Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder
Vergeudung.«
Kitty folgte seinem Blick, nahm ihre Toastscheibe, die nun ein bißchen kalt und hart war, und kaute widerwillig darauf herum. »Bei deinem Publikum handelt es sich wohl kaum um sehr viele Leute.«
»Ich habe das doch auch bildlich gemeint.«
»Hä?«
»Versuch doch mal, nicht so hohl aus der Wäsche zu gucken, Kätzchen.« Esslyn schob seinen Stuhl zurück. »Was hast du eigentlich mit meiner Aktentasche gemacht?«
»Ich habe sie mit Pilzen und Speck zubereitet, ehe du runtergekommen bist.«
»Aha.« Esslyn schritt zu der alten Tannenholzanrichte, in der hübsche blaue und weiße Krüge und Teller standen, nahm seine Mappe und legte die Times hinein. Dann kehrte er an den Tisch zurück und berührte ihre Wange mit seinen kalten Lippen.
»Ich bin bald wieder zurück.«
»Wohin gehst du?«
»Arbeiten. Ich muß etwas...« Er leckte einen Finger an und drückte ihn auf einen Krümel, der von seinem Teller auf den Tisch gefallen war.
»... Ich muß mich dort blicken lassen.«
»Aber samstags gehst du doch nie hin!« rief Kitty aus, und verzog schmollend ihre hübschen Lippen.
»Jammere nicht, mein Schatz. Das steht dir nicht.« Esslyn ließ den Krümel in den Brotkorb fallen. »Ich bleibe nicht lange. Komm und hilf mir mit meinem Mantel.«
Nachdem sie Esslyns seidenen Paisleyschal vielleicht eine Idee zu fest um seinen Hals geschlungen und seinen Mantel falsch zugeknöpft hatte, bestand Kitty darauf, die Lippen ihres Ehemannes mit vielen kleinen Küssen zu bedecken. Dann stolzierte sie zum Küchenfenster zurück und beobachtete, wie er den BMW aus der Doppelgarage zurücksetzte und losfuhr. Sie öffnete das Fenster, schreckte etwas vor der kalten Luft zurück und winkte. Kitty lauschte, weil sie das maschinengewehrartige Geräusch der Reifen auf dem Kiesweg liebte. Es hatte etwas Bestimmtes an sich. Sie würde allerdings nie verstehen, weshalb es ihr eine so große innere Befriedigung verschaffte. Vielleicht war es nur einfach die Assoziation zum Luxus - all diese reichen Pappkartonfigu-ren aus amerikanischen Serien knirschten mit ihren gestreckten Limousinen um die Säulenvorbauten vor ihren Häusern. Oder vielleicht erinnerte sie das Geräusch auch an die fröhlichen Kindertage in Dorset, mit den kalten Wellen, die den Kies hin und her purzeln ließen. Oder vielleicht auch nur deshalb, weil das knirschende Kiesbett signalisierte, daß ihr Ehemann endlich das Haus verlassen hatte.
Kitty winkte ihm noch einmal nach, weil sie glaubte, das würde Glück bringen, und dann ging sie nach oben in ihr Schlafzimmer, den Schauplatz beiderseitigen Vergnügens, wo Salieris blau und silbern gestreifter Anzug, das Spitzenhemd und die cremefarbene Hose über einer Stuhllehne hingen. Während alle anderen ihr Kostüm nur zu gern in der Garderobe ließen (die darüber hinaus auch noch sicher verschlossen war), hatte Esslyn stets darauf bestanden, seines nach White Wings mitzunehmen, weil er meinte, daß er nach so einer Kostümprobe dem Bühnenpersonal durchaus zutraute, nach einer ausgeleierten Herrenunterhose zu suchen.
Er hatte das Kostüm anprobiert, ehe er sich heute morgen angezogen hatte, hatte den Stoff vor dem Spiegel glattgezogen und laut darüber nachgedacht, wie er aus seinem Rollstuhl aufstehen, den alten Morgenmantel abwerfen und dem Publikum damit den Atem rauben würde. Kitty hatte nur mit einem Ohr zugehört. Er war noch ein wenig länger herumstolziert und hatte dann etwas in verballhorntem Französisch gesagt, ehe er sich in seinen Geschäftsanzug warf und ordentlich den Tag in Angriff nahm. Nun drückte Kitty den Bühnenanzug zu einer kleinen Kugel zusammen, warf sie hoch und kickte sie möglichst weit durch die Luft, ehe sie ins Badezimmer ging.
Sie drehte an den Hälsen zweier goldener Schwäne und gab etwas Floris-Stephanotis-Badeöl in das einlaufende Wasser. Dann schüttete sie eine großzügige Menge von dem süßriechenden Zeug in ihre hohle Hand. Sie massierte ihre Oberschenkel, die Hüften, dann den Bauch und zum Schluß ihre Brüste. Sie schloß die Augen und genoß das Vergnügen. Die dunklen Spiegelkacheln warfen vier weitere bronzene Kittys zurück, die ebenfalls genossen, was sie tat. Dann, gänzlich eingesalbt, drehte sie die Hähne zu und ließ sich in die runde Badewanne gleiten.
Um den Rand der Wanne war elfenbeinfarbener Velours verlegt. Dort standen Cremetöpfe, Flakons und verschiedene Fläschchen
Weitere Kostenlose Bücher