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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Teebeutel standen neben dem Kaffee. Banks hängte zwei in die Teekanne mit dem Blumenmuster.
      »Wenn ich Sie das fragen darf«, sagte Banks, während der Wasserkessel zum Kochen kam. »Seit wann geht Roy zur Kirche?«
      »Sie dürfen gerne fragen«, gab Hunt zurück. »Am 16. September 2001 kam er zum ersten Mal in den Gottesdienst.«
      »Ich hätte nicht gedacht, dass Sie sich an das genaue Datum erinnern können«, meinte Banks.
      »Wie soll ich das wohl vergessen! Sie würden sich wundern, wie viele Menschen damals zur Kirche zurückkehrten oder erstmals den Weg zu uns fanden.«
      Banks musste kurz überlegen, ehe ihm einfiel, was das Datum zu bedeuten hatte. Es musste der erste Sonntag nach dem Attentat auf das World Trade Center gewesen sein. Aber warum ging gerade das Roy so nahe? Banks goss das kochende Wasser in die Kanne. »Was brachte ihn zu Ihnen?«, fragte er.
      Hunt schwieg. »Sie wissen wirklich nicht viel über Ihren Bruder, was?«
      »Nein«, gab Banks zu. »Und je mehr ich herausfinde, desto weniger weiß ich.«
      »Das universale Paradox des Wissens.«
      »Kann sein«, erwiderte Banks, »aber im Moment interessiere ich mich eher für die praktischen Dinge. Sie haben nicht zufällig eine Ahnung, wo Roy sein könnte?«
      Hunt blinzelte. »Haben Sie vergessen, dass ich hier bin, weil ich ihn suche?«
      »Trotzdem.«
      Hunt sah Banks mit fragendem Blick an. »Ich merke, dass Sie gelernt haben, erst mal nichts für bare Münze zu nehmen«, sagte er. »Nein, ich habe keine Ahnung, wo er ist.«
      »Warum sind Sie hergekommen?«
      »Habe ich bereits gesagt. Wegen des Treffens. Es sieht Roy nicht ähnlich, nicht einmal eine Nachricht zu hinterlassen.«
      »Wann haben Sie ihn zum letzten Mal gesehen?«
      »Letzten Sonntag.«
      »Haben Sie mit ihm gesprochen?«
      »Kurz nach dem Gottesdienst.«
      »Was machte er für einen Eindruck?«
      »Gut, ganz normal.«
      Banks holte die Milch aus dem Kühlschrank und roch kurz daran, um sich zu überzeugen, dass sie nicht sauer war. Dann setzte er sich Hunt gegenüber. »Ich möchte nicht unhöflich sein«, erklärte er, »aber ich mache mir Sorgen. Roy hat eine reichlich beunruhigende Nachricht auf meinem Anrufbeantworter hinterlassen, und als ich herkam, um ihn zu besuchen, war er verschwunden und die Haustür unverschlossen.«
      »Dann verstehe ich, dass Sie sich Sorgen machen«, gab Hunt zurück.
      »Sie unterhalten sich also öfter mit ihm?«
      »Doch«, antwortete Hunt. »Wir sitzen manchmal ein, zwei Stunden zusammen, meistens im Pfarrhaus, manchmal beim Mittagessen.«
      Roy beim Mittagessen im Pfarrhaus war ein Bild, das Banks sich nicht so recht vorstellen konnte. »Ist er Ihnen gegenüber offen ? Ich meine, hat er ...«
      »Ich weiß, was Sie meinen.« Hunt rutschte herum. »Doch, ich würde schon sagen, dass er offen über seine Gefühle spricht. Zumindest bis zu einem gewissen Grad.«
      »Gefühle in Bezug auf was?«
      »Alles Mögliche.«
      »Tut mir leid, aber das ist mir zu ungenau«, sagte Banks. »Könnten Sie das nicht ein wenig präzisieren? Er beichtet doch nicht bei Ihnen, oder?« Banks fiel ein, dass er gar nicht wusste, welcher Konfession Hunt angehörte. »Ich meine, Sie sind doch nicht katholisch, oder?«
      »Church of England. Aber ich weiß nicht, inwiefern ich Ihnen helfen kann. Roy ist nie sehr präzise, was seine Aktivitäten angeht.«
      »Das kann ich mir vorstellen«, sagte Banks. »Aber haben Sie eine Vermutung, warum er seit dem 16. September 2001 zur Kirche ging, abgesehen von einer gewissen Beklommenheit angesichts der Entwicklung der Welt?«
      »Das war es nicht.« Hunt holte tief Luft. »Ich hatte das Gefühl, dass Ihr Bruder seinen moralischen Kompass verloren hatte, dass ihn das Geldverdienen so sehr in Anspruch nahm, dass ihm egal war, wie er es verdiente.«
      »Das ist nicht ungewöhnlich für ihn«, bemerkte Banks.
      »Nein. Aber ich nehme an, dass die Ereignisse des 11. September in New York es ihm unmissverständlich klarmachten.«
      »Sie wollen doch nicht sagen, dass er irgendwas mit dem Attentat zu tun hatte, oder?«
      »Ach, nein«, sagte Hunt. »Sie verstehen mich völlig falsch.«
      »Was meinen Sie denn?«
      »Hat er Ihnen das nicht erzählt? Roy war dabei.«
      Banks brauchte einen Moment, bis er begriff. »Roy war in New York, als das World Trade Center einstürzte ?«
      Ian Hunt nickte. »Er hat mir

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