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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Jennifer Clewes kennengelernt.«
      »Du liebe Güte!«, stöhnte Banks. »Du meinst wahrscheinlich Corinne, oder?«
      »Gibt's noch andere?«
      »Gut möglich«, erwiderte Banks. »Aber ich glaube, sie war die Letzte, vor Jennifer. Danke für die Nachricht.«
      »Können wir uns treffen? Wir sollten das wirklich durchsprechen.«
      »Vielleicht morgen«, sagte Banks. »Zum Frühstück? Ich muss heute Abend noch mit ein paar Leuten reden. Ich ruf einfach an, wenn ich fertig bin, ja?« Banks legte auf, bevor Annie protestieren konnte.
      Jetzt prasselte der Regen vom Himmel. Banks hatte nur einen leichten Regenmantel an. Er blieb im Eingang des geschlossenen Schuhgeschäfts stehen und sah den Menschen nach, die zwischen den Regenböen vorbeihasteten. Dann lief er, so schnell er konnte, zur U-Bahn-Station Tottenham Court Road.
     
     

* 13
     
    »Woher haben Sie meine Adresse?«, fragte Dr. Alex Lukas, als Annie um kurz nach sieben mit Regenschirm über dem Kopf auf der Treppe des Hauses in Belsize Park stand. »Ich stehe nicht im Telefonbuch.«
      »Wir haben unsere Mittel und Wege«, sagte Annie. Bei einer kurzen, aber ergebnislosen Durchsuchung von Jennifer Clewes' Büro hatte sie schnell einen Blick in die Personalakten geworfen. »Darf ich reinkommen?«
      »Was wollen Sie? Wir leben doch nicht in einem Polizeistaat, oder?«
      »Nicht dass ich wüsste«, sagte Annie grinsend. »Aber es regnet ganz furchtbar.«
      Dr. Lukas nahm die Kette von der Tür und trat zurück. Annie klappte den Regenschirm zusammen, zog den Regenmantel aus und hängte ihn an die Garderobe. Dann folgte sie Dr. Lukas über einen schweren Teppich in ein gemütliches Wohnzimmer. Die Vorhänge waren noch nicht zugezogen; Regentropfen peitschten gegen die Fensterscheibe. Leise spielte das Radio vor sich hin, irgendein Konzert. Dr. Lukas entschuldigte sich und ging nach oben. Während Annie wartete, sah sie sich um.
      An der Wand hingen Kunstwerke, die Annie für Originale hielt, hauptsächlich abstrakte Expressionisten und Kubisten. Fast überall standen Deko-Artikel und Fotos herum. In einem Bücherregal aus dunklem Holz waren Bücher mit bunten Rücken. Es war keine medizinische Fachliteratur, sondern Romane, Tolstoi und Dostojewski, Lyrik von Mandelstam, Achmatowa, Jewtuschenko und Zwetajewa, dazu Biographien: Schostakowitsch, Gorbatschow, Pasternak. Annie sah, dass einige Bücher in Kyrillisch waren. In Anbetracht der Matrjoschka-Puppe auf dem Kaminsims und des leichten Akzents von Dr. Lukas fiel ihr die Schlussfolgerung nicht schwer, dass die Ärztin aus Russland oder einem anderen Teil der ehemaligen Sowjetunion stammte.
      Neben der Puppe stand das Schwarzweißfoto einer Familie in einem Wald, Eltern mit drei Kindern. Annie ging hinüber, um es sich genauer anzusehen. Alle trugen Mäntel, niemand lächelte. Es war der harte, verkniffene Gesichtsausdruck derer, die nicht genug Essen auf dem Tisch oder Kohle im Ofen haben. Daneben war ein anderes Foto, jünger und in Farbe; Annie nahm an, dass es die Eltern zeigte. An einem großen See lächelten sie im Sonnenschein in die Kamera.
      »Im Urlaub«, sagte Dr. Lukas hinter Annie.
      »Tut mir leid, ich wollte nicht neugierig sein«, sagte Annie. »Sind das Ihre Eltern?«
      »Ja. Das Bild wurde vor zwei Jahren aufgenommen.«
      »Sie kommen also aus Russland?«
      »Aus der Ukraine. Aus einer Stadt namens Lwiw, früher Lemberg, im Westen, nicht weit entfernt von der polnischen Grenze. Kennen Sie die?«
      »Nein, tut mir leid«, gestand Annie. Sie war furchtbar in Erdkunde.
      »Macht nichts.«
      Annie wies auf das Bild. »Wohnen Ihre Eltern noch dort?«
      Dr. Lukas hielt inne, bevor sie zögernd antwortete: »Ja.«
      »Seit wann sind Sie hier?«
      »Seit dreizehn Jahren. Beim Zusammenbruch der Sowjetunion war ich fünfundzwanzig. Ich hatte Glück. Ich wurde an der Medizinschule in Edinburgh angenommen. Ich war natürlich schon in Lwiw ausgebildet worden, aber meine Zeugnisse wurden hier nicht anerkannt. Wissen Sie, wie viele im Ausland ausgebildete Ärzte hier Taxi fahren und in Restaurants oder Hotels arbeiten?«
      »Nein«, gestand Annie.
      »Es ist eine Schande, eine furchtbare Verschwendung«, sagte Dr. Lukas mit einem Anflug tragischer Schicksalsergebenheit.
      »Sie haben keinen sehr starken Akzent«, bemerkte Annie.
      »Daran habe ich lange gearbeitet. Ein fremder Akzent ist hier nicht gerade von Vorteil. Aber das tut

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