Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
feuchte Augen.
      »Die arme Jennifer«, sagte sie. »Ich habe es heute Morgen in der Zeitung gelesen. Sie war so nett. Ich kann nicht begreifen, dass ihr jemand so etwas antut. Wo soll das alles nur hinführen?«
      »Kannten Sie sie gut?«
      »Sie war meine Chefin. Wir hatten außerhalb der Arbeit nicht viel miteinander zu tun, aber sie war immer nett und freundlich.«
      »Wie war sie in letzter Zeit aufgelegt?«
      »Gut«, erwiderte Carol. »Obwohl, letzte Woche wirkte sie ein bisschen durcheinander.«
      »Wissen Sie, warum?«
      »Nein. Sie machte einfach einen zerstreuten Eindruck.«
      »Hat sie gerne hier gearbeitet?«
      »Glaube ich eigentlich schon, aber ich kannte sie nicht gut genug, als dass sie sich mir anvertraut hätte. Woher soll man schon wissen, ob jemand wirklich glücklich ist? Ich meine, man liest doch ständig von Leuten, die sich umgebracht haben, obwohl alle Freunde dachten, bei ihnen wäre alles in Ordnung, oder?«
      »Manchmal«, sagte Annie. »Aber Jennifer hat sich nicht umgebracht.«
      »Ja, ich weiß. Entschuldigung.«
      »Keine Ursache. Hören Sie, ich würde gerne mit ein paar Kollegen sprechen, die Jennifer gekannt haben, aber vielleicht könnten Sie mir zuerst ein bisschen über das Zentrum erzählen.«
      Das Telefon klingelte, Carol entschuldigte sich. Mit geschäftlich-sachlicher Stimme machte sie einen Beratungstermin für eine neue Patientin.
      »Entschuldigung«, sagte sie, als sie aufgelegt hatte. »Klar, ich erkläre Ihnen alles, so gut ich kann.«
      »Wie viele Mitarbeiter haben Sie?«
      »Sieben«, erwiderte Carol. »Mit Jennifer, meine ich. Sie war die Verwaltungschefin. Sie hatte eine Assistentin, Lucy, die steht da hinten. Andrea und Georgina sind unsere beiden Beraterinnen, dann gibt es noch Dr. Alex Lukas und die Krankenschwester Louise Griffiths.«
      »Welche Funktion hat Julian Harwood inne?«
      »Mr. Harwood? Der ist der Hauptgeschäftsführer der Unternehmensgruppe. Aber den haben wir hier noch nie gesehen. Mit der täglichen Arbeit im Zentrum oder in den Kliniken hat der eigentlich nichts zu tun.«
      »In den Kliniken?«
      »Ja. Hier werden keine Abbrüche durchgeführt. Wenn sich eine Patientin für diesen Weg entscheidet, organisieren wir einen Termin für sie in der Klinik, die für sie am besten geeignet ist.«
      »Aha«, machte Annie. »Diese Praxis hier ist also nicht unbedingt ein Anziehungspunkt für militante Abtreibungsgegner, oder?«
      »Nein«, bestätigte Carol. »Wir hatten hier ein, zwei kleinere Demonstrationen, wenn mal was in der Zeitung steht, aber alles ganz friedlich. Wir beraten hier in allen Fragen der Familienplanung, nicht nur in Bezug auf Abtreibung.«
      »Wie funktioniert das System?«
      Carol lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »Zuerst kommen die Frauen zu mir oder rufen an«, sagte sie. »Ich erkläre ihnen unsere Leistungen und Gebühren und gebe ihnen Broschüren zum Lesen. Dann leite ich die Frauen an Lucy weiter, die mit ihnen die Unterlagen ausfüllt. Lucy macht meistens auch einen richtigen Schwangerschaftstest, um ganz sicherzugehen. Normalerweise bitten wir die Frauen, eine Urinprobe mitzubringen, aber das können sie auch hier nachholen. Dann gehen sie ins Wartezimmer, da können sie ein bisschen lesen, bis Andrea oder Georgina sie zu sich hereinrufen.«
      »Und dann?«
      »Das kommt eigentlich auf die Frauen an. Unsere Berater stellen ihnen persönliche Fragen und beantworten die Fragen der Patientinnen. Sie würden sich wundern, wie viele völlig verstört sind durch die Schwangerschaft, die armen Dinger.«
      Nein, das würde mich nicht wundern, dachte Annie. Sie war nach einer Vergewaltigung schwanger geworden. Auch wenn sie völlig überzeugt von der Abtreibung gewesen war, konnte sie sich doch noch gut an ihre inneren Qualen und Schuldgefühle erinnern. Dabei sah sich Annie als moderne, fortschrittliche Frau. Nur sehr wenige Frauen, wenn überhaupt, nahmen einen Abbruch auf die leichte Schulter.
      »Danach werden die möglichen Alternativen besprochen«, fuhr Carol fort. »Wir geben die notwendigen Informationen. Unsere Beraterinnen sind speziell geschult. Anschließend geht die Patientin zu Dr. Lukas, wo sie nach ihren bisherigen Krankheiten befragt und untersucht wird, um die Schwangerschaftswoche zu bestimmen. Die Krankenschwester nimmt ihr Blut ab. Es gibt weitere Papiere - Einverständniserklärungen und so weiter -, dann werden die

Weitere Kostenlose Bücher