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Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht

Titel: Inspector Alan Banks 17 Wenn die Dämmerung naht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Terence Payne (der damals den Beinamen »das Chamäleon« bekam) und, wie viele glaubten, von seiner Frau Lucy Payne (die dann zur berüchtigten Freundin des Teufels wurde).
      Zwei Polizeibeamte im Streifendienst waren zum Haus der Paynes im Westen von Leeds gerufen worden, weil eine Nachbarin einen Streit gemeldet hatte. Die Beamten fanden Lucy Payne bewusstlos im Flur, offenbar angegriffen von ihrem eigenen Mann. Im Keller hatte sich Terence Payne mit einer Machete auf die Beamten gestürzt und Police Constable Dennis Morrisey getötet. Dessen Kollegin, Police Constable Janet Taylor, hatte sich mit ihrem Gummiknüppel gewehrt, auf Payne eingedroschen und erst aufgehört, als er sich nicht mehr regte und keine Bedrohung mehr darstellte. Er erlag später seinen Verletzungen.
      Banks wurde in den Keller gerufen, wo die Kollegen die Leiche von Kimberley Myers gefunden hatten, nackt auf eine Matratze gefesselt, umgeben von Kerzen, der Körper eingeschnitten an Brust und Genitalien. Die anderen Mädchen fand man zerstückelt im nächsten Raum verscharrt. Die Obduktion ergab, dass sie auf ähnliche Weise gefoltert worden waren. An was sich Banks, abgesehen vom Geruch, am stärksten erinnerte, waren die Zehen der Opfer, die wie kleine Pilze aus dem Boden ragten. Manchmal hatte er Alpträume über die Stunden, die er im Keller von The Hill 35 verbracht hatte.
      Er dachte an sein Gespräch mit Annie vom Nachmittag und fand, dass er ziemlich defensiv gewesen war. Ihm stand Lucy Payne meistens so vor Augen, wie sie ausgesehen hatte, als er sie zum ersten Mal in ihrem Krankenhausbett erblickte, nicht ganz so hübsch wie auf den Fotos, die einige Zeitungen druckten. Ihr Gesicht war zur Hälfte von einem Verband verdeckt, das lange Haar lag ausgebreitet wie der Flügel eines Raben auf dem Kopfkissen, und das eine Auge, das ihn mit zermürbender Direktheit anstarrte, war so schwarz wie das Haar.
      Natürlich hatte Lucy Payne jede Beteiligung an den Verbrechen ihres Mannes und jedes Wissen darüber geleugnet. Wenn Banks mit ihr gesprochen hatte, hatte er immer das Gefühl gehabt, sie sei ihm einen Schritt voraus, erahne seine Fragen, lege sich ihre Antworten und die entsprechenden Emotionen wie Bedauern oder Schmerz zurecht. Nur Schuldgefühle hatte sie nie gezeigt. Sie war mal verletzlich, mal unverfroren gewesen, mal Opfer, dann wieder bereitwillig sexuell experimentierend. Als ihre Vergangenheit herauskam, erfuhr man Geschichten über eine Kindheit von unvorstellbarer Grausamkeit in einem abgelegenen Haus an der Küste, wo die Kinder zweier Familien rituell von ihren Eltern sexuell missbraucht worden waren, bis die Sozialarbeiter irgendwann auf Gerüchte von Satanismus hin tätig wurden.
      Banks stand auf und goss sich noch ein Glas Wein ein. Er schmeckte einfach zu gut. Banks dachte an die Menschen, die er im Laufe der Chamäleon-Ermittlung kennengelernt hatte, die Eltern der Opfer, die Nachbarn und die Schulfreundinnen einiger Mädchen. Sogar ein Lehrer hatte kurzzeitig unter Verdacht gestanden, ein Freund von Payne namens Geoffrey Brighouse. Es war eine lange Liste von Beteiligten, aber sie lieferte Annie und ihren Leuten immerhin erste Ansatzpunkte.
      Als Banks an die Opfer der Paynes dachte, zogen seine Gedanken weiter zu Hayley Daniels. Er musste aufpassen, dass Annies neuer Fall nicht seine eigene Ermittlung beeinträchtigte. Das schuldete er Hayley. Mit ein wenig Glück würden morgen, wenn er aus Leeds zurückkäme, schon einige Laborergebnisse eingetrudelt sein, und Wilson und Templeton hätten bereits mit ihrem potentiellen Freund Malcolm Austin und den meisten jungen Leuten gesprochen, mit denen Hayley am Samstagabend unterwegs gewesen war.
      Banks wusste, dass es ein Fehler gewesen war, Winsome und Templeton gemeinsam zu der Befragung von Daniels und McCarthy zu schicken. Er merkte an der Stimmung zwischen den beiden bei ihrer Rückkehr, dass es nicht gut gelaufen war. Er wusste, dass keiner mit ihm darüber sprechen würde, spürte aber, dass wohl mehr als Templetons überaktive Libido dahintersteckte.
      Das Problem war: Banks war überzeugt, dass seine Aussage gegenüber Annie richtig gewesen war. Templeton konnte wirklich gut sein, und manchmal lag das gerade an seiner direkten Art und seinem Hinweggehen über die Regeln des allgemeinen Anstands. Doch wenn Banks überlegte, ob in der Mannschaft Platz für jemanden wie Templeton war, besonders da Winsome sich so gut machte, dann musste er

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