Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht
steigern.«
»Und, stimmt das?«
Dr. Wallace lächelte. »Woher soll ich das wissen?«, antwortete sie und fuhr mit ihrer Untersuchung fort. Hin und wieder hielt sie inne, um einen auffälligen Fleck oder einen Bereich der Haut unter der Lupe genauer zu begutachten und ihre Beobachtungen in das Mikrofon zu sprechen.
»Was ist das für ein brauner Fleck unter der linken Brust?«, fragte Banks.
»Ein Muttermal.«
»Und das da an den Armen und zwischen den Brüsten?«
»Hämatome. Prae mortem. Er kniete auf ihr.« Dr. Wallace rief ihre Assistentin herbei. »Los, machen wir sie auf.«
»Können Sie mir schon irgendwas sagen?«, fragte Banks.
Dr. Wallace hielt inne und beugte sich vor, die Hände auf den Rand des Edelstahltischs gestützt. Zwei Strähnen ihres hellbraunen Haares hatten sich aus der schützenden Kopfbedeckung gestohlen. »Es sieht ganz danach aus, als ob sie manuell erdrosselt wurde. Ohne Hilfsmittel. Von vorne, ungefähr so.« Dr. Wallace streckte die Hände aus und tat, als drücke sie jemandem den Hals zu.
»Gibt es auf der Haut vielleicht Fingerabdrücke oder DNA-Spuren?«
»Es besteht immer die Möglichkeit, dass sich eine Hautschuppe des Täters oder sogar ein Blutstropfen findet. Hier sieht es aus, als hätte er seine Spuren anschließend beseitigt, aber vielleicht hat er was übersehen.«
»Auf dem Oberschenkel war etwas, das eventuell Sperma gewesen sein könnte.«
Dr. Wallace nickte. »Habe ich gesehen. Keine Sorge, das Labor hat von allem Proben, aber es dauert halt ein bisschen. Das müssten Sie eigentlich wissen. Fingerspuren? Nein, glaube ich nicht. Ich weiß, dass man sie in anderen Fällen schon gesichert hat, aber in diesem Fall ist zu viel verwischt. Wie wenn man an einem Türknauf dreht: Die Finger rutschen über die Oberfläche, und alles ist verschmiert und undeutlich.«
»Hat sie sich gewehrt?«
Dr. Wallace schaute zur Seite. »Und ob sie das getan hat.«
»Ich dachte an Kratzer.«
Die Rechtsmedizinerin atmete tief durch. »Ja. Es könnten DNA-Spuren in den Proben sein, die die Spurensicherung unter ihren Fingernägeln gesichert hat. Der Täter könnte Kratzer an den Unterarmen oder im Gesicht haben.« Sie überlegte. »Ehrlich gesagt, würde ich darauf aber keine große Hoffnung setzen. Wie Sie sehen, sind die Fingernägel stark abgenagt.«
»Ja, das habe ich schon bemerkt«, sagte Banks. »Und die Hämatome?«
»Wie gesagt, er hat sich auf ihre Arme gekniet, irgendwann auch mitten auf ihre Brust, wahrscheinlich um sie festzuhalten, während er sie mit den Händen erdrosselte. Sie hatte keine Chance.«
»Sind Sie sicher, dass es ein Mann war?«
Dr. Wallace warf Banks einen höhnischen Blick zu. »Sie können mir glauben, dass das ein Mann war. Es sei denn, irgendein Junge vergewaltigte sie vaginal und anal, und anschließend hat seine Freundin sie erwürgt.«
Das hatte es alles schon gegeben, wusste Banks. Es gab Pärchen, die gemeinsam vergewaltigten und mordeten. Fred und Rosemary West. Myra Hindley und Ian Brady. Terry und Lucy Payne. Aber wahrscheinlich lag Dr. Wallace richtig damit, es in diesem Fall auszuschließen. »Wurden ihr all die Verletzungen beigebracht, als sie noch lebte?«
»Es gibt keinen Hinweis auf Misshandlungen post mortem, falls Sie das meinen. Die Rötungen und Risse in Vagina und Anus lassen darauf schließen, dass sie lebte, als sie vergewaltigt wurde. Sie können die Abdrücke an den Handgelenken sehen, wo er sie festhielt. Und Sie sehen die Oberarme, den Hals und die Brust sowie die Hämatome auf den Oberschenkeln. Das war eine grausame, brutale Vergewaltigung, gefolgt von einer Erdrosselung.«
»Was hat er wohl gemacht, damit sie während der Vergewaltigung ruhig war?«, überlegte Banks laut. »Da kann er ja wohl schlecht die Knie auf ihren Armen gehabt haben.«
»Vielleicht hatte er eine Waffe. Zum Beispiel ein Messer.«
»Warum hat er Hayley dann nicht erstochen? Warum sie erwürgen?«
»Kann ich Ihnen nicht sagen. Vielleicht hat er sie auch einfach nur mit Drohungen zum Stillhalten gezwungen. Kommt das nicht öfter vor, dass Vergewaltiger drohen, wenn ihr Opfer nicht mitmache, würden sie es töten oder es sich anschließend holen oder sogar der Familie etwas antun?«
»Doch«, erwiderte Banks. Er wusste, dass seine Fragen gefühllos und barbarisch klangen, aber er musste sie stellen. Deshalb war es mit Dr. Glendenning
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