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Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht

Titel: Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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konnte, war es kaum möglich, dass sie sich dort in dieser kurzen Zeit Feinde gemacht hatte. Wenn es nicht gerade ein zufällig vorbeikommender Psychopath gewesen war, schien es immer wahrscheinlicher, dass der Grund für den Mord in Karens Vergangenheit zu suchen war.
      In medizinischer Hinsicht, ließ der Bericht ahnen, hatte sich ihr Zustand nicht verändert, es wurde auch nicht mehr erwartet. Wenn jemand in seiner Kommunikation so eingeschränkt war wie Karen Drew, wurde schon der kleinste Fortschritt wie ein Wunder gefeiert. Doch niemand hatte wirklich gewusst, was Karen dachte oder fühlte. Man wusste nicht einmal, ob sie lieber leben oder sterben wollte. Die Entscheidung war ihr aus der Hand genommen worden, und jetzt war es an Annie, den Grund dafür zu finden. War es Sterbehilfe, wie Naylor vermutet hatte, oder profitierte irgendjemand von Karens Tod? Und wenn ein Gnadentod das Motiv war, wer hatte es getan? Das waren die Fragen, die Annie gern als Erstes beantwortet hätte.
      Ihr fiel auf, dass die Akten nur sehr wenig über Karens Leben vor dem Unfall verrieten. Sie hatte in Mansfield, Nottinghamshire, gewohnt, aber es war keine Adresse angegeben und es fand sich kein Hinweis darauf, ob sie dort aufgewachsen oder erst später hingezogen war. Ihre Eltern waren als verstorben vermerkt, wieder ohne weitere Informationen, und offenbar hatte Karen weder Geschwister noch sonst jemanden, der ihr irgendwie nahestand, keinen Mann, keinen Lebensgefährten oder Verlobten. Es sah aus, als hätte Karen Drew vor diesem schicksalhaften Tag im November 2001 gar nicht existiert.
      Annie kaute auf dem Ende ihres gelben Bleistiftstummels herum und runzelte die Stirn angesichts der mageren Informationen, als um kurz nach neun ihr Handy klingelte. Sie kannte die Nummer nicht, meldete sich aber trotzdem. Im Verlauf einer Ermittlung gab sie vielen Menschen ihre Visitenkarte.
      »Annie?«
      »Ja?«
      »Ich bin's. Eric.«
      »Eric?«
      »Sag mir nicht, dass du mich schon vergessen hast. Das tut weh.«
      Annie ging schnell alle Möglichkeiten durch, und es gab nur eine erschreckend logische Antwort. »Ich kann mich gar nicht erinnern, dir meine Handynummer gegeben zu haben«, sagte sie.
      »Na, das ist ja nett. Das weißt du nicht, und meinen Namen kennst du auch nicht mehr, was?«
      Scheiße. War sie so betrunken gewesen? »Hör mal«, sagte Annie. »Du rufst auf meinem beruflichen Handy an. Lass das bitte sein,ja?«
      »Dann gib mir doch deine Privatnummer.«
      »Eher nicht.«
      »Wie soll ich dich dann erreichen? Ich kenne ja nicht mal deinen Nachnamen.«
      »Brauchst du auch nicht. Das ist ja der Sinn der Sache.« Annie legte auf. Ihr war ein wenig eng in der Brust. Wieder klingelte das Handy. Automatisch meldete sie sich.
      »Hör mal«, sagte Eric, »es tut mir leid. Das war jetzt kein guter Start.«
      »Das war überhaupt kein Start. Und es wird auch keiner werden«, sagte Annie.
      »Ich hab dir doch keinen Heiratsantrag gemacht, ja? Erlaubst du mir wenigstens, dich zum Essen einzuladen?«
      »Ich hab zu tun.«
      »Immer?«
      »So gut wie.«
      »Und morgen ?«
      »Muss ich Haare waschen.«
      »Mittwoch?«
      »Mieterversammlung.«
      »Donnerstag?«
      »Klassentreffen.«
      »Freitag?«
      Annie überlegte. »Besuche ich meine Eltern.«
      »Ha! Du hast gezögert«, sagte er. »Das habe ich gemerkt.«
      »Hör mal, Eric«, sagte Annie in einem, wie sie fand, vernünftigen, aber bestimmten Tonfall. »Es tut mir leid, aber ich habe keine Lust auf dieses Spielchen. Es läuft einfach nicht. Ich will nicht unhöflich sein oder gemein, aber ich bin momentan einfach nicht an einer Beziehung interessiert, ja? Schluss, Ende, aus.«
      »Ich habe dich nur zum Essen eingeladen. Ohne irgendeine Verpflichtung.«
      Nach Annies Erfahrung gab es immer eine Verpflichtung. »Tut mir leid, kein Interesse.«
      »Was ist los? Was hab ich gemacht? Als ich aufgewacht bin, warst du schon weg.«
      »Du hast nichts getan. Es liegt an mir. Tut mir leid. Bitte ruf mich nicht mehr an!«
      »Leg nicht auf!«
      Wider besseres Wissen blieb Annie am Apparat.
      »Bist du noch da?«, fragte Eric nach kurzem Schweigen.
      »Ja.«
      »Gut. Komm mit mir essen! Irgendwann in dieser Woche wirst du doch mal Zeit zum Mittagessen haben. Wie wär's am Donnerstag im Black Horse?«
      Das Black Horse lag in einer schmalen kopfsteingepflasterten Gasse in der

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