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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre
Autoren: Peter Robinson
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an, dass der Täter ihren Wagen in den Graben drängte. Der Pathologe fand Chloroformspuren und die typischen Verätzungen um den Mund.«
      »Wo wurde sie zuletzt gesehen?«
      »An der Raststätte Trowell.«
      »Aber auf der Überwachungskamera ist nichts zu erkennen?«, fragte Gristhorpe.
      »Offenbar nicht, Sir. Ich habe kurz mit Detective Inspector Gifford von der Polizei Derbyshire gesprochen, hatte aber den Eindruck, dass sie mit dem Fall in einer Sackgasse stecken. Es gibt keine Zeugen aus dem Restaurant oder von der Tankstelle. Nichts.«
      »Der Modus Operandi ist auch anders«, bemerkte Annie.
      »Ja«, sagte Gristhorpe. »Jennifer Clewes wurde nicht erstochen, sondern erschossen, und sie wurde nicht sexuell belästigt, jedenfalls nicht soweit wir wissen. Aber Sie glauben trotzdem, dass es eine Verbindung geben könnte, DC Jackman?«
      »Nun, Sir«, überlegte Winsome, »es gibt einige Ähnlichkeiten: Zwischenstopp an der Tankstelle, das Abdrängen von der Straße, eine junge Frau als Opfer. Es sind alle möglichen Gründe denkbar, warum er sie nicht misshandelt hat, auch kann er sich ohne weiteres seit dem letzten Mord eine Pistole besorgt haben. Vielleicht hat ihm das Erstechen keinen Spaß gemacht. Vielleicht war es ihm ein bisschen zu nah und persönlich.«
      »In Ordnung«, sagte Gristhorpe. »Gute Arbeit. Wir bleiben nach allen Seiten offen. Auf gar keinen Fall darf uns ein Serienmörder durch die Lappen gehen, weil wir eine Verbindung übersehen. Ich nehme an, dass Sie sich an HOLMES setzen?«
      »Ja, Sir«, sagte Winsome. Das Ermittlungssystem des Innenministeriums war bei jedem größeren Fall ein unverzichtbares Werkzeug. Auch die kleinste Information wurde in den Computer eingegeben; der fand Parallelen, die selbst dem erfahrensten Beamten entgingen.
      »Gut.« Gristhorpe erhob sich. »In Ordnung. Falls -«
      Es klopfte an der Tür. Gristhorpe rief: »Herein!«
      Dr. Wendy Gauge, Dr. Glendennings neue rätselhafte Assistentin, stand in der Tür, lässig wie immer. Auf ihren Lippen lag dieses geheimnisvolle, reservierte Lächeln, das ihren Mund immer umspielte, selbst wenn sie sich über eine Leiche beugte. Dem Vernehmen nach würde Dr. Gauge Glendennings Nachfolgerin werden, wenn der Alte in Pension ging. Annie musste zugeben, dass sie gut war.
      »Ja?«, sagte Gristhorpe.
      Wendy Gauge trat näher. »Ich komme gerade aus dem Leichenschauhaus«, erklärte sie. »Wir haben das Opfer entkleidet, dabei habe ich das hier in der Gesäßtasche gefunden.« Sie reichte Gristhorpe einen Zettel liniertes Papier, der offenbar aus einem Notizblock gerissen worden war. Dr. Gauge hatte ihn klugerweise in eine durchsichtige Plastikhülle geschoben. »Der Mörder muss alles andere aus dem Auto entfernt haben«, fuhr sie fort, »aber ihre Jeans ... nun ja, die war sehr eng ... und schließlich saß sie ja drauf.« Annie hätte schwören können, dass Dr. Gauge errötete. Gristhorpe untersuchte den Zettel, dann runzelte er die Stirn und legte ihn für alle sichtbar über den Tisch.
      Annie wollte ihren Augen nicht trauen. Doch da standen in blauer Tinte ein Name und eine Adresse, gefolgt von einer Wegbeschreibung ab der Autobahn und einer groben Skizze von Helmthorpe:
      Alan Banks Newhope Cottage Beckside Lane Gratly, bei Helmthorpe North Yorkshire
     
    Während Banks' Kollegen in Eastvale spekulierten, was sein Name und seine Adresse in der Gesäßtasche eines Mordopfers zu suchen hatten, war er selbst bereits in London und quälte sich durch den Verkehr am frühen Samstagnachmittag, vorbei an schicken Restaurants und Ausstellungsräumen mit Maseratis bis zum Haus seines Bruders Roy in South Kensington, östlich der Gloucester Road. Es war Jahre her, dass Banks in London Auto gefahren war, die Straßen erschienen ihm noch voller als früher.
      Er war noch nie bei Roy gewesen. Das wurde ihm jetzt bewusst, als er durch den schmalen Backsteinbogen fuhr und auf dem Kopfsteinpflaster der »Mews«, ehemaliger Stallgebäude, parkte. Banks stieg aus und betrachtete das Haus mit seinen getünchten Ziegelsteinmauern, der angebauten Garage und dem großen zweiflügeligen Erkerfenster im ersten Stock. Es sah nicht groß aus, aber das war heutzutage unwichtig. So ein Haus, in dieser Lage, brachte wahrscheinlich um die achthundert Riesen auf dem Immobilienmarkt, wenn nicht mehr, schätzte Banks, vielleicht sogar eine Million. Allein hunderttausend zahlte man für das Privileg,
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