Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger
mit...«
»Sie bringt gerade einen Katalog zu Laura zurück.«
Amy hatte Silber geputzt, das in einem mit grünem Filz ausgeschlagenen Kasten auf dem Tisch lag. Der scharfe Geruch einer Chemikalie hing in der Luft.
Sue setzte sich und lachte übermütig. »Ich weiß nicht, was ich mit mir anfangen soll. Ich glaube, ich drehe durch.«
Erst allmählich beruhigten sich die beiden Freundinnen. »Das müssen wir feiern. Aber hier gibt's natürlich nichts zu trinken. Nicht mal Sherry zum Kochen.«
»Komisch, daß du das sagst ...« Sue zog aus ihrer Einkaufstasche eine Pappschachtel, eine Flasche und einen Korkenzieher.
»Voilä!«
Sie nahm das Gummiband von dem Karton und klappte ihn auf. Er enthielt eine Schokoladentorte. Dann entkorkte sie den Weißwein aus der Gascogne.
Amy brachte ein scharfes Messer, zwei Teller und Gabeln sowie zwei Weingläser aus dem Wohnzimmer. Der Kuchen hatte zwar ein leicht künstliches Aroma, und der Wein hätte kühler sein können, aber Sue und Amy genossen jeden Bissen und jeden Schluck. »Das war herrlich«, seufzte Amy schließlich.
»Hoffentlich war's nicht so teuer.«
»Fast sechs Pfund.«
»Sue!« Amy legte entsetzt die Gabel beiseite. »Wie willst du das denn wieder wettmachen?«
»Keine Ahnung. Ist mir auch egal.«
»Aber morgen ist doch dein Einkaufstag. Paß auf.« Amy legte die Hand auf den Arm der Freundin. »Das geht auf meine Rechnung. Ich habe noch Geld übrig vom ...«
»Nein, Amy«
»Aber ich bin deine Freundin.« Doch Sue schüttelte nur eigensinnig den Kopf. »Dann nimm es halt als Darlehn. Sobald du wieder flüssig bist, zahlst du's mir zurück. Was hat eigentlich Brian dazu gesagt?«
»Daß sie nicht die Absicht haben, die Geschichte zu veröffentlichen, sondern sich nur nichts durch die Lappen gehen lassen wollen, was einigermaßen gut zu sein scheint.«
»So ein Blödsinn!« Amy wurde rot vor Wut.
»Finde ich auch«, pflichtete Sue ihr bei.
»Dieser widerliche kleine Miesmacher!«
»Ich hab's ihm sowieso nicht geglaubt.«
»Gott sei Dank.« Amy nahm sich zusammen. »Also, was willst du anziehen?«
»Das weiß der Himmel. Eigentlich habe ich nichts.«
»Dann geh zur Freien Selbsthilfe. Die haben tolle Sachen. Ich leihe dir das Geld. Keine Widerrede. Du mußt hübsch aussehen.«
»Danke.« Sue betrachtete die Freundin liebevoll. »Das nächste Mal bist du dran. Wenn du Rompers fertig hast, werden sie sich um das Manuskript nur so reißen.«
Amy antwortete nicht. Sie schien abwesend und melancholisch. Sue fragte sich, ob sie wohl an Ralph dachte. »Und dann kann ich dir helfen«, fuhr Sue hastig fort. »Ich besorge dir einen Agenten ...«
»Oh, Sue!«
Beide verfielen in glückliches Schweigen, genossen den Unterschied zwischen gestern und heute. Und wenn ich morgen aufwache, dachte Sue, dann ist es noch immer wahr. Das kann mir niemand mehr nehmen.
»Mein Gott, ich war so glückselig, daß ich dir gar nicht erzählt habe, was sonst noch passiert ist.«
»Hier ist auch was passiert.«
»Amy ... was denn?«
»Du zuerst.«
Und dann erzählte Sue von Rex. »Aber das kann doch nicht sein«, murmelte Amy, als Sue geendet hatte. »Du hast ein Wunder vollbracht. Ich habe ihn heute morgen im Park gesehen. Mit Montcalm.«
»Ja, Gott sei Dank. Und er will auch wieder schreiben. Das hilft sicher. Aber solange sie den Mörder nicht gefunden haben ...«
»Mrs. Bundy hat gestern erzählt, daß sie einen Koffer suchen.«
»Einen von Geralds Koffern?«
»Ja. Aus braunem Leder. Der Mörder hat ihn offenbar mitgenommen.«
»Das deutet definitiv auf einen Einbrecher hin. Das muß ich Rex erzählen. Es wird ihn erleichtern.«
Sue begann ihre Sachen wieder in die Einkaufstasche zu laden. »Wissen Sie denn, was in diesem Koffer gewesen sein soll?«
»Der gesamte Inhalt einer Kommode«, antwortete Amy. »Zumindest behauptet das Mrs. Bundy. Sie hat sich sehr ausführlich darüber ausgelassen.«
»Überrascht mich, daß Honoria ihr das durchgehen ließ.«
»Die war ja gar nicht dabei.« Amy seufzte. »Ich helfe dir mit Rex. Ich besuche ihm. Vielleicht können wir auch Laura bitten.«
»Ah ... das wollte ich dir auch noch erzählen. Sie zieht aus.«
»Zieht aus? Wohin?«
»Das weiß sie noch nicht. Ich bin gestern abend bei ihr gewesen, weil ich einfach mit jemandem über die Sache
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