Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht
war, schon deutlich angeheitert, hatte ihn niemand mehr außerhalb seines Zimmers gesehen. Der Barkeeper und der Türsteher in dem Club in Keighley erinnerten sich ebenfalls an das Pärchen, das von zwölf bis ungefähr halb drei da gewesen war. Die beiden hätten mehr als genug getrunken, sagte der Barkeeper, irgendwann hätten sie es fast auf der Tanzfläche getrieben. Der Rausschmeißer hatte eingreifen müssen und sie gebeten, sich zusammenzureißen. Nie und nimmer konnte einer von ihnen oder beide nach Eastvale gefahren sein und Hayley getötet haben. Den Taxifahrer hatte Winsome noch nicht aufgespürt, aber das war nur eine Frage der Zeit.
Außerdem hatte Winsome das Alibi von Donna McCarthy bei ihrer Freundin und Nachbarin Caroline Dexter überprüft, eher eine Formsache. Die beiden hatten tatsächlich zusammen Pizza gegessen und bis weit nach Mitternacht Casino Royale angesehen.
Die Kollegen sichteten bereits alles an Videobändern, was sie hatten finden können. In Taylor's Yard arbeiteten immer noch emsig die Rechtsmediziner, während die meisten Proben, die die Spurensicherung gesammelt hatte, zur Analyse vorbereitet wurden. Vor Montag würde natürlich nichts passieren, erste Ergebnisse erwarteten sie ab Dienstag, vielleicht sogar später, je nach Testverfahren und Arbeitsbelastung der Labore. Wenn DNA-Ergebnisse so schnell kämen, wie es im Fernsehen meist der Fall war, dachte Banks, wäre seine Arbeit um einiges leichter. Das Warten war manchmal das Schlimmste.
Er legte den Schreibblock beiseite. Später würde er alles in den Computer eingeben. Banks schaute aus dem Fenster und wunderte sich, Schneeflocken im Wind wirbeln zu sehen. Eine Weile sah er zu und konnte kaum glauben, was er sah. Dann war Schluss, und die Sonne kam wieder heraus. Wirklich merkwürdiges Wetter.
Er warf einen Blick auf den Plan vom Labyrinth an seiner Pinnwand, den er sich hatte vergrößern lassen. Es gab viel mehr Wege hinein und heraus, als ihm klar gewesen war. Außerdem war das Labyrinth viel größer als gedacht. Neben der Karte hing der Kalender vom Dalesman. Über den Spalten des Monats März prangte ein Foto des Marktplatzes von Settie an einem betriebsamen Tag. Banks hatte einen Termin bei seinem Zahnarzt und anschließend beim praktischen Arzt gemacht, weil er es für das Beste hielt, die beiden unangenehmen Pflichten so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Jetzt war er sich nicht mehr so sicher. Vielleicht sollte er den Zahnarzttermin auf nächsten Monat verschieben. Oder den beim praktischen Arzt.
Der einzige gesellschaftliche Termin in nächster Zeit war eine Dinnerparty am kommenden Samstag bei Harriet Weaver, seiner ehemaligen Nachbarin in Eastvale. Nichts Formelles, hatte Harriet gesagt, ungefähr zehn, zwölf Gäste, er solle eine Flasche mitbringen, es würde ihm gefallen. Ihre Nichte Sophia aus London sei zu Besuch, vielleicht käme sie auch vorbei. Jeder Mann verliebe sich in Sophia, behauptete Harriet. Banks dachte bei sich, dass es gerade dann doch sehr dumm sei, der Einladung zu folgen, und beschloss, es nicht zu tun. Es war ja schön und gut, wenn Schriftsteller, Künstler oder Rockstars mittleren Alters herumliefen und sich in jüngere Frauen verliebten, aber bei einem Police Detective, der so viel Ballast mit sich herumschleppte wie er, war es einfach unverantwortlich.
Banks hasste Dinnerpartys sowieso. Er würde nur hingehen, weil er ein schlechtes Gewissen hatte, seit seiner Trennung von Sandra nicht den Kontakt zu Harriet und ihrem Mann gehalten zu haben. Sie war so anständig gewesen, ihn trotzdem einzuladen. Ja, er würde hingehen, aber so schnell-wie möglich wieder verschwinden. Sollte nicht zu schwer sein, sich von Winsome oder einem anderen unter irgendeinem Vorwand anrufen zu lassen. Das würde ihn davor bewahren, die jüngsten Kriminalitätsstatistiken erklären zu müssen, oder warum so viele Vergewaltiger und Mörder ungeschoren davonkamen - all die Vorwürfe, die man sich als Polizist auf Partys anhören musste. Eine Frau hatte sogar mal die Nerven gehabt, Banks zu bitten, ihren Mann zu überprüfen, der ihrer Meinung nach eine Affäre mit der örtlichen Immobilienmaklerin hatte. Nachdem Banks erklärt hatte, er sei nicht Sam Spade oder Philip Marlowe, verlor die Frau jedes Interesse an ihm und begann dem Gastgeber schöne Augen zu machen.
Banks stand auf. Es war an der Zeit, sich mit Joseph Randall zu unterhalten, dem es offenbar nicht besonders
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