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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Abs des Schicksals hatte Burgess nach dem 11. September Glück gehabt, denn der Staat brauchte Männer, die gehorchten, ohne Fragen zu stellen. Banks wusste nicht genau, für wen Burgess jetzt arbeitete, nahm aber an, dass es etwas mit dem Geheimdienst zu tun hatte.
      »Netter Laden hier«, bemerkte Banks.
      »Ist anonym«, entgegnete Burgess. »Hier kümmert sich jeder um seinen eigenen Kram. Außerdem verstehen die meisten kaum ein Wort Englisch.« Draußen war es dunkler geworden, einige Regentropfen liefen an den schmutzigen Scheiben herunter. Burgess musterte Banks. »Du siehst aus, als hättest du Sorgen. Möchtest du Onkel Dicky nicht sagen, was los ist?«
      Banks schaute sich um, aber niemand beachtete sie. Er lud das Foto auf das Display des Handys und schob es über den Tisch. Burgess nahm das Gerät in die Hand, betrachtete das Bild eingehend und hob die Augenbrauen. »Könnte jeder sein«, sagte er und gab Banks das Telefon zurück. »Einer, der betrunken auf einer Party eingeschlafen ist.«
      »Ich weiß. Und wenn nicht?«
      »Was glaubst du denn, wer es ist?«
      »Es könnte mein Bruder sein.«
      »Roy?«
      »Woher kennst du seinen Namen?«
      Burgess hielt inne. »Ist lange her.«
      »Wie lange?«
      »Fünf, sechs Jahre. Auf jeden Fall im letzten Jahrhundert. Gab damals keinen Grund, dich damit zu belästigen.«
      »Und weswegen kam mein Bruder Roy in dein Visier?«
      »Waffenhandel.«
      Banks schluckte. »Was?«
      »Du hast richtig gehört. Waffenhandel. Guck nicht so! Dein Bruder hatte ein Geschäft zwischen einem britischen Waffenfabrikanten und einem reichen arabischen Scheich in die Wege geleitet. Hier und da ein bisschen geschmiert, Bakschisch verteilt, Empfänge im Konsulat besucht und so weiter.«
      »Das hat Roy gemacht?«
      »Für einen Batzen Geld würde dein Bruder alles tun. Er hat unglaublich viele Kontakte und Beziehungen, aber das Dumme an der Sache ist, dass er nicht weiß, was für Leute das wirklich sind.«
      »Naiv wäre nicht gerade ein Wort, mit dem ich Roy beschreiben würde«, bemerkte Banks.
      »Vielleicht ist er nicht naiv«, gab Burgess zurück, »aber er durchschaut die Menschen nicht. Vielleicht wollte er damals einfach nicht mehr wissen. Vielleicht war es besser so und belastete ihn weniger. Das Geld kassieren und dann weg.«
      Banks musste zugeben, dass das schon eher nach dem Roy klang, den er kannte. Seinem Bruder mangelte es eher an Phantasie, als dass er naiv gewesen wäre. Als Kinder hatten sie aus irgendeinem Grund mal ein paar Tage lang im selben Zimmer schlafen müssen, erinnerte sich Banks. Er war zehn gewesen, Roy ungefähr fünf. Banks hatte versucht, seinen kleinen Bruder mit gruseligen Geistergeschichten über kopflose Leichen und missgebildete Ungeheuer wach zu halten, hatte ihm Angst machen wollen, damit Roy nicht schlafen konnte. Doch mitten in Banks' blutrünstiger Nacherzählung von Dracula war Roy eingenickt, und stattdessen hatte Banks lange wach gelegen, war bei jeder Windböe und jedem Knirschen im Gebälk zusammengefahren, Opfer seiner eigenen Vorstellungskraft. Es konnte durchaus sein, dass Roy seine Geschäftspartner und ihre Angaben nicht hinterfragt hatte, dass er nicht mehr hatte wissen wollen, aber vielleicht fehlte ihm auch einfach die Vorstellungskraft, aus den nackten Tatsachen auf mehr zu schließen. Banks nahm sich eine Silk Cut.
      »Hab mir schon gedacht, dass du nicht lange durchhältst«, sagte Burgess und zündete sich eine Tom-Thumb-Zigarre an. Dann gab er Banks Feuer.
      »Ist nur vorübergehend«, meinte Banks.
      »Klar. Noch ein Glas?«
      »Warum nicht?«
      Burgess ging zur Theke, Banks verfolgte derweil das Kricketspiel. Es passierte nichts Aufregendes. Als das nächste Glas Pride vor ihm auf dem Tisch stand, fragte er Burgess, was genau er über Roy wisse.
      »Also, streng genommen hat dein Bruder nichts Ungesetzliches getan. Die verfluchten Teile werden halt produziert und verkauft. Damals konnte man alles verscherbeln: Raketen, Landminen, U-Boote, Panzer, Jagdflieger, einfach alles. Das Problem ist, dass der Kram am Ende irgendwie immer bei den Falschen landet, so vorsichtig man auch ist. Manchmal wurden die Waffen gegen ebenjene Leute eingesetzt, die sie anfangs verkauft hatten.«
      »Und an wen gingen diese Lieferungen?«
      »An ein vertrauenswürdiges Land im Nahen Osten, aber am Ende waren die Waffen im Besitz einer terroristischen

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