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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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erledigt werden.«
      »Was?«, fragte Banks.
      »Ich dachte mir, dass Sie überrascht sein würden. Ich will Ihnen etwas sagen: Ich bin eine Frau in einer Männerwelt. Meinen Sie, das wüsste ich nicht? Meinen Sie, ich wüsste nicht, dass viele deshalb etwas gegen mich haben und hinter meinem Rücken auf einen Fehler von mir lauern? Aber ich bin ehrgeizig. Ich sehe keinen Grund, warum ich nicht in ein paar Jahren Polizeipräsidentin werden sollte. Nicht unbedingt hier, gerne irgendwo anders. Vielleicht bekomme ich die Stelle, gerade weil ich eine Frau bin. Ist mir egal. Gegen positive Diskriminierung habe ich nichts einzuwenden. Seit Jahrhunderten warten wir darauf. Es ist überfällig. Mein Vorgänger war nicht ehrgeizig. Ihm war das egal. Er ging auf die Pensionierung zu. Aber ich bin anders, und ich habe noch eine Karriere vor mir, eine lange Karriere und vor allem eine große.«
      »Und welche Rolle spiele ich dabei?«
      »Sie wissen genauso gut wie ich, dass wir nach unseren Ergebnissen beurteilt werden, und als ich Ihre wechselvolle Vita studierte, fiel mir auf, dass Sie trotz allem zu Ergebnissen kommen. Vielleicht nicht auf traditionelle Weise, vielleicht nicht immer, wie gesetzlich vorgeschrieben, aber Sie kommen ans Ziel. Und es mag Sie auch interessieren zu hören, dass es nur sehr wenig schlechte Beurteilungen über Sie gibt. Soll heißen, Sie kommen immer davon. Meistens jedenfalls.« Gervaise lehnte sich zurück und lächelte wieder. »Wenn der Arzt Sie fragt, wie viel Sie trinken, was sagen Sie dann?«
      »Wie bitte?«
      »Na, los! Es geht nicht ums Trinken. Was sagen Sie ihm?«
      »Ein paar Glas am Tag, so was in der Richtung.«
      »Und wissen Sie, was der Arzt dann macht?«
      »Sagen Sie's mir!«
      »Er verdoppelt die Zahl.« Sie beugte sich wieder vor. »Ich will damit sagen, dass wir alle bei solchen Fragen lügen, und das hier« sie klopfte auf die Akten vor sich - »sagt mir schlicht und einfach, es ist nur die Spitze des Eisbergs, wenn Sie bei irgendetwas erwischt wurden, was nicht ganz koscher war. Und das ist gut so.«
      »Ja?«
      »Ja. Ich brauche jemanden, der damit durchkommt. Ich will keine schlechten Beurteilungen über Sie, denn die fallen auf mich zurück. Ich will Ergebnisse. Und Sie, wie ich schon sagte, bekommen sie. Dadurch stehe ich gut da, und wenn ich diese gottverlassene Einöde von Schafschändern und Wochenendsäufern verlasse, will ich eine glänzende Bilanz vorweisen können. Und dazu könnte es früher kommen als gedacht, wenn das Innenministerium sich durchsetzt. Sie haben doch bestimmt Zeitung gelesen, oder?«
      »Ja, Ma'am«, sagte Banks. Kürzlich hatte das Innenministerium befunden, viele der kleineren Grafschaften, wie beispielsweise North Yorkshire, seien nicht in der Lage, in der modernen Welt Polizeiarbeit zu leisten. Dementsprechend wurde an gedacht, die Polizeieinheiten mit denen größerer Nachbargrafschaften zusammenzulegen. Das bedeutete, die Truppe von North Yorkshire könnte von West Yorkshire geschluckt werden. Nirgendwo stand, was mit dem jetzigen Personal passieren würde, wenn so ein drastischer Umbruch tatsächlich durchgeführt würde.
      »Sie können mir diese glänzende Bilanz besorgen«, fuhr Superintendent Gervaise fort, »und im Gegenzug lasse ich Ihnen freie Hand. Trinken Sie im Dienst, verfolgen Sie eigenmächtig Spuren, tauchen Sie tagelang unter, ohne sich zu melden. Es ist mir egal. Aber sorgen Sie verdammt noch mal dafür, dass der Fall gelöst wird, und lösen Sie ihn verdammt noch mal schnell, und ich will verdammt noch mal das Lob dafür haben. Keine Trödelei. Drücke ich mich immer noch klar aus?«
      »Ja, Ma'am«, sagte Banks voller Bewunderung und Ehrfurcht vor dieser Zurschaustellung nackten Ehrgeizes.
      »Und wenn Sie übertreiben, dann sorgen Sie verdammt noch mal dafür, dass Sie nicht erwischt werden, sonst fallen Sie auf den Arsch«, sagte Gervaise. Sie richtete den Kragen ihrer weißen Seidenbluse und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. »So«, sagte sie. »Müssen Sie nicht noch Ihren Zug erreichen?«
      Banks stand auf und ging zur Tür.
      »DCI Banks?«
      »Ja?«
      »Die Aufführung von Lucia di Lammermoor in der Opera North, fanden Sie nicht, die war ein klein wenig farblos? Und war Lucia nicht ein bisschen zu schrill?«
     
     
    * Montag, 15. September 1969
     
    Nach einer Besprechung mit Bradley, Enderby und Detective Chief Superintendent McCullen am späteren

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