Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
Vom Netzwerk:
nicht erkennen, dann merkte er, dass sie unter ihrer Decke auf dem Bett lag. Als sich seine Augen der Dunkelheit angepasst hatten, sah er, dass sie zitterte. Besorgt setzte er sich auf die Bettkante und sagte leise: »Yvonne! Yvonne, Liebling. Was ist los? Was hast du?«
      Zuerst reagierte sie nicht. Er wartete geduldig und musste daran denken, wie sie als kleines Kind zu ihm gekommen war, wenn sie Alpträume gehabt hatte.
      »Schon gut«, sagte er, »du kannst es mir sagen. Ich werde nicht böse. Versprochen.«
      Ihre Hände kamen unter der Bettdecke hervor und suchten seine.
      Er hielt sie fest. Immer noch schwieg Yvonne, dann zog sie langsam die Decke vom Gesicht, und Chadwick sah selbst im schwachen Licht, dass sie geweint hatte und nach wie vor zitterte.
      »Was ist, mein Schatz?«, fragte er. »Was ist passiert?«
      »Es war schrecklich«, sagte sie. »Er war schrecklich.«
      Chadwicks Nackenmuskeln spannten sich an. »Was? Hat dir jemand etwas getan?«
      »Er hat alles kaputtgemacht.«
      »Was meinst du damit? Erzähl es mir lieber von Anfang an, Yvonne. Ich möchte wissen, was los ist, wirklich.«
      Seine Tochter sah ihn an, als würde sie eine Entscheidung treffen.
      Er wusste, dass er einen strengen, korrekten und unbeugsamen Eindruck machte, doch er wollte tatsächlich erfahren, was Yvonne so verstörte, und das nicht, um sie zu bestrafen. Was auch immer sie glaubte und wie schwierig es auch war, Chadwick liebte seine Tochter von ganzem Herzen. Eine furchtbare Möglichkeit nach der anderen ging ihm durch den Kopf. Hatte sie erfahren, dass sie schwanger war? War es das? Wie Linda Lofthouse, als sie in Yvonnes Alter war? Oder war sie vergewaltigt worden?
      »Was ist denn?«, fragte er. »Hat dir jemand weh getan?«
      Yvonne schüttelte den Kopf. »Nicht so, wie du denkst.« Dann warf sie sich in seine Arme. Er spürte ihre Tränen an seinem Hals und hörte sie an seiner Schulter sprechen. »Ich hatte solche Angst, Daddy, was er alles sagte. Ich dachte wirklich, er würde mir etwas Furchtbares antun. Ich weiß, dass er irgendwo ein Messer hat. Wenn ich nicht weggelaufen wäre ...«
      Sie brach in Schluchzen aus. Chadwick verarbeitete, was sie gesagt hatte, und versuchte, seinen väterlichen Zorn im Zaum zu halten. Vorsichtig löste er sich von ihr. Yvonne legte sich zurück in die Kissen und rieb sich mit den Handrücken die Augen. Sie sah aus wie ein kleines Mädchen. Chadwick reichte ihr eine Schachtel Taschentücher von der Kommode.
      »Fang einfach von vorne an«, sagte er. »Langsam.«
      »Ich war beim Konzert in Brimleigh, Dad. Das musst du vorweg wissen. Es tut mir leid, dass ich gelogen habe.«
      »Das wusste ich.«
      »Aber, Dad? Woher ...?«
      »Nenn es Vaterinstinkt.« Oder Bulleninstinkt, dachte er. »Weiter!«
      »Ich habe mich mit Leuten getroffen. Du würdest sie nicht mögen. Deshalb ... deshalb habe ich dir nichts davon erzählt. Aber die sind so wie ich, Dad. Wir mögen dieselbe Musik, haben dieselben Vorstellungen und Ideale in Bezug auf die Gesellschaft und so. Die sind halt anders. Nicht langweilig, nicht wie die aus der Schule. Sie lesen Lyrik, schreiben selbst oder machen Musik.«
      »Studenten?«
      »Einige schon.«
      »Also sind sie älter als du?«
      »Ist das wichtig?«
      »Nein, erzähl weiter!«
      Yvonne wirkte ein wenig unsicher, und Chadwick wurde klar, dass er seine Kommentare auf das absolute Minimum beschränken musste, wenn er von seiner Tochter die Wahrheit erfahren wollte.
      »Es war alles in Ordnung, wirklich. Und dann ...« Yvonne begann wieder zu zittern, bekam sich aber unter Kontrolle und fuhr fort:
      »Da ist ein Mann dabei, der heißt McGarrity. Er ist älter als die anderen und benimmt sich wirklich komisch. Er macht mir immer Angst.«
      »In welcher Hinsicht?«
      »Er hat so ein grässliches, schiefes Grinsen, bei dem man sich wie ein Insekt fühlt, und er zitiert immer irgendwelche Sachen - T. S. Eliot, die Bibel und so weiter. Manchmal läuft er einfach nur mit seinem Messer auf und ab.«
      »Was für ein Messer?«
      »Er hat so ein Messer, damit schlägt er sich die ganze Zeit in die Hand, wenn er hin und her läuft, weißt du?«
      »Was ist das für ein Messer?«
      »Ein Springmesser mit einem Griff aus Schildpatt.«
      »In welche Hand schlägt er das?«
      Yvonne runzelte die Stirn, und Chadwick bemerkte erneut, dass er vorsichtig sein musste. Das konnte

Weitere Kostenlose Bücher