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Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht

Titel: Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Fesseln. »Darum ging es ja wohl bei der ganzen Sache«, schimpfte er. »Das hier ist brutale Polizeigewalt. Machen Sie mich auf der Stelle los, Sie verfluchter schwarzer Teufel!«
      Wie immer, wenn Winsome beleidigt wurde, stiegen Wut und Scham in ihr auf. Dann riss sie sich zusammen, wie sie es von ihrer Mutter gelernt hatte.
      »Kann ich mich jetzt anziehen?«, fragte Martina und zeigte in Richtung Badezimmer.
      Winsome nickte und betrachtete den nackten Mann auf dem Bett, der sie gerade als schwarzen Teufel bezeichnet hatte. Seine Tochter war gestern Nacht vergewaltigt und ermordet worden, und das musste sie ihm jetzt sagen. Sie konnte ihn nicht einfach da liegen lassen und es später erledigen, so gern sie das auch getan hätte.
      In Lehrgängen erfuhr man nur ansatzweise, wie man mit ungewöhnlichen Umständen umzugehen hatte, bei nachgestellten Situationen noch weniger. Wenn es drauf ankam, dachte Winsome, gab es kein Buch, das einem half, nur der eigene Instinkt. Sie wollte diesem Mann weh tun, aber nicht auf die Art und Weise, wie sie es gleich tun musste. Bei dem Gedanken an Hayley Daniels, die wie eine gestrauchelte Läuferin auf einem Lederstapel lag, bekam sie kaum noch Luft. Winsome atmete tief durch. »Es tut mir sehr leid, Ihnen das sagen zu müssen, Mr Daniels«, begann sie, »aber es geht leider um Ihre Tochter.«
      Daniels hielt inne. »Hayley? Was ist mit ihr? Was ist passiert? Hatte sie einen Unfall?«
      »So ähnlich«, sagte Winsome. »Nein, sie ist leider tot. Es sieht sehr danach aus, dass sie ermordet wurde.« Da war es gesagt, das gefürchtete Wort, das alles veränderte. Schwer schwebte es über dem Raum und schien alle Luft herauszusaugen.
      »Ermordet?« Daniels schüttelte den Kopf. »Aber ... das kann nicht sein. Das muss jemand anders sein.«
      »Es tut mir leid, Sir. Es stimmt alles. Sie hatte ihren Führerschein und ein Adressbuch mit ihrem Namen dabei.«
      »Wurde sie ... ? Ich meine, hat sie ...?«
      »Ich möchte lieber nichts dazu sagen, bis wir zurück in Eastvale sind«, sagte Winsome. »Ihre Frau wartet dort schon auf Sie.«
      Martina kam gerade noch rechtzeitig aus dem Badezimmer, um die letzten Worte zu hören. Sie schaute Winsome an. »Kann ich ihn jetzt losbinden?«, fragte sie.
      Winsome nickte. Als sie Daniels vom Tod seiner Tochter erzählte, hatte sie nicht mehr daran gedacht, dass er nackt ans Bett gefesselt vor ihr lag. Er schien es ebenfalls vergessen zu haben. Ihn zu demütigen war jetzt nicht mehr wichtig. Winsome war kein grausamer Mensch; sie hatte ihn in seiner Arroganz nur vorführen und ein Alibi von Martina hören wollen, bevor die beiden Zeit oder Grund bekamen, sich etwas zurechtzulegen. Winsome meinte, in beiderlei Hinsicht erfolgreich gewesen zu sein, doch jetzt schämte sie sich dafür.
      Martina machte sich an den Seidentüchern zu schaffen, während Daniels einfach nur dalag und an die Decke starrte. Als er endlich befreit war, setzte er sich auf, wickelte das Betttuch um sich und weinte. Martina hockte sich neben ihn, bedrückt und mit hochrotem Kopf. Sie wollte ihn streicheln, doch er fuhr zurück. Daniels hatte kurze dunkle Locken, ein Grübchen im Kinn wie Kirk Douglas und bis zu den Kieferknochen reichende Koteletten. Vielleicht war er der Typ Mann, den manche weiße Frauen gern bemutterten, dachte Winsome. Für sie war er mehr als uninteressant. Durch seine Tränen schaute er zu ihr auf. »Es tut mir leid«, sagte er. »Was ich eben gesagt habe ... das war unangebracht. Ich -«
      »Mir tut es auch leid«, entgegnete Winsome, »aber mir war anderes wichtiger, als Sie loszubinden. Ich musste wissen, warum Sie Ihre Frau belogen haben und wo Sie gestern Abend waren.« Sie zog einen Stuhl heran und setzte sich. »Ich habe den ganzen Vormittag versucht, Sie zu erreichen.«
      Daniels stand auf und zog sich Slip und Hose an. Dann schlüpfte er in ein Hemd und begann, Socken und Unterwäsche aus den Schubladen in eine Reisetasche zu packen. »Ich muss los«, sagte er. »Ich muss zu Donna.«
      »Donna?«, fragte Martina. »Und was ist mit mir? Du hast gesagt, du würdest dich von ihr trennen und dich scheiden lassen. Wir würden heiraten.«
      »Red nicht so dumm! Hast du nicht gehört? Ich muss zurück zu ihr.«
      »Aber, Geoff ... was ist mit uns?«
      »Ich ruf dich an«, sagte Daniels. »Fahr nach Hause. Ich melde mich.«
      »Wann?«
      »Wann? Wenn ich meine Tochter beerdigt habe, verdammt

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