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Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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merkte, daß er unverwandt auf den braunen Satz in seiner Kaffeetasse starrte.
      »Was zum Teufel soll das sein?«
      »Was meinst du?«
      »Diesen braunen Morast in meiner Tasse.«
      »Der kommt vom Filterkaffee.«
      »Aber wir haben keinen Filter«, belohnte er sie laut und vernehmlich. »Wir kochen Kaffee nach der französischen Methode.« Zur Bekräftigung hob er die Kaffeekanne mit dem Druckfilter hoch.
      »Du trinkst nur Costa Rica Kaffee. Und im Supermarkt hatten sie nur den gemahlenen für Kaffeefilter.«
      Geduld, Brian, Geduld, sagte er sich. Sie kann ja nichts dafür. Zähl einfach bis zehn.
      »Wenn du nicht umrührst, ist alles in Ordnung.«
      »Wie du es je geschafft hast, durchs Lehrerseminar zu kommen, ist mir schleierhaft.« Er goß den dicklichen dunklen Matsch über sein Müsli und schob die Schüssel von sich.
      An der Haustür klapperte der Briefschlitz. »Das müßte die Post sein«, verkündete Sue, doch Brian rührte sich nicht. Sue zögerte. Als Haushaltsvorstand war es ihm vorbehalten, die Post entgegenzunehmen, für den Fall, daß etwas Wichtiges dabei war. Aber zu Sues Verwunderung sagte er nur: »Na, dann hol sie schon. Sind vermutlich sowieso nur Rechnungen. Ihr zwei freßt mir ja die Haare vom Kopf.«
      Sue verkniff sich die Bemerkung, daß Lebensmittelrechnungen selten per Post ins Haus flattern, und ging in die Diele. Auf der Türmatte lag eine Briefsendung ... ein länglicher blütenweißer Umschlag, mit sauber getippter Adresse. Sue brachte ihn in die Küche. Brian streckte die Hand danach aus. »Na gib schon her. Bringen wir's hinter uns.«
      »Er ist für mich.«
      »Was?«
      »Aus London.«
      Sue war übel vor lauter Aufregung. Sie stand wie angewurzelt in ihrer Küche, den Umschlag in der Hand. Er war nicht groß genug, hatte auch nicht annähernd das Format, in das ihre Zeichnungen und das Manuskript gepaßt hätten. Sie riß das Kuvert mit zitternden Fingern auf, nahm ein steifes Blatt Papier mit Firmenemblem heraus und begann zu lesen. Sie runzelte die Stirn und las erneut. Dann sank sie in den Sessel.
      »Und? Was ist?«
      »Es ist von Methuen.«
      »Von wem?«
      »Methuen ... dem Kinderbuchverlag.« Brian wirkte gereizt und verwirrt zugleich. »Ich hatte ihnen eine Geschichte und Zeichnungen geschickt. >Hectors neues Pony.<«
      »Das hast du mir gar nicht gesagt.«
      »Sie wollen die Geschichte veröffentlichen. Ohhh, Brian ...«
      »Laß mich mal sehen!«
      Sue gab den Brief nur widerwillig aus der Hand, so als habe sie Angst, der Inhalt könne sich dadurch plötzlich verändern oder die Schrift unsichtbar werden.
      Nach einer kurzen sachlichen Prüfung des Brieftextes gab Brian das Schreiben zurück. »Wie ich mir schon gedacht habe.« Sie kriegt doch immer alles in den falschen Hals, dachte er. »Von Veröffentlichung ist mit keinem Wort die Rede.«
      »Was?« Seine Frau studierte den Brief erneut. »Aber die Lektorin schreibt...«
      »Sie schlägt lediglich ein Gespräch vor.«
      »Bei einem gemeinsamen Essen«, verbesserte Sue ihn erstaunlich energisch.
      »Gut, dann ist es eben eine Einladung zum Mittagessen«, erwiderte Brian patzig. »Offenbar meinen sie ganz allgemein, vielleicht mal was mit den Zeichnungen anfangen zu können. Mehr solltest du da aber wirklich nicht reininterpretieren.«
      Sue las den Brief zum vierten Mal. Es stimmte. Das Wort Veröffentlichung kam nicht vor. Und trotzdem ...
      »Ich betone das nur, damit du hinterher nicht enttäuscht bist«, fuhr Brian fort.
      Sue schwieg.
      »Sowas hat Methode. Auf diese Weise hält man Leute bei der Stange, von denen man nicht weiß, ob sie nicht doch noch mal nützlich werden können.«
      »Verstehe.«
      Sue verstand sogar sehr gut. Sie senkte den Blick, um ihre freudige Erregung zu verbergen und ihn nicht noch mehr zu verärgern.
      »Kein Wunder, daß es hier aussieht wie im Saustall.« Brian rutschte von der Bank. »Wenn du den ganzen Tag mit deinem Gepinsele vertrödelst.«
      Sue beobachtete, wie er seine karierte Winterjacke anzog, nach seiner Puma-Tasche griff und zur Tür ging.
      Als die Tür hinter ihm zugefallen war, saß Sue bewegungslos in ihrem Sessel, bis sie den VW davonfahren hörte. Dann stand sie auf, machte die Arme breit und ließ einen Freudenschrei los. Sie sprang aus ihren schweren Clogs und begann zu tanzen: einmal um die ganze Küche, kreuz und quer durchs Wohnzimmer, die

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