, sagte Annie, »nur so aus Interesse. Warum haben Sie sich von Jennifer getrennt?«
      »Das Ganze war ein Missverständnis. Mehr nicht. Ich dachte, wir hätten unterschiedliche Ziele. Jenn wollte heiraten, wissen Sie, Familie und so, und ich wollte als Schauspieler vorankommen. Aber ich habe mich geirrt.«
      »Und deshalb haben Sie sie sitzen lassen?«
      »Nein, so war das nicht! Ich hatte ihr nur vorgeschlagen, dass wir uns gegenseitig etwas mehr Raum lassen und uns über unsere Vorstellungen klar werden, mehr nicht. Das habe ich auch gemacht. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich sie wollte, um jeden Preis. Ich hätte sogar meinen Beruf aufgegeben, so viel bedeutete sie mir.«
      »Wie großzügig!« Nachdem Jennifer den ersten Schock über die Trennung überwunden und sich ein paarmal mit Melanie Scott auf Sizilien betrunken hatte, war ihr zweifellos klar geworden, welch großes Glück es für sie war, Victor Parsons los zu sein.
      Es würde nichts bringen, sich noch länger mit ihm zu unterhalten, sagte sich Annie; ein Kollege würde das Alibi bei seinem Mitbewohner überprüfen müssen, dann konnte er von der Liste gestrichen werden. Es war noch früh am Abend, aber der Tag war lang gewesen. Annie war müde, wollte am liebsten zurück ins Hotel, Zimmerservice bestellen und vor dem Fernseher abhängen. Am Nachmittag hatte sie in Peterborough angerufen, aber Banks war nicht zu Hause gewesen. Vielleicht würde sie es später noch einmal probieren.
      »Was soll ich jetzt machen?«, fragte Victor, als Annie zur Tür ging. »Was mache ich jetzt nur?«
      »Vielleicht öfter mal vor die Tür gehen und sich um Termine zum Vorsprechen bemühen?«
     
    »Wie geht's ihr?«, fragte Banks, als er aus der Stadt zurückkam.
      »Keine Veränderung«, antwortete sein Vater. »Ich hab dir ja gesagt, dass es ihr schon vorher nicht besonders gut ging. Jetzt ist es noch schlimmer geworden. Sie liegt im Bett. Will nicht aufstehen.«
      »Ich gehe gleich mal nach oben und sehe nach ihr. Ich bleibe über Nacht.«
      »Brauchst du nicht«, sagte sein Vater. »Nicht wegen uns. Wir kommen schon klar.«
      »Würde ich aber gerne.« Banks' Vater war wohl nicht bewusst, dass Roys Name nun öffentlich bekannt war. Es war gut möglich, dass das Telefon in einem fort klingeln würde. Banks wollte da sein, um die Anrufe für seine Eltern entgegenzunehmen.
      »Wie du willst. Dein Zimmer ist immer für dich da.«
      »Ja«, sagte Banks.
      »Ich kann einfach nicht glauben, dass Roy tot sein soll. Ermordet.«
      »Ich auch nicht. Ich würde gerne irgendwas tun, aber es gibt nichts.«
      »Du kannst ihn nicht zurückholen.«
      »Nein. Was von der Presse gehört, während ich unterwegs war?«
      »Nein.«
      »Gott sei Dank, wenigstens das. Hör mal, Dad, ich nehme nicht an, dass Roy mal mit dir über seine Geschäfte gesprochen hat, oder? Was er so machte und so?«
      »Mit mir? Das soll wohl ein Witz sein! Er wusste doch, dass ich ungefähr so viel Ahnung von Wirtschaft habe wie von Raketentechnik.«
      »Und dass dir vielleicht nicht recht wäre, wie er sein Geld verdient?«
      »Ich bin kein Scheiß-Kommunist. Ich habe nie was anderes gewollt, als dass der Arbeiter seinen gerechten Anteil bekommt. Was soll daran falsch sein?«
      »Nichts«, antwortete Banks, der nicht wieder mit der alten Diskussion beginnen wollte. Nicht jetzt, nicht hier. Außerdem war er derselben Meinung. Was man mit seinem Vater gemacht hatte, war eine Unverschämtheit gewesen. In den Thatcher-Jahren war er als Arbeiter einer Blechfabrik entlassen worden. Er hatte miterlebt, wie die Einsatzhundertschaften der Polizei sich

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