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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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gerne, wo man diesen Lambert finden kann.«
      »Wie gesagt, ich tue mein Bestes. Ich halte die Ohren offen. Ich würde dir ja sagen, verpiss dich nach Yorkshire und geh uns aus dem Weg, wenn ich wüsste, dass es was nutzt. Aber versuch wenigstens, mir nicht in die Quere zu kommen.«
      »Ich überleg's mir«, sagte Banks. Er gab Burgess Roys Telefonnummern und sah zum Fenster hinüber. »Hat fast aufgehört zu regnen. Ich gehe besser auch.«
      Burgess blickte ihn ernst an. »Pass auf, Banksy«, sagte er. »Du weißt, ich kenne dich. Und dieses Gespräch hat niemals stattgefunden.«
      Banks trat auf die Straße hinaus. Sein Auto stand immer noch bei Corinne, deshalb ging er zu Fuß zur Liverpool Street. Dort konnte er die U-Bahn nach Earl's Court nehmen und von da mit dem Auto zum Treffen mit Julian Harwood fahren.
      Auf dem freien Platz über dem U-Bahnhof sah er sich das Kindertransport-Memorial an. Das Denkmal erinnerte an die Rettungsaktion, mit der 1938 und 1939 über zehntausend Kinder in Europa der nationalsozialistischen Verfolgung hatten entkommen können. Es bestand aus einem Glaskasten in Form eines großen Koffers, in dem Gegenstände ausgestellt waren, die die Kinder bei sich gehabt hatten. Daneben stand die Bronzeskulptur eines kleinen Mädchens.
      Durch die vom Regen beschlagene Scheibe erkannte Banks unter anderem Schulhefte, mit deutscher Frakturschrift beschrieben, Briefe, Kleidungsstücke, eselohrige Familienfotos, ein Paar alter Stiefel mit daruntergeschnallten Schlittschuhkufen, ein Kätzchen als Handpuppe, ein Buch mit Klavierstücken, einen zerbeulten Handkoffer und drei Kleiderbügel. Auf einem stand »Für das Kind«, auf dem anderen »Fürs liebe Kind« und auf dem dritten »Dem braven Kinde«. Sie erinnerten Banks an Mahlers wunderbare Kindertotenlieder, auch wenn diese Kinder nicht gestorben, sondern gerettet worden waren. Er fragte sich, ob Roy Mahler in seiner Sammlung hatte; er hatte ihn nicht gesehen.
      Als Banks die Habseligkeiten der Kinder vor sich sah, musste er an all die Erinnerungsstücke denken, die er beim Brand seines Cottages für alle Zeit verloren hatte: die Familienfotos und -videos - Hochzeit, Urlaub, die aufwachsenden Kinder -, Briefe, Andenken, die Gedichte, die er als Jugendlicher geschrieben hatte, alte Tagebücher und Blöcke, Schulzeugnisse, die Dokumente seines Lebens.
      Doch er verspürte kein Selbstmitleid, dort vor diesem Denkmal. Er hatte nicht ansatzweise so viel verloren wie diese Kinder. Sie hatten ihre Heimat verloren, in vielen Fällen ihre ganze Familie. Aber vielleicht hatten sie auch etwas gewonnen. Zumindest war ihnen das Konzentrationslager erspart geblieben. Sie waren von guten, treu sorgenden Menschen aufgenommen worden und hatten ein Leben in Freiheit führen können.
      Banks betrachtete die Bronzefigur des Mädchens in Rock und Jacke. Die Regentropfen auf ihrem Gesicht sahen aus wie Tränen. Er drehte sich um und ging zur U-Bahn hinunter.
     
    Annie war froh, dass Detective Inspector Brooke ein schnelles Mittagessen bei ihr im Hotel vorgeschlagen hatte. Sie hatte nichts von Roy Banks gehört und fragte sich langsam, ob die beiden Brüder ihre Meinungsverschiedenheiten beigelegt hatten und zusammen abgehauen waren, nur um ihr das Leben schwer zu machen.
      Brooke trug seinen besten Sonntagsanzug, der Kragen war zu eng, sein Gesicht rot angelaufen. Er sah aus wie ein Bauer, der gerade aus der Kirche kam. Annie, in Jeans und schwarzem Pullover mit V-Ausschnitt, fühlte sich underdressed. Beide hatten nicht viel Hunger, sie bestellten Kaffee und Sandwiches mit Käse und Gurken. In Viertel geschnitten, wurden sie im Körbchen serviert.
      »Hey, Dave«, meinte Annie, »ich muss schon sagen, du siehst flott aus.«
      »Wegen dem Anzug? Ich muss heute Nachmittag noch zu einer Taufe.« Brooke setzte sich und zog an seinem Kragen, löste schließlich den Knopf. »So, schon besser. Hab in der Kirche noch genug Zeit, mich zu erwürgen.«
      Annie musste lachen.
      »Es gibt nicht viel zu berichten«, erklärte Brooke, »aber ich habe ein paar Leute in der Nachbarschaft des Opfers herumfragen lassen. Außerdem habe ich mit dem Uniformierten gesprochen, der dort Streife geht, einem gewissen PC Latham.«
      »Und, was sagt er?«, wollte Annie wissen.
      »Ruhige Gegend. Kein Ärger in letzter Zeit.«
      »Was haben deine Leute herausgefunden?«
      »Das ist schon interessanter. Ein Mann unten an der Straße hat gegen

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