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Inspector Banks kehrt heim

Titel: Inspector Banks kehrt heim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Robinson
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Version der Wahrheit. Doch, gab Hakim zu, diese Videos würden auch von anderen ausgeliehen. Ja, er mochte sogar selbst einige davon angeschaut haben. Aber Tatsache war, dass Terence J. Reed unter Anklage stand und vor Kurzem ein Video namens Schule ist aus geliehen hatte, und das, verehrte Geschworene, würde niemand gerne beim eigenen Mann oder Sohn finden.
      Reed konnte verstehen, dass Nachbarn des Opfers gegen ihn aussagten, er verstand sogar Maggies verletzten Stolz. Aber warum Hakim und Bill? Was hatte er ihnen getan? Hatten sie ihn etwa noch nie gemocht? So ging es immer weiter, ein Alptraum verdrehter Wahrheiten. Reed hatte das Gefühl, vor einen Zerrspiegel gestellt worden zu sein, so dass die Geschworenen nur sein verformtes, missgestaltetes Spiegelbild zu sehen bekamen. Ich bin unschuldig, sagte er sich immer wieder und umklammerte die Brüstung, aber seine Fingerknöchel wurden immer weißer und seine Stimme zunehmend schwächer.
      Hatte Bill nicht ähnliche Dinge über Schulmädchen gesagt? War das nicht alles im Scherz gewesen? Ja, natürlich. Aber Bill saß nicht auf der Anklagebank. Nein, Terence J. Reed war angeklagt, eine unschuldige fünfzehnjährige Schülerin getötet zu haben. Er war zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen, er hatte Bemerkungen über die knospenden Brüste und milchig weißen Oberschenkel von Mädchen gemacht, die Tag für Tag die Straße vor dem Büro überquerten.
      Am Morgen dann, bevor die Verteidigung übernahm - Reed sollte in den Zeugenstand treten, obwohl er selbst nicht mehr genau wusste, was die Wahrheit war -, geschah etwas Sonderbares.
      Leise betraten Bentley und Rodmoor den Gerichtssaal, schlichen zum Richter und unterhielten sich flüsternd mit ihm. Der Richter schien ihnen Fragen zu stellen. Die beiden nickten. Rodmoor sah zu Reed hinüber. Nach einigen Minuten nahmen die beiden Männer Platz, der Richter beantragte eine Klageabweisung für alle Anklagepunkte gegen den Angeklagten. Im Gerichtssaal brach die Hölle los: Journalisten flitzten zu den Telefonen, auf der Zuschauergalerie summten die Spekulationen. Inmitten des Chaos erhob sich Terry Reed, begriff, ohne den Grund zu kennen, was gerade geschehen war, und brach zusammen.
      Nervöse Erschöpfung, sagte der Arzt, keine Überraschung nach dem Martyrium, das Reed durchgemacht hätte. Absolute Ruhe sei die einzige Kur.
      Als Reed ein paar Tage nach dem turbulenten Prozessende wieder einigermaßen fit war, bekam er Besuch von seinem Anwalt. Er berichtete, was geschehen war.
      Offenbar war in der Gegend von Redditch erneut eine Schülerin attackiert worden, nur hatte sie es durchaus mit ihrem Angreifer aufnehmen können. Mit Klauen und Zähnen hatte sie um ihr Leben gekämpft. Dabei war es ihr gelungen, einen halben Ziegelstein in die Hand zu bekommen, mit dem sie dem Mann auf den Kopf schlug. Er war nicht schwer verletzt, aber so lange bewusstlos, dass das Mädchen Hilfe holen konnte. Nach der Festnahme gestand der Mann, Debbie Harrison umgebracht zu haben. Er hatte Details gewusst, die nicht in der Zeitung gestanden hatten. Nachdem die Polizei ihn eine Nacht lang vernommen hatte, bestand keinerlei Zweifel mehr, dass er die Wahrheit sagte. Daher konnte Reed auf keinen Fall schuldig sein. Klageabweisungsantrag, Prozessende. Reed war wieder ein freier Mann.
      Drei Wochen lang blieb er zu Hause, wagte sich kaum noch hinaus, nur zum Einkaufen, aber jetzt in ein anderes Geschäft, nicht zu Hakim. Wenn er vorbeiging, verzogen die Nachbarn missbilligend das Gesicht, als sei er ein Monster. Fast rechnete er damit, dass sie eine Petition unterzeichneten, um ihn aus seinem Haus zu vertreiben.
      In den drei Wochen hörte er kein Wort der Entschuldigung vom Bestatter und dem Bibelverkäufer; Francis musste weiterhin »einiges erledigen, sich um dies und das kümmern«, und Camille schien nur noch den Anrufbeantworter einzuschalten.
      Nachts litt Reed unter klaustrophobischen Alpträumen vom Gefängnis. Er schlief nicht gut, die leichten Schlaftabletten vom Arzt halfen ihm nicht. Die Ringe unter seinen Augen wurden immer größer und dunkler. Manchmal lief er wie im Traum durch die Stadt, ohne zu wissen, wohin er ging oder wie er an einen bestimmten Ort gekommen war.
      Das Einzige, was ihn aufrechterhielt, die einzig reinen, unschuldigen, unbefleckten Momente in seinem Leben waren die nächtlichen Besuche von Debbie Harrison in seinen Träumen. Dann war sie lebendig, so wie damals, als

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