Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht
jedes Urteilsvermögen verliert, wenn man so besoffen ist?«
»Ich glaube nicht, dass Hayley so viel trank«, widersprach Donna. »Sie wollte einfach ein bisschen Spaß mit ihren Freunden haben.«
»Hören Sie auf!«, meinte Templeton. »Am Samstag war sie so stockbesoffen, dass sie allein zum Pinkeln ins Labyrinth gegangen ist. Erzählen Sie mir nicht, das zeuge von gutem Urteilsvermögen!«
Donna begann zu schluchzen, und Daniels stürzte sich auf Templeton, packte ihn am Kragen und schrie: »Wie können Sie so über unsere Tochter reden, Sie widerliches, gefühlloses Schwein!«
»Hände weg!«, rief Templeton, schob Daniels von sich und richtete seine Jacke.
Na toll, dachte Winsome und bedauerte, dass Daniels nicht kräftig zugeschlagen hatte. Wieder eine Befragung von Templeton, die im Chaos endete. Wie konnte so ein gehirnamputierter Schwachkopf in heutigen Zeiten bloß zum Sergeant befördert werden? Winsome sprang in die Bresche. »Beruhigen wir uns alle! DS Templeton ist vielleicht nicht immer besonders diplomatisch in seinen Aussagen, aber er hat ein paar wichtige Fragen gestellt, und jede Antwort von Ihnen könnte uns helfen, Hayleys Mörder zu finden. Weiß einer von Ihnen etwas von einem Freund?«
Beide schüttelten den Kopf. Daniels funkelte Templeton böse an, und Donna sah aus, als würde sie jeden Moment beide Männer umbringen.
»Also, irgendjemand muss was wissen«, sagte Templeton. »Sie lassen das Kind doch nicht einfach so herumlaufen und tun, was es will, oder?«
»Das Kind war neunzehn, Mr Templeton«, erwiderte Donna. »Wollen Sie eine Neunzehnjährige kontrollieren?«
»Hat sie sich nicht vielleicht mal verplappert?«, fragte Winsome. »Oder haben Sie irgendetwas bemerkt, so von Frau zu Frau?«
»Jetzt bekomme ich richtige Schuldgefühle«, sagte Donna und griff nach einem Taschentuch. »Das klingt so, als wäre es vielleicht nicht passiert, wenn ich besser aufgepasst hätte.«
»Das stimmt nicht«, sagte Winsome. »Machen Sie sich keine Vorwürfe. Nur ein Mensch ist für das verantwortlich, was mit Hayley passiert ist, nämlich der Mörder.«
»Aber vielleicht, wenn ich einfach ... keine Ahnung ... da gewesen wäre.«
»Wussten Sie, dass Hayley Kondome in der Handtasche hatte?«, fragte Templeton.
»Nein«, antwortete Donna. »Aber ich habe ihre Handtasche auch nicht durchsucht.«
Angeekelt schaute Daniels zu Templeton hinüber.
»Überrascht Sie das?«, fragte Templeton.
»Nein«, sagte Donna. »Sie wusste, dass sie vorsichtig sein musste, wenn sie sich auf irgendwas einließ. Das wissen die Jugendlichen heute alle.«
»Wenn sie ihren Freund geheim hielt«, sagte Winsome, »fragen wir uns, welchen Grund sie dafür hatte. War es vielleicht ein älterer Mann? War er verheiratet?«
»Ich kann Ihnen wirklich nichts sagen«, wiederholte Donna.
Templeton wandte sich an Daniels. »In der Abteilung haben Sie ja gewisse Erfahrung, nicht?«, sagte er. »Mit Martina Redfern zu bumsen, während Hayley umgebracht wird? Sie haben die Weiber gerne jung, was? Vielleicht sollten wir Sie mal etwas genauer unter die Lupe nehmen.«
Falls Templeton einen erneuten Wutausbruch von Daniels erhofft hatte, wurde er nun enttäuscht. Daniels saß da, erschöpft und elend. »Ich habe Fehler gemacht«, sagte er. »Eine Menge. Ich kann nur hoffen, dass Donna mir irgendwie vergeben kann. Aber meine Fehler werden Ihnen nicht helfen, den Mörder meiner Tochter zu finden. Wenn Ihnen nichts Besseres einfällt, als hier rumzusitzen und uns gegeneinander aufzuhetzen, können Sie Ihren Arsch doch besser in Bewegung setzen und anfangen, Ihre Arbeit zu tun!«
»Wir machen unsere Arbeit, Sir«, sagte Winsome und wunderte sich selbst, dass sie Templeton zu Hilfe eilte. Aber sie tat es nur, um die Befragung zu retten. Sie schwor sich, niemals wieder in so eine Situation zu geraten, egal was man ihr befahl.
»Hat sie zum Beispiel mal über einen ihrer Lehrer vom College gesprochen?«, fragte sie.
»Manchmal«, erwiderte Donna. »Aber die kannte ich nicht, das sagte mir nicht viel.«
»Gab es einen bestimmten?«
»Austin«, fiel Daniels plötzlich ein. »Malcolm Austin. Weißt du noch, Donna, dieser Typ, der letztes Jahr die Seminarreise nach Paris geleitet hat?«
»Ja«, sagte Donna. »Den hat sie ein paar Mal erwähnt. Weil es ihr Lieblingskurs war. Ich glaube nicht, dass da ... ich meine
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