Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger
werden. Ein Glas vom Joiger Crozes-Hermitage würde ihn bei der Arbeit beflügeln. Was konnte es Schöneres geben?
Barnaby schlenderte entspannt an der Glaswand zum Bereitschaftsraum vorbei. Dabei fiel sein Blick auf Inspektor Meredith, der zu Barnabys Überraschung noch immer an seinem Platz saß. Seine Finger flogen über die Tastatur, er hatte den reptilienartigen Schädel leicht vornübergebeugt und starrte wie gebannt auf den Bildschirm.
* HECTORS SIEG AUF GANZER LINIE
Brian stocherte in seinem Müsli mit geraspelten Äpfeln herum. Er hatte eine miserable Nacht hinter sich und einen miserablen, fürchterlichen Tag vor sich. Regen trommelte rhythmisch gegen die Küchenfenster; und im Garten zerrte ein heftiger Wind an den Ästen von Bäumen und Sträuchern.
Brian rekapitulierte zum x-ten Mal seit seinem überstürzten Abgang von Quarry Cottages, was dort geschehen war. Obwohl er in seiner Phantasie bereits mehrere entscheidende Momente im Drehbuch des Abends zu seinem Vorteil umgeschrieben hatte, gab es noch reichlich Stellen, die seine Erinnerung an diese Stunden ausgesprochen unangenehm gestalteten.
Daher versuchte er gar nicht erst, länger bei ihnen zu verweilen. Schließlich war es ja keineswegs so, als könnten gewisse Dinge nicht zurechtgerückt werden. Immerhin war es das erste Mal gewesen. Da hatte man gewisse Unzulänglichkeiten nun mal einkalkulieren müssen. Jetzt, da er wußte, was Edie wollte, was sie erregte, sollte alles ganz anders werden. Während er auf die mittlerweile braun angelaufenen Apfelraspeln starrte, fügten sich diese wie durch Geisterhand wieder zu einem intakten Apfel zusammen, welcher sich prompt in eine perfekte cremefarbene Mädchenbrust mit rosaroten Brustwarzen verwandelte.
Brian begann unruhig und erregt auf seiner Bank hin und her zu rutschen und starrte angesäuert jene weibliche Fehlentwicklung an, die sich seine Frau nannte. Er wünschte sie mitsamt ihrem Mondgesicht, dem Hängebusen und ihren großen Füßen in intergalaktische Weiten. Gut, er hatte sich an sie verschwendet. Soviel war klar. All sein Intellekt, seine Talente waren bei ihr wie Perlen vor die Säue geworfen.
Brian hegte kaum einen Zweifel daran, wer die Schuld an den Patzern des vergangenen Abends trug und warum er, als er endlich das Mädchen seiner heißesten Träume in den Armen gehalten hatte, wie ein pubertärer Schüler reagiert hatte.
Eine sensiblere Partnerin, eine zartfühlendere, liebevollere Gespielin, hätte Mittel und Wege gefunden, die Sinnlichkeit eines Mannes zu fördern, hätte ihn in den Künsten der Wollust unterwiesen.
Warum nur hatte er sich von seinen Eltern überreden lassen, »das Richtige« zu tun? Warum hatte er nicht den Mut aufgebracht, sich abzusetzen und Susan mitsamt Kind sich selbst zu überlassen? Andere Männer hatten genau so reagiert. Tom Carter hätte es getan. Collar und Denzil würden es fraglos auch tun.
Brian steckte sich ein Kissen dorthin, wo andere einen Hintern hatten, und versuchte, eine bequemere Sitzposition einzunehmen. Der Gedanke, Edie zu begegnen, machte ihm etwas Angst. An diesem Tag allerdings fand weder eine Probe noch Englischunterricht statt. Sie würden sich also erst nach dem Wochenende wiedersehen, was ihm wie eine halbe, unerträgliche Ewigkeit vorkam. Es sei denn, einer von beiden provozierte ein Treffen.
Brian fragte sich, wie ein erstes Wiedersehen »danach« wohl verlaufen mochte. Vielleicht war sie scheu und brachte es nicht fertig, über den vorausgegangenen Abend zu sprechen. Vielleicht war sie aber auch ganz begierig darauf, ihn wiederzusehen, und schmiedete bereits Pläne für ein nächstes Tete-ä-tete. Brian beschloß tollkühn, das nächste Mal schick mit Edie auszugehen. Vielleicht in ein Hotel am Fluß ...
Die negativen Umstände ihrer Begegnung (schmuddelige Umgebung, vorzeitige Ejakulation des Claptonschen Samens und gewisse Verkrampfungen) begannen in seiner Erinnerung rasch zu verblassen. Auch Edies post-koitale Gefühllosigkeit, gestern noch verletzend, erschien ihm bei längerem Nachdenken vollkommen verständlich. Wie mußte sie auf diesen ersten Beischlaf gewartet haben! Da war es doch nur natürlich, daß sie sich nach seiner unzulänglichen Darbietung in sich zurückgezogen hatte, um sich vor weiteren Verletzungen und Erniedrigungen zu schützen.
Hätte sie nur seinen Bart nicht berührt!
Brian tauchte allmählich aus seinen Träumereien auf und
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