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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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wissen.
      »Gewissermaßen.« Banks beugte sich vor und nahm die Hand seiner Mutter. Es war noch viel schwerer, als er sich vorgestellt hatte. Die Worte schienen nicht aus ihm herauszuwollen; als er schließlich sprach, war es nicht mehr als ein Flüstern. »Er war nicht zu Hause, ich habe ihn das ganze Wochenende gesucht. Ich habe mein Bestes getan, Mum, ehrlich, aber es war zu spät.« Tränen traten ihm in die Augen, er ließ sie die Wangen herunterlaufen.
      »Zu spät? Was soll das heißen: zu spät? Wo ist er denn?«
      »Roy ist tot, Mum.« Jetzt hatte er es gesagt. »Er ist nicht mehr.«
      »Bist du dir sicher?«, fragte Ida Banks. »Vielleicht ist das nur ein Scherz.«
      Banks glaubte, sich verhört zu haben. »Was?«, sagte er und wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht.
      Lachend betastete Ida Banks ihre Frisur. »Verstehst du denn nicht?«, sagte sie. »Das ist ein Witz! Unser Roy macht gerne Streiche, nicht wahr, Arthur? Er spielt uns einen Streich!«
      Arthur Banks schwieg. Banks merkte, dass er blass geworden war und krampfhaft die Zeitung umklammerte. Sie war bereits eingerissen. »Dad, soll ich dir etwas holen? Brauchst du eine Tablette oder so?«
      »Nein«, brachte Arthur Banks hervor. »Schon gut. Erzähl weiter! Was ist passiert?«
      »Es gibt nicht viel zu erzählen«, fragte Banks, wieder an seine Mutter gewandt. »Man hat ihn gestern Abend in der Themse gefunden.«
      »Er ist geschwommen?«, sagte Ida Banks. »Aber das Wasser ist doch viel zu schmutzig zum Schwimmen! Ich habe ihm immer gesagt, er soll aufpassen. Von schmutzigem Wasser kann man furchtbar krank werden!«
      »Mum, er ist nicht geschwommen«, sagte Banks. »Er ist tot.«
      Seine Mutter sog hörbar Luft ein. »Red nicht so! So was soll man nicht sagen. Sag ihm das, Arthur! Du willst mich nur ärgern. Du konntest Roy noch nie leiden. Wenn das irgend so ein Witz sein soll, dann ist das nicht sehr komisch.«
      »Das ist kein Witz.«
      Arthur Banks erhob sich unbeholfen und schlurfte zu seiner Frau. »Ich glaube, wir trinken jetzt besser einen Tee, meine Liebe«, schlug er vor, »dann kann unser Alan noch mal alles erklären.«
      Ida Banks nickte, froh, einen Sinn im Leben zu haben. »Ja«, sagte sie, »das ist am besten. Ich mache Tee.«
      Als sie in der Küche verschwunden war, wandte sich Arthur Banks an seinen Sohn: »Das steht also fest, ja?«
      »Ja. Es tut mir leid, Dad.«
      Sein Vater brummte und sah Richtung Küche. »Es geht ihr nicht gut in letzter Zeit. Sie muss noch ein paar Untersuchungen machen. Wir wollten dich nicht aufregen. Die Ärzte wissen noch nicht, was es ist, aber es geht ihr nicht gut. Sie hat keinen Appetit, ist oft durcheinander.« Arthur Banks wies auf die Zeitung. »Das ist dieser Bericht da, nicht? Die Leiche, die sie aus der Themse gezogen haben. Steht auf der ersten Seite. Das ist unser Roy, nicht wahr?«
      »Ja«, bestätigte Banks. »Bis jetzt haben wir seinen Namen vor der Presse geheim halten können, aber das geht nicht mehr lange. Das wird schlimmer werden, Dad. Unser Roy wurde erschossen. Warum, wissen wir noch nicht. Aber das ist eine große Story. Ihr werdet Besuch von der Presse bekommen.«
      »Keine Sorge, mein Sohn, die werde ich mir schon vom Hals halten.«
      »Das ist vielleicht nicht so einfach, wie du denkst. Ich informiere die hiesige Dienststelle, wenn du willst.« Banks wusste, was sein Vater von der Polizei hielt und hatte sein Leben lang darunter gelitten. Doch der Wunsch, seine Eltern zu schützen, war noch stärker als der Respekt vor der Meinung des alten Mannes.
      »Wenn du meinst. Ich weiß nicht. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Unser Roy ... tot. Es ist furchtbar, wenn die eigenen Kinder vor einem sterben. Erschossen? Nein. Das kann ich einfach nicht glauben.«
      Banks überlief ein kalter Schauer. Er bekam eine Ahnung von seinen Gefühlen, falls Tracy oder Brian etwas zustoßen sollte. Dadurch konnte er sich besser in die Schmerzen seiner Eltern hineinversetzen. Er hatte einen Bruder verloren, den er vielleicht nie besonders gerne gemocht und kaum richtig gekannt hatte, dennoch war er ein Verwandter, und das tat weh. Seine Eltern hingegen hatten ihren Lieblingssohn verloren.
      »Ich weiß, Dad«, sagte er. »Es tut mir leid, dass ich derjenige bin, der es euch sagt, aber ich wollte nicht, dass ihr es auf anderem Wege erfahrt.«
      »Das weiß ich zu schätzen«, erwiderte Arthur Banks und

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