Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht
es ging, auf das Gesicht. Als er das blutleere, junge Profil sah, ließ er sich zurückfallen und sackte gegen die Mauer, als sei er beiseitegestoßen worden.
Winsome hockte sich neben ihn. »Verdammte Scheiße, Sir«, sagte sie. »Das ist Kev. Das ist Kev Templeton. Was hat der denn hier zu suchen gehabt?«
Banks dachte nur, dass er Winsome noch nie fluchen gehört hatte.
Einer der uniformierten Beamten war losgeschickt worden, um eine Kanne frischen heißen Kaffee zu holen, selbst wenn dazu einer der Cafe-Besitzer vom Marktplatz geweckt werden musste. Der Rest der müden Truppe marschierte in den Besprechungsraum im Präsidium der Western Area, höchstens eine Viertelmeile entfernt von der Stelle, wo die Leiche ihres Kollegen lag und von Stefan Nowak und den Kollegen von der Spurensicherung begutachtet wurde.
Als DS Nowak und seine Mannschaft im Labyrinth eingetroffen waren, hatten sie darauf bestanden, den Tatort für sich zu haben, es seien viel zu viele Personen auf engem Raum anwesend. Die meisten Kollegen waren erleichtert gewesen, gehen zu können. Es war ein Signal, die Ermittlung in Bewegung zu setzen. Alle waren wie gelähmt durch den Mord an Templeton, niemand schien es begreifen zu können, doch diese Verwirrung musste so schnell wie möglich in Taten umgesetzt werden.
Dr. Burns und Peter Darby blieben bei der Spurensicherung, die Übrigen, ungefähr zehn Personen, darunter Banks, Hatchley und Winsome, kehrten zur Dienststelle zurück. Superintendent Gervaise war direkt aus dem Bett gekommen, hatte sich schnell eine schwarze Jeans und eine Jacke mit Pelzkragen übergezogen. Sie stellte die Weißwandtafel auf, während die anderen an dem langen polierten Tisch Platz nahmen, Blöcke und Stifte vor sich. Diesmal brauchten sie keinen Tatortwagen, weil die Dienststelle nah genug war, aber sie würden einen speziellen Soko-Raum mit zusätzlichen Telefonleitungen, Computern und Zivilangestellten einrichten. Bis es so weit war, würden sie aufgrund des Raummangels und des identischen Tatorts im Soko-Raum der Hayley-Daniels-Ermittlung arbeiten.
Auch würden die üblichen Aufgaben verteilt werden - Büroleiter, Aktenführer, Asservatenbeauftragter, Protokollauswerter und so weiter. Banks war bereits zum Ermittlungsleiter ernannt worden, Gervaise würde die »Schnittstelle zu den Medien« sein, wie sie sich ausdrückte. Sie hatte aber auch betont, dass sie mitmachen und über jeden einzelnen Schritt informiert werden wollte. Das Opfer war einer von ihnen, und es verstand sich von selbst, dass es keine Zugeständnisse geben würde, keinen Deut. Aber zuerst mussten sie wissen, was und warum mit Templeton geschehen war.
Als der Kaffee kam, nahm sich jeder einen Styroporbecher. Milch und Zucker wurden herumgereicht, dazu ein Päckchen mit alten Vanillecremekeksen, die jemand in seiner Schublade gefunden hatte. Banks setzte sich zu Gervaise ans Kopfende des Tisches, und zum Auftakt baten sie den ersten Beamten am Tatort, ein Constable Kerrigan, der zufällig am Abend Dienst auf dem Marktplatz gehabt hatte, um eine Zusammenfassung. »Was passierte da?«, fragte Banks. »Erzählen Sie langsam, Junge, Schritt für Schritt.«
Der junge Constable sah aus, als hätte er sich übergeben. Zumindest hatte er die Geistesgegenwart besessen, es abseits des Tatorts zu tun. Er holte tief Luft und fing an: »Ich stand draußen vor dem Wagen und überlegte gerade, ob ...« Er warf Gervaise einen Seitenblick zu.
»Schon gut, Mann«, sagte sie. »Im Moment ist mir echt egal, ob Sie eine geraucht haben oder sich einen blasen lassen wollten. Weiter!«
Der Constable lief rot an, alle waren verblüfft, selbst Banks. So hatte er Gervaise noch nie reden hören, genauso wenig wie er Winsome hatte fluchen hören, aber inzwischen sollte er wissen, dass die Frauen voller Überraschungen steckten. Dies sollte eine Nacht werden, wo vieles zum ersten Mal geschah.
»J-ja, Ma'am«, sagte Kerrigan. »Also, wissen Sie, beim Trumpeter war ein kleiner Tumult, und wir überlegten gerade, ob wir ihm seinen Lauf lassen sollten oder ob wir eingreifen und riskieren sollten, dass die Situation sich verschärfte. Kurz und gut, wir beschlossen, die Sache weiterlaufen zu lassen. Genau in dem Moment - und ich schaute auf die Uhr, Ma'am, es war drei Minuten vor zwölf - kam eine junge Frau blutüberströmt aus dem Labyrinth gelaufen und schrie sich die Seele aus dem Leib.«
»Wie reagierten Sie?«, fragte
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