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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Schreibtisch saß eine angenehm rundliche Frau mit dunklen Locken und leichtem Doppelkinn. Ihr Gesicht sah aus, als würde sie unentwegt lächeln. Jetzt hatte sie die Stirn gerunzelt. Annie stellte sich vor. Die Falten auf der Stirn wurden noch tiefer.
      »Ich habe gehört, Sie standen Jennifer nahe?«, fragte Annie.
      »Ja«, bestätigte Georgina. »Ich würde sagen, wir waren befreundet. Das, was passiert ist, macht mich völlig fertig. Ich weiß, das ist ein Klischee, aber ich kann meine Gefühle nicht klarer ausdrücken.«
      »Es tut mir sehr leid«, sagte Annie.
      »Soll ich einen Kaffee holen?«, schlug Georgina vor. »So schlecht ist der hier gar nicht.«
      »Nein, danke. Ich hatte heute schon genug.«
      Georgina stand auf. »Stört es Sie denn, wenn ich ... Es geht schnell. Bin gleich wieder da. Setzen Sie sich doch!«
      »Bitte!« Allein gelassen, ging Annie zuerst an das offene Fenster, von dem man auf das geschäftige Treiben hinunterschauen konnte. Lieferwagen stoppten und fuhren weiter. Taxis nahmen Fahrgäste auf oder ließen sie aussteigen. Männer und Frauen in Businesskleidung überquerten eilig die Straße, bevor die Ampel auf Grün sprang.
      Annie setzte sich. Das Zimmer war in einem sanften Blauton gehalten, er erinnerte sie an Banks' altes Wohnzimmer im Cottage. An der Wand hingen gerahmte Diplome, daneben die Wasserlilien von Monet. Auf Georginas Schreibtisch standen keine Familienfotos. Der Raum war zurückhaltend eingerichtet: keine Aktenschränke, Bücherregale, kein Computer. Annie nahm an, dass sich die Patientinnen hier in erster Linie wohlfühlen sollten. Georgina verwahrte ihre Akten und Bücher sicherlich anderswo.
      Kurz darauf kam sie mit einem Becher Milchkaffee zurück.
      »Ich habe Carol gebeten, keine Anrufe durchzustellen, damit wir nicht gestört werden«, erklärte sie. »Auch wenn ich nicht weiß, wie ich Ihnen helfen soll.«
      »Das glauben immer alle«, sagte Annie, »aber Sie würden sich wundern. Zuerst mal: Seit wann kannten Sie Jennifer?«
      »Seit rund zwei Jahren. Als sie hier anfing.«
      »Wie war sie so?«
      »In welcher Beziehung?«
      »Erzählen Sie einfach, was Ihnen einfällt!«
      »Sie war gut in ihrem Job. Das war ihr wichtig, deshalb sage ich das. Jennifer war mitfühlend, engagierte sich für andere. Vielleicht ein bisschen zu viel.«
      »Wie meinen Sie das?«
      »Nun, als Beraterin kommt man mit viel Leid und vielen Problemen in Berührung. Irgendwie lernt man, das von seinem Privatleben zu trennen, Distanz zu halten. Ich glaube, damit hatte Jenn Schwierigkeiten. Deshalb arbeitete sie wohl in der Verwaltung.«
      »Hat sie sich mit den Patientinnen angefreundet?«
      »Angefreundet würde ich nicht sagen, aber sie hat sich für sie interessiert. Unsere Büros sind immer offen. Jeder kann reinschauen. Sie wissen schon, wenn mal eins von den armen Dingern in Tränen ausbricht, dann war Jenn sofort mit einem Taschentuch und mitfühlenden Worten zur Stelle und tröstete. So etwas halt.«
      »Aber sie traf sich nicht privat mit den Patientinnen?«
      »Nicht dass ich wüsste. Ach, aber da war ja das Mädchen, mit dem sie zusammengewohnt hat, diese Kate. Aber das war etwas anderes. Kate war nicht schwanger. Sie hat hier nur einen Test gemacht, mehr nicht.«
      »Und Roy Banks?«, fragte Annie. »Den hat sie doch hier kennengelernt, oder, als er mit seiner Tochter hier war?«
      »Davon weiß ich nichts.«
      »Hat sie nie erzählt, wo sie ihn kennengelernt hat?«
      »Nein. Jenn sprach nicht gerne über ihr Privatleben, man erfuhr nichts Genaueres.«
      »Haben Sie Corinne nicht beraten?«
      »So hieß sie? Nein, das muss Andrea gewesen sein. Aber die hat im Moment leider Urlaub.«
      »Egal«, sagte Annie und nahm sich vor, Banks zu fragen, wie es zwischen Roy und Corinne ausgesehen hatte. »Wie hat sich Jennifer in der letzten Woche verhalten? Wirkte sie besorgt, nervös, deprimiert?«
      »Sie war auf jeden Fall mit irgendetwas beschäftigt.«
      »Aber sie sagte Ihnen nicht, womit?«
      »Nein. Ich habe nicht viel von ihr gesehen. Ich hatte unheimlich viel zu tun, da blieb keine Zeit für unsere kleinen Kaffeekränzchen.«
      »Sie hat Ihnen nicht anvertraut, dass ihr etwas Sorgen bereitete?«
      »Nein.«
      »Was ist mit Victor Parsons?«
      »Dieser Nichtsnutz! Was soll mit dem sein?«
      »Ich hab gehört, er hat hier Probleme gemacht.«
      »Ja, aber der spielt

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