Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
Straßenmusikanten schottische Tänze, umgeben von einer kleinen Menschenmenge. Unablässig strömten Touristen herbei.
      Als Banks hinter der Wohnanlage Rivergate Fiats entlangspazierte, musste er an Michelle Hart denken. Sie hatte damals hier gewohnt, am Viersen-Platz. Auf der anderen Seite des Flusses lag die Charters Bar, ein vor der Town Bridge festgemachtes altes Stahlschiff. Banks erinnerte sich an den Blues, der an den Wochenenden, wenn er bei Michelle war, immer von unten heraufgeklungen hatte.
      Er starrte in das trübe Wasser und fragte sich, ob er sich mit Michelle mehr Mühe hätte geben müssen. Er hatte sie einfach so gehen lassen. Aber was sollte er tun? Ihre Karriere war ihr wichtig, und als sich die Gelegenheit in Bristol bot, konnte er sie kaum bitten, nicht zu gehen. Außerdem hatte es schon lange vorher Probleme in der Beziehung gegeben, und zwar so viele, dass Banks oft gedacht hatte, die neue Stelle mochte zumindest teilweise ein Versuch gewesen sein, auf Distanz zu gehen.
      Er kehrte zu seinem Wagen zurück und blieb eine Zeit lang bei offenen Fenstern sitzen und rauchte. Welch Ironie des Schicksals, dachte er, dass er seinen Bruder erst nach seinem Verschwinden besser kennengelernt hatte. Wenn Roy vor zwei, drei Jahren gestorben wäre, hätte Banks natürlich auch getrauert, aber er hätte den Verlust nicht so stark empfunden. Jetzt jedoch tat es wirklich weh, legte sich wie eine kalte Hand um sein Herz. Jetzt gab es jemanden, der ihm fehlte und nicht nur eine ferne Erinnerung war.
      Der Grund für diese veränderte Haltung war weniger, dass er seine Meinung von Roy geändert hätte, sondern dass er sie eher in einen weiteren Kontext gestellt hatte. Roy war ein Schlawiner, daran bestand kein Zweifel; er besaß ungefähr so viel Geschäftsmoral wie ein Floh, und Frauen gegenüber benahm er sich wie ein Schwein. Dass er ein Vermögen verdient hatte, einen Porsche fuhr und die Frauen ihm nur so zu Füßen lagen, war lediglich der Beweis für eine der hässlichsten Wahrheiten im Leben: Schwein sein lohnt sich. Vielleicht erhielten solche Menschen ihre gerechte Strafe im nächsten Leben und wurden als Kakerlake wiedergeboren, aber in diesem Leben waren sie ganz oben.
      Roys Krise nach den furchtbaren Ereignissen des 11. September und seine Hinwendung zur Kirche hatten seiner ansatzweise vorhandenen Moral vielleicht Auftrieb gegeben. War er in der letzten Woche über etwas gestolpert, das sein Gerechtigkeitsgefühl verletzte? Hatte er Gewissensbisse gehabt, als er seinen Bruder, den Polizisten, anrief? Oder war alles wie immer gewesen? In seinem Leben hatte Roy sicherlich gestohlen, gelogen und betrogen, ohne sich auch nur einen Deut um die Folgen zu scheren, ohne sich auch nur eine Sekunde um die zu sorgen, die er dabei verletzt hatte. Hatte er sich so stark verändert? Das würde Banks auf jeden Fall nicht in Peterborough herausfinden. Er musste am nächsten Tag nach London zurückfahren und dort weiterforschen.
      Er hielt es für eine gute Idee, ein paar Leuten, insbesondere seinen Kindern, mitzuteilen, dass er eine neue Handynummer hatte. Er ließ den Motor an, steckte das Telefon in den Zigarettenanzünder und wählte die erste Nummer, um eine Nachricht zu hinterlassen. Zu seiner großen Überraschung meldete sich Brian sogar.
      »Dad! Schön, dass du nochmal anrufst. Wir haben gerade Pause. Sorry, dass ich nicht schon früher zurückgerufen habe, aber wir sind im Studio. Ich wollte es heute Abend versuchen.«
      »Schon gut«, sagte Banks. »Ich war viel unterwegs. Wie läuft's?«
      »Gut. Langsam, aber gut.«
      »Und wie ist Dublin?«
      »Super!«
      »Schon ein Guinness getrunken?«
      »Ein paar. Sag mal, was ist los? Warum wolltest du mit mir reden? Es ist doch nichts passiert, oder?«
      »Leider doch«, erwiderte Banks. Noch mal von vorne. Er holte tief Luft und fing an. »Dein Onkel Roy ist tot. Es wird bald überall in den Nachrichten sein, deshalb wollte ich, dass du Bescheid weißt.«
      »Onkel Roy? Nein! Ich meine, ich hab ihn zwar nicht richtig gekannt, aber ... er hat uns immer Karten und so geschickt. Das kann ich nicht glauben. Warum? Was ist passiert? Hatte er einen Unfall, oder was?«
      »Das versuche ich herauszufinden«, sagte Banks. »Aber ein Unfall war es nicht. Er wurde erschossen.«
      »Duliebe Güte!«
      »Hör mal, Brian, es tut mir leid. Ich weiß nicht, wie ich dir das schonender beibringen soll. Aber du kannst

Weitere Kostenlose Bücher