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Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes

Titel: Inspector Alan Banks 16 Im Sommer des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Zeitpunkt war es stockdunkel. Die Zuschauer waren größtenteils von der Musik in Begeisterung versetzt, konzentrierten sich völlig auf die Bühne. Da dürfte es für eine dunkle Gestalt nicht schwer gewesen sein, den Schlafsack zu stehlen und wieder im Wald zu verschwinden, selbst wenn die Besitzer danebengesessen hätten.
      Den Schlafsack mit einer Leiche darin zurück aufs Feld zu bringen dürfte sich deutlich schwieriger gestaltet haben. Chadwick hätte darauf gewettet, dass irgendjemand etwas gesehen hatte, einen Menschen, der etwas Schweres hinter sich herzog oder über der Schulter trug. Warum hatte sich niemand gemeldet? Offensichtlich war es niemandem verdächtig erschienen, oder man wollte schlicht und einfach jeden Kontakt zur Polizei vermeiden. Drogen mochten auch eine Rolle gespielt haben. Vielleicht hatte es jemand beobachtet, war aber viel zu high gewesen, um zu begreifen, was da vor sich ging. Andererseits konnte der Mörder gewartet haben, bis Led Zeppelins Auftritt vorbei war und die Zuschauer nach Hause gingen. Dann wäre der Schlafsack am leichtesten abzuladen gewesen. Wie auch immer - der größte Vorteil für den Mörder war, dass keiner der 25000 Anwesenden auf die Idee gekommen wäre, jemand zöge eine Leiche in einem Schlafsack durchs Gras.
      Natürlich war es riskant, war es immer. Jemand hätte den Mörder  beispielsweise beim Stehlen des Rucksacks beobachten und lautstark protestieren können. Aber es war so dunkel, dass man keine gute Täterbeschreibung hätte abgeben können, und nach Chadwicks Erfahrung hatten diese Hippies eine sehr großzügige Auffassung von fremdem Eigentum. Es hätte auch jemand die Leiche finden können, als der Mörder unterwegs war. Doch selbst dann hätte er nur die Möglichkeit verloren, das Verbrechen zu vertuschen, es so aussehen zu lassen, als sei das Mädchen im Schlafsack auf dem Feld getötet worden.
      Es lag auf der Hand, dass sie es nicht mit einem Genie zu tun hatten, aber der Täter hatte das Glück auf seiner Seite gehabt. Selbst wenn er nicht vom Tatort abgelenkt und man die Leiche im Wald gefunden hätte, so gab es keinerlei Hinweise, die ihn mit dem Opfer verbanden. Die Polizei wäre nicht weiter als jetzt. Oder zumindest so weit, wie sie vor der Aussage von June Betts und Ian Tilbrook gewesen war. Es hatte nicht lange gedauert, die falsche Fährte bezüglich des Tatorts als solche zu entlarven, und jetzt hatte dieser Täuschungsversuch, genau wie Chadwick gehofft hatte, zu einem Hinweis geführt. Zumindest hatten sie nun eine bessere Vorstellung vom Todeszeitpunkt, auch wenn niemand wusste, was mit dem Messer passiert war.
      »Könnten Sie den Zeitpunkt etwas mehr einschränken?«, fragte er. »Wie lange spielte die Gruppe schon?«
      »Schwer zu sagen«, sagte June mit Blick auf ihren Freund. »Noch nicht sehr lange.«
      »Sie spielten gerade >I Can't Quit You Baby<, als wir losgingen, um einen Platz weiter vorne zu suchen«, erklärte Tilbrook, »und als wir zurückgingen, lief das Lied immer noch. Ich glaube, es war das zweite Stück von Led Zeppelin, und das erste war ziemlich kurz gewesen.«
      Chadwick hatte keine Ahnung, wie lang diese Lieder waren, doch fiel ihm ein, dass er wahrscheinlich eine Setlist von Rick Hayes bekommen könnte, mit dem er sich sowieso noch einmal unterhalten wollte. Fürs Erste musste er sich mit dieser Auskunft zufrieden geben. »Sagen wir, zwischen fünf nach eins und halb zwei?«
      »Wir hatten keine Uhren um«, sagte June, »aber wenn Sie sagen, Led Zeppelin spielte ab eins, dann müsste es so ungefähr nach zwanzig Minuten gewesen sein, ja.«
      Damit wäre es gegen ein Uhr zwanzig gewesen, und Linda musste in der Zeit zwischen ein Uhr und ein Uhr zwanzig ermordet worden sein. Chadwick zeigte den beiden das Foto. »Haben Sie dieses Mädchen dort gesehen?«
      »Nein«, erwiderten beide.
      Dann zeigte Chadwick ihnen die Bilder von Linda mit den anderen. »Erkennen Sie jemanden?«
      »Sind das nicht ...?«, fragte June.
      »Könnte sein«, sagte Ian.
      »Wer?«, fragte Chadwick.
      »Das sind welche von den Mad Hatters«, erklärte Ian. »Terry Watson und Robin Merchant.«
      Chadwick betrachtete die Aufnahmen erneut. Am Nachmittag würde er sich mit der Band unterhalten. »Gut«, sagte er und stand auf. »Wenn Sie jetzt bitte mit mir in die Asservatenkammer gehen würden, dort können Sie einen Blick auf Ihren Schlafsack werfen.«
      Zögernd folgten ihm die beiden

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