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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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so überrascht worden zu sein, dass sie entweder schon tot war oder sich in einem Schockzustand befand, ehe sie verstand, was mit ihr geschah.
      »Kann es sein, dass sie ihren Mörder gar nicht gesehen hat?«, fragte Chadwick. »Oder war es jemand, den sie so gut kannte, dass sie ihn so nah an sich heranließ?«
      »Da kann ich keine Vermutungen anstellen. Aber Sie sehen ja genauso gut wie ich, dass sich keine weiteren Verletzungen an der Hautoberfläche befinden, abgesehen von der leichten Druckstelle am Hals. Die lässt darauf schließen, dass jemand sie mit dem rechten Arm im Würgegriff hielt, während er mit dem linken Arm auf sie einstach. Wir machen natürlich noch Drogentests - möglicherweise wurde ihr etwas eingeflößt, was sie bewegungsunfähig machte: Nembutal, Tuinal oder Ähnliches. Aber die junge Frau stand aufrecht, als sie erstochen wurde - das sieht man am Einstichwinkel der Wunden -, also muss sie bei Bewusstsein gewesen sein.«
      Chadwick blickte auf die Leiche hinab. Dr. O'Neill hatte recht.Abgesehen von der leichten Verfärbung am Hals und dem Gemetzel um die linke Brust war die Tote völlig unversehrt: keine Schnittwunden, keine Abschürfungen durch Seile, nichts.
      »War er größer als sie?«, fragte Chadwick.
      »Ja, wenn man Umrisse und Lage der Hämatome sowie die Stichwinkel in Betracht zieht, schätze ich, er war gute fünfzehn Zentimeter größer. Sie ist eins zweiundsechzig, also war er mindestens eins siebenundsiebzig.«
      »Würden Sie sagen, dass die Hämatome auf einen Kampf hinweisen?«
      »Nicht unbedingt. Wie Sie sehen, sind sie ziemlich schwach. Vielleicht hatte er seinen Arm locker um ihren Hals gelegt und erst fester zugedrückt, als er sie erstach. Wahrscheinlich ging es so schnell, dass er sie gar nicht festzuhalten brauchte. Wir haben ja schon gesehen, dass ihre Hände keine Verletzungen aufweisen, sie also überrascht worden sein muss. Wenn das stimmt, dann sackte sie vielleicht zusammen, als sie starb, und sein Arm verursachte dabei die Druckstellen.«
      »Ich dachte, nach dem Tod entstehen keine blauen Flecken mehr am Körper?«
      »Es wäre ja einen Augenblick vor dem Tod passiert oder genau im Augenblick des Todes.« Dr. O'Neill widmete seine Aufmerksamkeit nun der goldenen Behaarung zwischen den Beinen des Mädchens. Chadwick merkte, dass er verkrampfte. Er musste daran denken, dass er Yvonne einmal versehentlich im Wohnwagen nackt gesehen hatte. Wie peinlich ihnen beiden das gewesen war!
      »Wie immer«, sagte Dr. O'Neill, »müssen wir noch Abstriche und weitere Untersuchungen machen, aber es scheint keine Hinweise auf sexuelle Aktivität zu geben. Es gibt keine Verletzungen im Bereich von Vagina und Anus.«
      »Sie meinen, sie wurde nicht vergewaltigt, sie hatte keinen Sex?«
      »Ich lasse mich noch nicht festlegen«, antwortete Dr. O'Neill scharf. »Erst muss ich die Leiche innerlich untersucht und die Abstriche analysiert haben. Ich sage nur, dass es keine offensichtlichen Anzeichen für erzwungene oder grobe sexuelle Aktivitäten gibt. Wir haben aber einen Tampon gefunden. Anscheinend menstruierte unser Opfer zum Zeitpunkt des Mordes.«
      »Was sexuelle Aktivität aber nicht vollständig ausschließt, oder?«
      »Ganz und gar nicht. Aber falls sie Sex hatte, blieb ihr noch genug Zeit, einen neuen Tampon einzusetzen, bevor sie ermordet wurde.«
      Chadwick überlegte kurz. Wenn Sex der Grund für ihren Tod gewesen war, dann würde es sicherlich mehr Anzeichen von Gewalt geben, es sei denn, es handelte sich um ihren festen Partner. Hatten sie miteinander geschlafen und sich wieder angezogen, hatte sie sich dann an ihn gelehnt, und er brachte sie um? Aber warum, wenn der Sex einvernehmlich gewesen war? Hatte sie dem Mann vielleicht eine Abfuhr erteilt, auf ihre Periode verwiesen und ihren Angreifer damit irgendwie verärgert? Hatten sie es vielleicht mit einem Verrückten zu tun?
      Chadwick wusste, dass Ermittlungen, medizinische eingeschlossen, oft mehr Fragen aufwarfen, als sie beantworteten, und dass man nur Fortschritte machte, wenn man die Antworten fand.
      Chadwick sah zu, wie O'Neill und sein Assistent den Y-Schnitt durchführten und Haut, Muskeln und weiches Gewebe von der Brustwand entfernten, bevor sie den Brustlappen über das Gesicht klappten und mit einer elektrischen Säge den Brustkorb aufsägten. Der Geruch war durchdringend. Rohes Fleisch. Erinnerte am ehesten an Lamm, fand Chadwick.
      »Hm,

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