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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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dieselbe Musik und waren sich einig über die Gesellschaft, die Übel des Krieges und solche Sachen. Aber Springfield Mount war am nächsten, und außerdem wohnte dort Steve.
      Es roch nach Sandelholz-Räucherstäbchen, und an den Wänden hingen Poster: Jimi Hendrix, Janis Joplin, ein gruseliger Salvador-Dali-Druck und, noch gruseliger, Goyas Radierung Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer. Manchmal, wenn Yvonne wirklich guten Stoff rauchte, verlor sie sich in diesem Bildnis des schlafenden Künstlers inmitten von Kreaturen der Nacht.
      Meistens saßen sie einfach nur herum und redeten über den schlimmen Zustand der Welt und wie sie ihn ändern wollten, wie sie den Vietnamkrieg beenden, die Universitäten vom Establishment und den kriecherischen Professoren befreien, den Imperialismus und die kapitalistische Unterdrückung stoppen wollten. Yvonne konnte es kaum erwarten, endlich zur Uni zu gehen; ihrer Meinung nach war das Leben dort erst richtig interessant, anders als in der langweiligen Schule, wo man wie ein Kind behandelt wurde und allen egal war, was man über die Welt dachte. An der Uni war man Student, ging zu Demos und so weiter. Steve studierte im zweiten Jahr Englisch, aber das neue Semester begann erst in ein paar Wochen. Er hatte ihr versprochen, sie im kommenden Semester zu allen großen Konzerten in der Aula der Universität mitzunehmen, und Yvonne konnte es kaum erwarten. The Moody Blues hatten sich angekündigt, außerdem Family und Tyrannosaurus Rex. Es gab sogar Gerüchte, dass The Who kommen und ein Live-Konzert mitschneiden würden.
      Den Sommer über hatte Yvonne schon viele tolle Auftritte von hiesigen Bands erlebt: Thunderclap Newman in der Stadthalle, Pink Floyd, Colosseum und Eire Apparent in Selby Abbey. Yvonne bedauerte, dass sie das Isle-of-Wight-Festival verpasst hatte - immerhin war Dylan da gewesen -, aber ihre Eltern hatten sie nicht so weit fahren lassen. Sie musste noch zwei Jahre warten, bis sie zur Universität gehen konnte, und sie musste gute Abschlussnoten bekommen. Im Augenblick war das nicht sehr wahrscheinlich, aber darüber würde sie sich später Gedanken machen; sie war gerade erst in die Oberstufe gekommen, ihr blieb also noch reichlich Zeit zum Aufholen. Immerhin hatte Yvonne in den Prüfungen am Ende der Mittelstufe siebenmal ein »Sehr gut« erhalten.
      Yvonne grinste in den Rauchschleier. Sie fand, dass es ziemlich gut für sie lief. Sonntag war super gewesen. Sie waren zum Konzert in Brimleigh gefahren - mit Steve, Todd, Charlie und Jacqui -, hatten die Nacht auf dem Feld verbracht und sich mit den anderen Nachtschwärmern Joints, Essen und Getränke geteilt. Steve hatte LSD eingeworfen, aber Yvonne wollte nicht, weil zu viele Leute da waren und sie Angst hatte, paranoid zu werden. Aber Steve schien gut klarzukommen, obwohl sie sich Sorgen um ihn gemacht hatte, weil er einmal über eine Stunde lang verschwunden war. Als alles vorüber war, hatten sie noch eine Weile in Springfield Mount zusammengesessen und ein paar Joints zum Runterkommen geraucht, dann war sie nach Hause gegangen, um sich für die Schule fertig zu machen. Knapp hatte sie es vermeiden können, ihrem Vater in die Arme zu laufen.
      Sie hatte sich nicht getraut, ihren Eltern zu sagen, wo sie hinging.
      Verdammt, warum musste sie ausgerechnet einen Bullen zum Vater haben? Das war einfach ungerecht. Wenn sie ihren neuen Freunden erzählte, womit ihr alter Herr sein Geld verdiente, würde sie fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Und wenn ihre Eltern nicht wären, hätte sie auch am Samstag nach Brimleigh gehen können. Steve und die anderen waren an beiden Abenden da gewesen. Doch wenn Yvonne das gemacht hätte, das wusste sie genau, hätte sie am Sonntag Hausarrest bekommen.
      Sie saßen im Wohnzimmer auf dem Boden, den Rücken ans Sofa gelehnt. Yvonne war mit Steve allein, die anderen waren unterwegs. Einige von denen, die hier ein und aus gingen, waren seltsame Vögel. Einer zum Beispiel, Magic Jack, sah mit seinem Bart und seinen wilden Augen unheimlich aus, obwohl sie ihn immer nur freundlich erlebt hatte, aber der Schrecklichste von allen war McGarrity, der verrückte Dichter. Zum Glück tauchte er nicht besonders oft auf.
      Irgendetwas an McGarrity machte Yvonne nervös. Er war älter als die anderen und hatte ein schmales Gesicht mit pergamentartiger, knittriger Haut und schwarzen Augen. Er trug immer einen schwarzen Hut und einen passenden Umhang und besaß ein

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