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Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre

Titel: Inspector Alan Banks 15 Eine seltsame Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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ja nicht, dass er es nicht wollte, oder? Die Sache ist nämlich«, fuhr Templeton fort, »er ist ein sonderbarer Typ. Als wir ihn befragten, hielt er es zunächst für eine Art Spiel, dann wurde er richtig aufmüpfig. Er arbeitet in London und pendelt jedes Wochenende. Genauer gesagt jeden Freitag. Und er legt immer einen Zwischenstopp ein. Ich nehme an, dass er dunkle Anzüge trägt. Fährt einen dunkelgrünen Honda. Ist verheiratet. Trägt einen Ring. Wie gesagt, er ist fast jeden Freitag auf der M1. Nicht immer zu so später Stunde, meinte er, aber manchmal schon. Ich dachte nur ... hm.«
      »Tja, es würde nicht schaden, wenn man sich noch mal mit ihm unterhält, oder?«, schlug Susan vor. »Und wenn Ihr Verdacht sich erhärtet, könnte ich ja vielleicht mitkommen und auch ein paar Fragen stellen? Ich nehme an, Ihr Ermittlungsleiter wäre damit einverstanden?«
      »Denke schon. Ich gebe zu, es ist nicht gerade viel«, gestand Templeton, »aber irgendetwas stimmt nicht mit ihm.«
      »Sagt Ihre innere Stimme?«
      »Wenn man so will. Ich glaube, dass so ein inneres Gefühl durch Hunderte kleiner Beobachtungen entsteht, deren wir uns gar nicht deutlich bewusst sind: Körpersprache, Stimmlage, solche Kleinigkeiten. Alles zusammen ergibt einen Verdacht.«
      »Kann sein«, sagte Susan lächelnd. »In meinem Fall nennt man das meistens weibliche Intuition.« Sie schaute auf die Uhr. Ihr Ehering war hübsch, fand Templeton. Der Mann konnte nicht einer der ärmsten sein. Also eher kein Polizist. »Ich muss jetzt los«, sagte sie. »Danke für den Tipp. Halten Sie mich auf dem Laufenden über Cropley?«
      »Klar«, erwiderte Templeton.
      »Und grüßen Sie alle auf der Dienststelle lieb von mir, und richten Sie Alan Banks mein Beileid aus.«
      »Sicher.«
      Templeton sah ihr nach. Ihre Beine waren gar nicht so übel. Wenn sie in der Taille ein bisschen schmaler würde, könnte sie eine Nummer wert sein - Ehemann hin oder her. Er verjagte eine Fliege von seinem halb aufgegessenen Sandwich. Sie summte ein paarmal um ihn herum, dann flog sie im Zickzack auf die Bäume zu. Es war Zeit, nach Eastvale zurückzukehren. Mal sehen, ob sich etwas Neues ergeben hatte.
     
     

* 11
     
    Am späten Montagnachmittag begann es wieder zu regnen, wie aus dem Nichts, es platschte nur so auf die Windschutzscheibe von Dave Brookes Citroën, der mit Annie durch den Feierabendverkehr nach Tower Hamlets fuhr, nicht gerade eine Gegend, die ein London-Reiseführer empfehlen würde. Sie befanden sich im Bereich von St.-Mary-le-Bow, und das gesuchte Haus stand zwischen heruntergekommenen Reihenhäusern, die Krieg und Slumräumung überlebt hatten. Auf der anderen Straßenseite befand sich eine rund ein Hektar große asphaltierte Fläche, durch deren Risse das Unkraut wucherte. Sie war von einem zwei Meter hohen, mit Stacheldraht bewehrten Maschendrahtzaun umgeben. Was man damit vor wem schützen wollte, konnte Annie nicht erkennen. Sie nahm an, das Gelände sei zur Erschließung bestimmt. Jenseits der Asphaltfläche standen noch mehr schmutzige Häuser mit dunklen Schieferdächern im prasselnden Regen, dahinter erhoben sich Hochhausblöcke kahl wie Monolithen vor dem eisgrauen Himmel.
      »Schön, was?«, bemerkte Brooke, als könne er Annies Gedanken lesen.
      Sie lachte. »Wer's mag.«
      »Das ist ein Stück Geschichte«, erklärte er. »Schau's dir gut an, solange es noch steht. In einem Jahr sind da wahrscheinlich noch mehr Hochhäuser oder ein Unterhaltungskomplex.«
      »Klingt so, als täte es dir leid, wenn's weg wäre.«
      »Vielleicht schon. Da wären wir.« Er hielt am Straßenrand, sie suchten Hausnummer 46. Die Eingangstür konnte einen neuen Anstrich gebrauchen; die Jahre und Möchtegern-Einbrecher hatten ihr Risse und Kratzer zugefügt.
      Alf Seaton, ein ehemaliger Schiffszimmermann, hatte nicht nur Wesley Hughes und Daryl Gooch im Mondeo fortfahren sehen, sondern auch beobachtet, wie der Wagen am Sonntag in den frühen Stunden dort abgestellt wurde. Genau dafür interessierten sich Annie und Brooke. Angesichts der jüngsten Entwicklungen fragte sich Annie, wann sie wieder nach Hause kommen würde. Sie hatte gehofft, nach ihrem Besuch im Berger-Lennox-Center am Nachmittag fahren zu können, aber dann hatte Brooke angerufen. Alle Wege schienen nach London zu führen.
      Alf Seaton erwartete sie bereits; die Spitzengardine bewegte sich leicht, als sie vorfuhren. Noch bevor sie vor der Tür

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