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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Aktentasche.
      Als er auf dem Postamt alles erledigt hatte, ging er zum erstbesten Zeitschriftenhändler und kaufte sich eine Packung Silk Cut. Beim Bezahlen fiel ihm eine Überschrift aus der Abendzeitung ins Auge, er sah näher hin. Eine noch unidentifizierte junge Frau war kurz vor Eastvale, North Yorkshire, erschossen in ihrem Auto gefunden worden. Wenn er Dienst gehabt hätte, wäre das mit Sicherheit sein Fall geworden, nun war er Annies. Er beneidete sie nicht um den Medienrummel, den Schussopfer hervorriefen, aber vielleicht würde sich ja Gristhorpe um die Presse kümmern, so wie er es meistens tat.
      Banks zündete sich eine Zigarette an und spazierte weiter. Das hatte er früher oft getan, als er noch bei der Metropolitan Police, der Londoner Polizei, arbeitete. Manchmal hatte ihm ein Spaziergang geholfen, sich seiner Gefühle klar zu werden oder ein Problem zu lösen. Aber auch so war er schon immer gerne nachts im West End herumgelaufen, auch wenn es sich seit seinen frühen Tagen auf Streife stark verändert hatte.
      Vor den Pubs standen Trauben von Menschen mit Gläsern in den Händen, lachten und scherzten. Am Leicester Square unterhielten Jongleure und Feuerspucker die amerikanischen Touristen. Die Amis trugen kurze Hosen und T-Shirts und tranken Wasser aus Plastikflaschen.
      Es war ein schwüler Abend, auf dem Platz wimmelte es von Menschen: lange Schlangen vor dem Odeon, Absperrgitter, irgendeine Premiere, vielleicht war ein Blick auf einen Star zu erhaschen. Banks wusste noch, wie er als junger Police Constable in den frühen Siebzigern hier einmal für die äußere Absperrung zuständig gewesen war. Ein Bond-Film hatte Premiere gehabt, Der Mann mit dem goldenen Colt. Damals war es kalt, kurz vor Weihnachten, und seine Kollegen und er hatten sich untergehakt, um die Zuschauer zurückzuhalten. Blitzlichter explodierten (damals waren es noch echte Blitzlichtlampen), und die Stars stiegen aus den Limousinen. Er meinte, Roger Moore und Britt Eklund erkannt zu haben, aber er konnte sich auch irren; er war noch nie ein großer Promijäger gewesen.
      Banks war damals gerne ins Kino gegangen. Bevor die Kinder kamen, hatte er mit Sandra bestimmt zweimal in der Woche einen Film gesehen, wenn er entsprechende Schichten hatte. Manchmal gingen sie auch zur Matinee, wenn er abends oder nachts arbeiten musste. Selbst nach Brians Geburt holten sie sich gelegentlich einen Nachbarn zum Babysitten, bis die Arbeit als verdeckter Ermittler das so gut wie unmöglich machte.
      Heute ging er kaum noch ins Kino. Die letzten Male hatte immer irgendjemand gequatscht, es hatte ekelerregend nach warmem Popcorn gerochen, und der Boden klebte von umgekippter Cola. Man hatte nicht mehr das Gefühl, im Kino zu sein, sondern in einem Café herumzuhängen, wo bewegte Bilder an die Wand geworfen wurden. In Eastvale gab es ein neues Multiplex, in einem Anbau des Swainsdale Center, aber er war noch nicht dort gewesen und würde auch wohl nie hingehen.
      Banks lief Richtung Soho. Es ging auf neun Uhr zu und war noch hell, aber die Sonne stand bereits tief, das Licht schwand. Er hatte Hunger. Nach dem scheußlichen Curry bei Roy um die Ecke hatte er nichts mehr gegessen. Hier waren die Straßen genauso belebt, die Tische vor den Restaurants und Cafés auf der Old Compton Street, Greek Street, Dean Street und Frith Street waren alle besetzt. In der Luft lag ein Hauch Marihuana, vermischt mit Espresso, geröstetem Knoblauch, Olivenöl und orientalischen Gewürzen. In der Dämmerung glühten Neonlichter und Kerzen auf unnatürliche Art, leicht verschwommen in dem warmen Dunst, der über allem lag. Händchen haltend gingen Jungen über die Straße oder standen dicht beieinander an Straßenecken. Hübsche Mädchen in leichter Kleidung liefen lachend vorbei, manche am Arm ihrer Freunde.
      Banks schaffte es bis zur Tottenham Court Road, bevor die Elektrofachgeschäfte schlossen, und erstand nach kurzer Überlegung einen Laptop mit kombiniertem CD-/DVD-Laufwerk. Das Gerät war so leicht, dass er es in seiner Aktentasche tragen konnte. Es besaß alle Funktionen, die er brauchte, konnte sogar noch viel mehr. Und es riss kein allzu großes Loch in seinen Geldbeutel, denn sein Konto war gut gefüllt vom Geld der Versicherung für den Brand. Banks nahm die Bedienungsanleitung und das Zubehör aus der Verpackung, steckte alles in seine Tasche und ließ die Pappe im Geschäft zurück. Danach hatte er Hunger und ging zurück

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