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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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sein.«
      Dr. Lukas runzelte die Stirn. »Stolz? Ja. Meistens schon. Vor ungefähr einem Jahr bekam ich zu Hause Besuch von einem Mann. Ich kannte ihn von der Schule, von dem Haus in Iwiw, wo er mit seiner Familie wohnte, in der Nähe von uns. Er sagte, er wüsste von seinen Eltern, dass ich hier als Ärztin erfolgreich sei. Sie hatten in der Lokalzeitung einen Artikel über mich gelesen. Das stimmt wirklich. Viele Menschen verließen die Ukraine, und ihre Geschichten sind spannend für die, die keine andere Welt kennengelernt haben.«
      »Was wollte er?«
      »In der Schule war er als Schläger bekannt. Als er älter wurde, terrorisierte er mit seiner Gang das Haus, in dem wir wohnten, erpresste Geld, brach in Wohnungen ein, verschob Hehlerware. Niemand war vor ihm sicher. Dann war er plötzlich verschwunden. Sie können sich vorstellen, wie erleichtert alle waren.«
      »Und dann tauchte er hier in London auf?«
      »Ja. Er sagte, er würde durch ganz Europa reisen, die freie Welt kennenlernen, die freie Wirtschaft, seine Lehrjahre in Iwiw kämen ihm dabei zugute.«
      »Das ist der Mann, der ihnen die späten Mädchen schickt, nicht wahr?«
      Eine Weile schwieg Dr. Lukas. Sie war blasser geworden, bemerkte Annie. Die Bouillabaisse stand fast unangerührt vor ihr. Schließlich flüsterte sie: »Ja. Das ist aus ihm geworden, ein Zuhälter. Als er mich zum ersten Mal besuchte, hatte eins seiner Mädchen Probleme mit dem Zyklus, so dass es nicht zuverlässig einzusetzen war. Da hatte er die Idee, dass ich seine inoffizielle Ärztin werden könnte, sozusagen. Und damit fing alles an.«
      »Und das läuft schon seit einem Jahr?«
      »Ja.«
      »Wie viele Mädchen haben Sie in der Zeit behandelt?«
      »Fünfzehn, sechzehn?«
      »Alle schwanger?«
      »Die meisten. Einige hatten sexuell übertragbare Krankheiten. Eine hatte einen schlimmen Ausschlag im Schambereich. Ein Mädchen blutete aus dem Anus. Er brachte sie alle nach Praxisschluss zu mir. Vorher bekam ich einen Anruf, dass ich länger bleiben solle.«
      »Warum haben Sie ihm geholfen?«, fragte Annie, obwohl sie glaubte, die Antwort zu kennen. Sie musste sie von Dr. Lukas persönlich hören. Eine laute Gesellschaft auf der anderen Seite des Lokals brach in schallendes Gelächter aus.
      Dr. Lukas sah zu ihnen hinüber, dann wandte sie sich mit düsterer Miene Annie zu. »Er hat mir gesagt, er würde meine Eltern in Iwiw umbringen, wenn ich nicht täte, was er sagte, oder wenn ich es jemandem erzählte. Ich weiß, dass er das macht. Er hat immer noch Kontakte dort.«
      »Und wieso hat sich die Situation geändert?«
      »Meine Eltern wohnen nicht mehr in Iwiw. Sie sind jetzt in Amerika, bei meinem Bruder in San Francisco. Ich habe auf die Mitteilung gewartet, dass sie sicher dort angekommen sind. Sie haben sich heute gemeldet.«
      »Und was ist mit Ihnen?«
      »Ich bin unwichtig«, erklärte Dr. Lukas. »Außerdem wird er mir nichts tun. Ich nütze ihm nur lebendig etwas.«
      »Wenn das ein Trost für Sie ist«, sagte Annie, »er kommt ins Gefängnis.«
      Dr. Lukas lachte. »Klar«, gab sie zurück, »um sein Imperium von der Zelle aus zu führen. Und draußen wird ihn jemand ersetzen. Noch so ein Monster. Davon gibt es genug auf der Welt.« Sie schüttelte den Kopf. »Aber es ist zu weit gegangen. Die arme Jennifer ... und dieser Mann ...«
      »Er hieß Roy Banks. Was ist mit Carmen Petri?«
      Überrascht sah Dr. Lukas Annie an. »Das war eigentlich der Anfang vom Ende. Carmen.«
      »Was soll das heißen?«
      »Bis Carmen kam, konnte ich noch wegsehen, mir sogar einreden, dass ich etwas Gutes tun würde, dass die Mädchen hier als Huren besser dran seien als zu Hause in ihren vom Krieg zerstörten Dörfern und Städten. Ich wollte die Wahrheit nicht sehen. Wie alle habe ich gedacht, die Mädchen hätten sich freiwillig für ihr Schicksal entschieden, irgendetwas könne mit ihnen nicht stimmen, sie seien schlechte Menschen. Ich war naiv.«
      »Und wie hat Carmen Ihre Meinung geändert?«
      »Die Mädchen haben nie den Mund aufgemacht. Ich fragte sie nach ihrem Leben, aber sie wollten nicht reden. Sie hatten zu viel Angst. Carmen ... sie war selbstsicherer, intelligenter ... keine Ahnung. Vielleicht lag es auch an Jennifer, weil sie so nett zu Carmen war. Warum auch immer, Carmen ließ etwas mehr durchblicken.«
      »Und was?«
      »Sie erzählte mir, eins von den neuen Mädchen sei in ein

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