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Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Titel: Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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verloren.«
      Esslyn zuckte die Schultern und ging wieder zu seiner vorherigen Position zurück, und der Widerhall verklang in einer Stille, die vor Enttäuschung triefte. Die erste echte Konfrontation, konnte man jeden förmlich denken hören, und nun ist sie vorüber, ehe sie überhaupt richtig begonnen hat. Aber ihre Enttäuschung sollte nur von kurzer Dauer sein, denn ein paar Minuten später fragte Esslyn: »Glaubst du, es ist wahr, daß er nie wirklich Hand an Katharina gelegt hat?«
      »Natürlich ist das wahr!« schrie Harold zurück. »Warum um Himmels willen sollte er sich denn selbst belügen?«
      Dann kam es zu Meinungsverschiedenheiten über die Hofetikette, das Timing des Adagios und der Bibliothekszene und über die Aufstellung des Klaviers. Harold ging noch einmal nach vorn an die Bühne, diesmal allerdings mit einem wilden Tick an einem Augenlid.
      »Wenn du all diese Mängel schon vorher bemerkt hast«, begann er in einem eisigen Tonfall, »dann darf ich vielleicht mal fragen, wieso du sie bis zu diesem späten Stadium für dich behalten hast, ohne etwas zu sagen?«
      »Weil ich nicht dafür verantwortlich bin. Ich habe darauf gewartet, daß du etwas dagegen unternimmst. Da du aber offensichtlich nicht dazu in der Lage bist, dachte ich, ich müßte zum Wohle des Stücks und dem Wohle der Truppe endlich doch etwas sagen.«
      »Der Tag, an dem du anfängst, dir Sorgen um den Rest der Truppe zu machen, Esslyn, wird der Tag sein, an dem die Schweine auf Skiern fahren.«
      Als wären diese Unterbrechungen lediglich pikante kleine Appetitanreger gewesen, begannen danach die Dinge so gewaltig schiefzulaufen, daß es schon prachtvoll war. Kittys Polsterung wollte nicht halten. Je weiter sie nach unten rutschte, desto heftiger fingerte sie daran herum. Je heftiger sie daran herumfingerte, desto mehr mußte sie kichern, bis Harold aufstand und sie anschrie. Daraufhin brach sie unvermittelt in Tränen aus.
      »Es ist nicht so leicht«, schluchzte sie, »noch dazu wenn du schwanger bist.«
      »Verschone mich damit, um Gottes willen!« entgegnete Harold. »Garderobe!« Er stand da, pochte mit dem einen Fuß auf den Boden und sog an seinen Zähnen, bis Joyce Baby Mozart gesichert hatte. Dann lag das Manuskript nicht an seinem Platz auf dem Requisitentisch. Und auch nicht der Federhalter. Oder Kittys Schal. Dierdre entschuldigte sich und schwor, sie hätte die Sachen zu Beginn der Probe alle an ihren Platz gelegt. Salieris Rollstuhl brach zusammen, und die goldenen Zäune, die noch nicht ganz trocken waren, hinterließen ihren Abdruck auf Kaiser Josephs weißem Satingewand.
      Aber das dramatischste, alarmierendste und letztendlich urkomischste Mißgeschick war, daß der Tapeziertisch, der bei der Premiere zur Zauberflöte noch den massenhaften Ansturm des Publikums ausgehalten hatte, zusammenbrach. Auf ihm standen die wurstkauenden, pfeiferauchenden Wiener Bürger. Sie rülpsten, scherzten und stießen sich gegenseitig in die Rippen, und das alles absolut übertrieben. Sie kamen zwar fast ohne Ausnahme aus Somerset, aber ein pflichtbewußter Bürger, der seine Hausarbeiten gemacht hatte, schrie in reinstem Deutsch: »Gott im Himmel.«
      Dann, als das berühmte »Heil sei euch Geweihten« über ihren Köpfen aufstieg, knarrte der Tisch, ächzte und gab schließlich nach, wobei das inzwischen hysterische Volk in einem hohen Bogen mitten auf die Bühne purzelte. Alle bis auf Harold fanden das hinreißend komisch. Selbst Esslyn grinste mit kaltem Zartgefühl in seine Spitzenmanschetten hinein. Harold stand von seinem Sitz auf und funkelte die Truppe glühend an.
      »Ich nehme an, ihr findet das witzig?«
      »Das Witzigste seit der Pest«, antwortete Boris.
      »Richtig«, sagte sein Regisseur. »Colin.« Eine hilfreiche Seele wiederholte den Namen, eine andere in den Kulissen und wieder eine in der Garderobe, Und dann war endlich ein feines Echo unter den Brettern der Bühne zu hören.
      »Grundgütiger«, grummelte Harold und stampfte kräftig mit dem Fuß auf. »Das ist ja, als würde man im Old Bailey auf den Hauptzeugen warten.«
      Colin erschien und hatte einen Holzspan auf seiner Schulter, so als wollte er damit seinen Rang anzeigen. Er trug einen Hammer in der Hand und seinen üblichen Gesichtsausdruck, der dem eines Mannes entsprach, der durch das Geschrei spielender Kinder von seiner ernsthaften Arbeit abgehalten wird.
      »Du weißt doch, wie viele Leute

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