Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre
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Auf dem Weg zu Roger Cropleys Haus erzählte sie Templeton, dass DI Gifford sich bei Cropleys Londoner Softwarefirma erkundigt und erfahren habe, dass Cropley freitags immer erst spät ginge und am Freitag, dem 23. April, spät aufgebrochen sei, weil man an dem Abend im Büro einen lukrativen neuen Auftrag gefeiert habe.
Cropley war ganz offensichtlich nicht begeistert, die beiden Beamten am späten Nachmittag vor seiner Tür stehen zu sehen. Er wollte sie wieder schließen, aber Templeton schob den Fuß dazwischen. »Sie lassen uns besser rein«, sagte er. »Sonst warte ich hier so lange, bis DS Browne einen Durchsuchungsbeschluss geholt hat.«
Cropleys Druck auf die Tür ließ nach, sie konnten eintreten und folgten ihm ins Wohnzimmer. »Ich weiß wirklich nicht, warum Sie mich nicht in Ruhe lassen«, sagte er. »Ich habe Ihnen jetzt schon zigmal gesagt, dass ich nichts über die Morde weiß.«
»Sie meinen, Sie haben uns schon zigmal angelogen«, korrigierte ihn Templeton. »Übrigens, das hier ist Detective Sergeant Browne. Sie ist extra aus Derby gekommen, um mit Ihnen zu sprechen. Sagen Sie ihr guten Tag.«
Cropley schwieg, starrte Susan Browne nur an. Sie setzte sich und strich ihren Rock glatt. »Mr. Cropley«, begann sie, »ich will direkt zur Sache kommen. Als DC Templeton mir gegenüber seinen Verdacht äußerte, war ich skeptisch. Inzwischen habe ich Zeit gehabt, alles zu überdenken und ein paar Nachforschungen anzustellen, und bin mir nicht mehr so sicher.«
»Was für Nachforschungen?«
Susan holte einen Ordner aus der Aktentasche und schlug ihn auf. »Meinen Informationen zufolge haben Sie Ihr Büro in Holborn am Freitag, dem 23. April dieses Jahres, gegen acht Uhr abends verlassen.«
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Stimmt das?«
»Weiß ich nicht mehr. Sie können doch nicht erwarten, das ich mich noch daran erinnern kann!«
»Es stimmt aber, wir haben es überprüft. Das heißt, Sie waren zur selben Zeit wie Claire Potter an der Tankstelle Trowell.«
»Hören Sie, das ist doch absurd! Das sind alles nur Indizien.«
»An zwei weiteren Tagen, als Sie spät aufbrachen«, las Susan weiter, »wurden zwei andere Frauen verfolgt beziehungsweise attackiert, kurz nachdem sie die M1 verlassen hatten.«
»Ich habe niemanden attackiert.«
»Wir werden Folgendes tun, Mr. Cropley«, fuhr Susan fort. »Wir nehmen Sie mit zur Dienststelle, wo Sie weiter befragt werden. Dann werden Ihnen Fingerabdrücke abgenommen, Sie werden fotografiert und geben uns eine DNA-Probe. Wenn wir die haben ...«
Die Tür öffnete sich, und Mrs. Cropley kam herein. »Was ist hier los, Roger?«, wollte sie wissen.
»Die schikanieren mich schon wieder«, klagte Cropley.
Seine Frau sah Susan und Templeton an. Dann betrachtete sie ihren Mann mit einem verächtlichen Gesichtsausdruck. »Vielleicht hast du es ja verdient«, bemerkte sie.
»Wissen Sie irgendetwas, Mrs. Cropley?«, fragte Templeton.
»Das ist eine Sache zwischen mir und meinem Mann«, erwiderte Mrs. Cropley.
»Eine Frau wurde ermordet«, mahnte Susan. »Vergewaltigt und erstochen.«
Mrs. Cropley verschränkte die Arme.
Susan und Templeton wechselten einen Blick, dann wandte sich Susan an Cropley. Er war aschfahl geworden. »Sobald wir die Fotos haben, zeigen wir sie jedem Mitarbeiter in jedem Restaurant und jeder Tankstelle an der Autobahn. Ihre DNA wird mit den Spuren verglichen, die wir am Tatort von Claire Potter gefunden haben. Sie dachten vielleicht, Sie wären gründlich, Mr. Cropley, aber irgendetwas vergisst man immer. In Ihrem Fall sind es die Schuppen.«
»Welche Schuppen?«
»Wussten Sie nicht, dass man aus Schuppen DNA gewinnen kann? Wenn am Tatort auch nur eine Flocke von ihnen ist, haben wir sie gesichert und werden sie testen.«
Cropley war wie betäubt.
»Wollen Sie etwas sagen?«, fragte Susan.
Cropley schüttelte den Kopf.
»Gut.« Susan erhob sich. »Roger Cropley, ich verhafte Sie wegen Verdachts des Mordes an Claire Potter. Sie haben das Recht zu schweigen, aber es kann Ihrer Verteidigung schaden, wenn Sie auf eine Frage hin etwas verschweigen, worauf Sie sich vor Gericht beziehen. Alles, was Sie sagen, kann als Beweismittel verwendet werden.«
Als Cropley mit gesenktem Kopf zwischen Browne und Templeton abgeführt wurde, wandte sich seine Frau ab. Wie eine Salzsäule stand sie mitten im Zimmer, die
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