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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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sie die Rücksicht in den Wind. »Das geht nicht«, sagte sie. »Das weißt du genau. Es ist nicht dein Fall. Ich habe dir bereits gesagt, dass ich das Verschwinden deines Bruders melden und dir ein bisschen Raum zum Manövrieren lassen werde, aber du kannst dich hier nicht einfach reindrängeln. In der Jennifer-Clewes-Ermittlung hast du keinerlei offizielle Aufgabe.«
      »Und was ist, wenn es eine Verbindung zu Roy gibt?«
      »Alan, auch dann bist du nicht dabei! Ich nehme dich nicht mit, Punkt.«
      »Schön«, sagte Banks. »Gut. Hab verstanden.«
      »Jetzt schmoll nicht! Das steht dir nicht!« Annie stand auf. Ihr war ein bisschen schwummrig zumute, aber damit kam sie klar. »Und bleib in der Nähe. DI Brooke wird sich mit dir unterhalten wollen.« Annie hörte leises Prasseln auf dem Laub hinter ihr. Schnell wurde es lauter und heftiger. Es hatte wieder zu regnen begonnen.
     
    Es war früher Abend. Banks saß in Roys Büro und las die Korrespondenz durch, die Corinne für ihn ausgedruckt hatte. Plötzlich klopfte es an der Tür. Zuerst glaubte er, es sei Roy, aber warum sollte der bei sich selbst anklopfen? Dann vermutete er, es könne DI Brooke sein, der zur Befragung kam, und hielt es für das Beste, es hinter sich zu bringen. Dennoch sah er sich nach einer Verteidigungswaffe um, nur für alle Fälle. Er fand lediglich einige Golfschläger im Dielenschrank, griff sich einen und ging zur Tür. Der Mann, der davor stand, war ungefähr in Banks' Alter. Er trug einen dunklen Anzug, hatte ergrauendes schwarzes Haar mit einem korrekten Seitenscheitel und einen ernsthaften, intelligenten Gesichtsausdruck. Er hätte Polizist sein können, fand Banks, wenn er nicht den Kragen eines Geistlichen gehabt hätte. Der Mann musterte Banks und den Golfschläger.
      »Hallo«, sagte er und streckte vorsichtig die Hand aus. »Mein Name ist Hunt. Ian Hunt. Ist Roy da?«
      Banks ergriff die Hand. Sie war feucht und kalt. »Nein«, erwiderte er. »Ich bin sein Bruder, Alan. Um was geht's?«
      »Er hat von Ihnen erzählt«, sagte Hunt. »Sie sind bei der Polizei. Aber ich hätte nicht gedacht... Schon gut.«
      Banks hatte eine gewisse Vorstellung, was Ian Hunt nicht gedacht hätte, aber er hielt den Mund. Er brauchte so viele Informationen wie nötig. Eine defensive Haltung würde ihm nicht groß weiterhelfen. Er fragte sich, warum um alles in der Welt der Pfarrer Roy zu Hause besuchte. »Möchten Sie hereinkommen?«
      »Ja. Ja, danke, wenn das geht.«
      Banks lehnte den Golfschläger neben die Haustür und führte Hunt nach hinten in die Küche, wo er kurz zuvor mit Annie gesessen hatte. Er bot dem Pfarrer einen Stuhl an. Hunt verlor kein Wort über den Golfschläger. Banks wollte nicht den Anschein erwecken, den Gast zu verhören, doch er merkte, dass er nach all den Jahren bei der Polizei die schlichte Kunst der Unterhaltung so gut wie verlernt hatte. Sein Beruf beeinflusste seine Meinung von anderen und seinen Umgang mit ihnen. Selbst Corinne gegenüber war er schroff gewesen. »Warum wollten Sie Roy besuchen?«, fragte er.
      »Ohne besonderen Grund«, antwortete Hunt. »Er ist bloß heute Morgen nicht in der Kirche gewesen, und das sieht ihm gar nicht ähnlich.«
      Fast wäre Banks vom Stuhl gefallen. »In der Kirche?« Die Wunder nahmen kein Ende.
      »Ja. Warum? Was ist daran so komisch?«
      »Nichts«, entgegnete Banks, der seit seiner Kindheit keinen Fuß mehr in eine Kirche gesetzt hatte, nur bei Hochzeiten und Todesfällen. Roy und er waren nicht besonders religiös erzogen worden, auch ihre Eltern waren keine regelmäßigen Kirchgänger. In der Schule musste man damals natürlich jeden Morgen beten und singen, aber abgesehen von einigen Jahren Sonntagsschule und einem kurzen Abstecher bei den Lifeboys und der Boys' Brigade, hatte Banks nicht viel mit Religion zu tun gehabt. Und jetzt das.
      »Normalerweise würde ich nicht vorbeikommen«, erklärte Hunt, »aber nach dem Gottesdienst war eine Sitzung des Restaurierungskomitees, und daran hat sich Roy immer eifrig beteiligt. Nicht nur finanziell, verstehen Sie, sondern auch mit neuen Ideen. Roy ist ein sehr kreativer Kopf.«
      »Tasse Tee, Herr Pfarrer?«
      »Nennen Sie mich doch Ian. Es sei denn, ich soll Sie mit Chief Inspector ansprechen.«
      »Dann lieber Ian.« Banks stellte den Wasserkocher an. Teetrinken mit dem Pfarrer am Sonntagnachmittag, dachte er. Wie vornehm! Er hätte nie gedacht, dass das Roys Welt war. Die

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