Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
Vom Netzwerk:
Treppe hinauf und hinunter und von Badezimmer zu Badezimmer.
      Dabei sang sie Textstellen aus Hectors Geschichten, alte Lieder, neue Schlager, Kinderreime, Werbeslogans. Sie sang den Brief von Methuen, die Schlagzeilen des Guardian und das Rezept für einen Kartoffel-Lauch-Auflauf.
      Sues alter brauner Rock und ihr Haar flogen im Kreis, und als sie schließlich erschöpft in den Sessel fiel, tanzte sie im Geiste weiter.
      Was soll ich nur machen? Ich kann doch hier nicht einfach ruhig sitzen bleiben. Nicht an einem Tag wie diesem. Wenige Minuten später sprang sie mit frischer Energie auf und starrte aus dem Fenster.
      Nie im Leben war ihr ein Tag so schön erschienen. Regen prasselte wie ein Blitzlichtgewitter gegen die Scheiben. Die Sonne lugte hinter den Wolken hervor. Darunter waren sogar ein paar Watteau-Wolken, schneeweiß und mit Wolkenschliff, aufgeblasen wie Pumphosen an der Leine. Als sie vom Fenster zurücktrat fiel ihr Blick auf ihr Spiegelbild, und sie blieb stehen.
      Ihre Backen glühten, und ihre Augen glänzten. Ihr langes schokoladenbraunes Haar, normalerweise so strähnig und unansehnlich, fiel plötzlich wie ein seidig schimmernder Vorhang auf ihre Schultern.
      »Was für ein Unsinn!« sagte sie laut und lachte. »So ein absoluter Blödsinn!«
      Sie entfernte sich von dem trügerischen Spiegel, setzte sich schnell wieder hin und versuchte vernünftig zu sein. Eine Veränderung war mit ihr vor sich gegangen. Wie und weshalb, vermochte sie nicht zu deuten. Zu einer kühlen Analyse war sie nicht fähig. Aber daß es so war, daran zweifelte sie nicht.
     
    Die Neun-Uhr-Besprechung verlief kurz und denkwürdig. Das Außendienst-Team, das Kaffee hinunterkippte und selbstzufriedene Gesichter zur Schau trug, war fündig geworden.
      Mehrere luxuriöse Gefährtinnen der Nacht, die nur von ihren Apartments aus arbeiteten, hatten zugegeben, auf Anruf einsame Geschäftsleute in ihren kriminell teuren Suiten im Golden Fleece Hotel zu besuchen, um sie die schmerzlich vermißten Annehmlichkeiten des häuslichen Lebens vergessen zu machen.
      Die meisten dieser kundigen Profis kannten einander, zumindest vom Sehen, und hielten stets wachsam Ausschau nach neuer und unerwünschter Konkurrenz. Zwei von ihnen war mehrmals eine Frau in ihrem Revier aufgefallen, auf die die Beschreibung der Polizei paßte.
      »Und woher wollen Sie wissen, daß es sich um die gesuchte Blondine handelt, Sergeant Johnson?« erkundigte sich Barnaby.
      »Die Beschreibung paßt exakt, Sir«, erwiderte Johnson und zückte ein Vernehmungsprotokoll. »Es stimmt alles ... sogar bis auf den kleinen Hut mit Schleier. Und sie trägt offenbar ausschließlich Schwarz. Eine Mrs____Fionnula Dobbs will sie mindestens ein halbes dutzendmal in den vergangenen Monaten gesehen haben. Und zwar immer in der Hotellobby. Sind Sie je im Fleece gewesen, Sir?«
      »Nur, wenn ich die Zeche nicht selbst berappen mußte.«
      »Verständlich. Die Lobby jedenfalls ist verdammt schick. Viele tiefe Polstersofas und Sessel, Tische mit Zeitungen und Illustrierten und eine exquisite Bar. Die Dame soll normalerweise allein dort gesessen, etwas gelesen oder Kaffee getrunken haben.«
      »Hat sie geraucht?«
      »Hm.« Johnson wurde rot. »Habe vergessen, mich danach zu erkundigen.«
      »Fahren Sie fort.«
      »Die Damen fanden sie zwar nicht unattraktiv, aber letztendlich zu alt, um eine echte Konkurrentin zu sein. Jedenfalls achtet das Fleece streng auf jede käufliche Dame, die versucht, im Hotel anzuschaffen. Der Barkeeper hielt sie für keine vom einschlägigen Gewerbe. Sie soll nie jemanden angesprochen haben, und wenn sie von jemanden angemacht worden ist, wurde derjenige immer höflich zurückgewiesen. Die Belegschaft hat um zehn Uhr heute morgen gewechselt... aber ich glaube kaum, daß die Tagesschicht mehr Informationen für uns hat.«
      »Und keine der Frauen, mit denen Sie gesprochen haben, hat je ein Wort mit ihr gewechselt?«
      »Nein. Wie gesagt, vom Hotel aus gibt es strikte Vorschriften, was die Besuche der Mädels betrifft. Sie gehen geradewegs in die Zimmer der Klienten und verlassen diese wieder auf dem direkten Weg. Machen Sie auch nur den Versuch, einen weiteren Kunden aufzureißen, wird ihnen in Zukunft der Zutritt verwehrt.«
      Damit legte der Sergeant den Stapel Vernehmungsprotokolle neben einen Computer.
      »War's das?« fragte Barnaby. Alle nickten. »Und niemand weiß was über sie? Woher sie

Weitere Kostenlose Bücher